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— Nach Angabe des Sächsischen Wochenblattes vom 27. November sind bis jetzt auf Grund des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemo kratie verboten: 14 l Vereine oder Verbindungen und 146 Druckschriften. Pirna. In dem Concurse der Pirnaer Bank, der seit 4 Jahren spielt, wird sich in diesen Tagen der Schluß act vollziehen, indem noch au« dem Bestände der Restmasse eine Schluß-Dividende von 5>/, pro Cent an die Gläubiger vertheilt wird, wodurch au dieselben im Ganzen nunmehr ein schließlich Zinsen einige 40 pro Cent ihrer Forderungen zur Befriedigung gelangen. ES wird dadurch endlich eine Ange legenheit zu Grabe getragen, die nicht nur sämmtliche, an dem Concurse Betheiligte in steter Aufregung gehalten, sondern auch die Geschichte von dem „Pirna'schen Elend" in neuerer Auflage in ganz Sachsen zu einer traurigen Bedeutung brachte. Mittweida. In Neudörfchen starb am Mittwoch der Weber Groitzsch. Als seine Frau dem Tobten drei Ringe von den Fingern ziehen wollte, waren diese so starr gekrümmt, daß es ihr nicht gelang, die Hand zu öffnen. Da Groitzsch nun einmal an Starrkrampf litt, vermuthete man, daß er diesmal wieder von demselben befallen worden sei. Man ließ den Tobten auf der Bahre liegen und beobachtete ihn. Bis Sonntag haben sich keine sogenannten Todtenflecke, die Anzeichen des sicheren Todes, gezeigt. Es wird daher allge mein angenommen, daß G. nur im Starrkrampf liegt. Chemnitz. Der Verein gegen Verfälschung der Lebensmittel erfüllt getreulich seine Aufgabe, indem er in der Stadt und auf dem Lande die Lebensmittel und was zur Bereitung derselben gehört, gewissenhaft untersucht und ihren Nahrungswerth prüft. Es klingt unglaublich, was uns über diese Prüfungen von verläßlicher Seite mitgetheilt wird. Die Chocolade ist z. B. im Preise gestiegen und in demselben Maaße schlechter geworden. Bei einem Pfund, das 1 Mark 50 Pfg. kostet, wurden 5 <>/o, bei einem Pfund im Preise von 2 Mark 7 >/r «/o und bei einem Pfund Chocolade, das 3 Mark -kostet, 10 °/o werthlose Kartoffelstärke als Zusatz gefunden. Von den Gewürzen, die mit der Versicherung „ganz unver fälscht" angeboten wurden, erwies sich bei der Prüfung nicht ein einziges als unverfälscht. Zimmt war z. B. mit gerö steter Brotrinde und zerstoßenem Cigarrenkastenholz, Pfeffer und Piment mit Eichenmehl und Preßrückständen des Lein- saamens vermischt. Berlin. Was man schon seit mehreren Tagen mun kelte und besprach, ist zur Thatsache geworden: Der soge nannte „kleine Belagerungszustand", wie man es bei Berathung des SocialistengesetzeS nannte, ist über die Stadt Berlin und die Kreise Teltow, Nieder-Barnim und Ost Havelland verhängt worden. Personen, von denen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit zu besorgen ist, kann der Aufenthalt in den genannten Bezirken versagt werden; das Tragen von Waffen ist verboten (s. vor. Nr. dö. Bl.). Daß dieser Schritt der preußischen Regierung mit ber be vorstehenden Rückkehr des Kaisers und Königs nach Berlin zusammenhängt, liegt auf der Hand. Ob man besondere Gründe hatte, solche außerordentliche SicherheitSmaßregeln zu treffen, oder ob nur die allgemeine pflichtmäßige Fürsorge für Abwendung selbst nur einer möglichen Gefahr von dem ehrwürdigen Haupte des greisen Monarchen, das bereits zwei mal einer solchen ausgesetzt gewesen, jene Bekanntmachung dictirt hat, ist gleichgültig; der preußischen Regierung ist sicherlich nur Dank zu wissen, wenn sie