Volltext Seite (XML)
— 902 — Gewerbeordnung von der Grundlage einer gesunden Gewerbe politik abweiche. Eint Fortsetzung über die jedenfalls praktisch interessantesten Punkte der Denkschrift, die fachgewerbliche Corporation und das Lehrlingswesen, versprach derselbe in einer demnächst stattfindenden Versammlung zu geben. Dippoldiswalde, 2. December. Gestern erstattete der Abgeordnete des hiesigen ländlichen Wahlbezirks, Herr Amls- hauptmann v. Bosse, in einer sehr zahlreich besuchten Ver sammlung im Saale des Gasthofs „zum Stern" seinen Wählern Bericht über die Thätigkeit des letzten Landtags, soweit durch dieselbe das Interesse des hiesigen Bezirks be rührt worden war. — Nachdem Hr. Hauptmann Aster den erschienenen Herrn Abgeordneten begrüßt und zur Wahl eines Vorsitzenden aufgefordert hatte, wurde durch Acclamation Hr. AmtShauplmann v. Kessinger mit Leitung der Versamm lung betraut, und Hr. AmlShauptmann v. Bosse erstattete nun in kurzen Zügen seinen Bericht. Bei der Schwere der Zeit habe die Staatsregierung Hand in Hand mit dem Land tage ihr Augenmerk mit Wohlwollen auf die Befriedigung der Interessen des Landes gerichtet, wozu er z. B. erwähnen wolle, daß die von vielen kleinen Orten gefürchtete Auf lösung kleinerer Gerichtsämter vermieden worden sei. So sei ja auch an Altenberg der Kelch vorübergegangen. In Bezug auf die Steuervorlagen könne er kurz sein, da er bereits am 30. December vor. I. vor dieser Versammlung über dieselben rcferirt habe. Er habe für dieselben gestimmt, und wenn dies von einigen Abgeordneten der zweiten Kammer nickt geschehen sei, so hätten dieselben dies darum gethan, weil sie gehofft hätten, es werde die Vorlage von der ersten Kammer abgelehnt werden, und es werde sich bei dem Ver- einigungsverfahren von dem Präcipuum noch etwas abhandeln lassen. — Uebergehend auf die Eisenbahn Vorlage, die unfern