für ein so theureS Leben eher zu viel als zu wenig Besorgniß zeigt. Dänemark. Die Vermählung der Prinzessin Thhra mit dem Herzog von Cumberland wird am 21. December in der Kirche des Schlosses ChristianSborg stattfinden. Spanien. Der König Alphons beabsichtigt, die Prin zessin Christina, Schwester der verstorbenen Königin Mer cedes, zu heirathen. Dieselbe Herzogs von Montpensier, 1852 als ihre verstorbene Schwester, AlphonS, der 21 Jahre zählt. ist die zweite Tochter des geboren, also 8 Jahre älter, und auch älter als König Dresdener Producten-Börse vom 15. November. Mark Weizen, weiß . . . 185—190 do. gelb . . . 180-183 do. fremd weiß . 180-193 do. bunt . . . 160-183 Roggen, inländ. . . 136—141 do. aaliz. u. rnss. 120—133 do. fremder . . 138—142 Gerste, inländ.. . . 150—160 do. böhmische . . 170—180 do. Futter . . . 120—135 Hafer, inländ. . . . 120—130 Kukurutz .... 130-138 Erbsen, Kochwaare . 160—180 do. Futterwaare . 130—150 Wicken 125-130 Oelsaaten, Raps . . 250—260 do. Rübsen . 230-250 Thimothee .... Klecsaat, rother . . Kleesaat, weißer . . Riiböl, rafstuirt . . Herbst Rapskuchen.... Spiritus per 100 Liter Weizenmehle, Kaiserausz. Griesler-Auszug Bäcker-Mundmehl Griesler-Mundmehl Pohl-Mehl. . . Roggenmehle, Nr. 0 'Nr. 1 . . . . Futtermehl .... Roggenkleie.... Weizenklcie .... 85-95 90-120 62,00 14,00 52,000 38,00 34,00 25,00 19,00 16,00 22,00 20,00 12,40 9,80 8,20 Vermischtes. Wer zahlt die höchsten Einkommensteuersätze? Aus diese gewichtige Frage giebt die soeben erschienene offizielle Nach weisung von Seiten des Finanzministeriums folgende interessante Antwort: In der 67. Stufe, bei einem Einkommen von 2,340,000 bis einschließlich 2,400,000 Mark, und einem jährlichen Steuersatz von 70,200 Mark, giebt es nur eine Person, und zwar im Regierungsbezirk Wiesbaden, den Freiherrn von Rothschild in Frankfurt a. M., in der 66. Stufe mit 68,400 Mark Steuer eben falls eine Person im Regierungsbezirk Wiesbaden, wie man glaubt, den Banquier Erlanger in Frankfurt a. M.. Es folgen sodann im Regierungsbezirk Düsseldorf Krupp mit 59,400 Mark, eine Person mit 39,600 Mark im Regierungsbezirk Oppeln, von Tiele- Winkler, eine Person mit 34,200 Mark in Berlin, und zwar der jüngst verstorbene Commerzicnrath Heckmann, je eine Person mit 32,400 Mark Steuer in Berlin, v. Blsichröder, und im Regierungs bezirk Oppeln, Graf Henkel v. Donnersmark; je eine Person mit 30,600 Mark in Berlin, Borsig'sche Erben. In Berlin zahlen ferner 1 Person 18,000 Mark, je 2 Personen 16,200 Mark, je 4 Personen 12,600 Mark, je 5 Personen 10,800 Mark, je 2 Per sonen 9000 Mark, je 11 Personen 7200 Mark, je 11 Personen 6120 Mark, je 17 Personen 5040 Mark, je 12 Personen 4320 Mark, je 20 Personen 3600 Mark, je 12 Personen 3240 Mark, je 17 Personen 2880 Mark, je 35 Personen 2520 Mark, je 51 Personen 2160 Mark. Liebe und Wein. Wie treff' ich die rechte Wahl Hier zwischen Liebe und Wein? Mein Stern soll der gold'ne Pokal, Doch Liebchens Auge die Sonne sein. Anmuth strahlt von Kelcheslippen, Wonne kündet Rosenmund, Hier zu lauschen, dort zu nippen, Macht des Menschen Herz gesund, Kaum setz' das Glas ich an den Mund, Wird auch der Liebe Gruß mir kund Und tönt als Lied im Herzensgrund. So deutet klar der Geist des Weins Das dunkle Wort mir: „Drei sind eins!" Rührt's Dich nicht, Du mein grausames Kind? Des Sonntags, wenn ich Dich im Glanze seh', Geschmückt mit dem neuesten Hut, Ergreift es mich fast, wie ein eignes Weh; Mein Kind, ach, das steht Dir nicht gut!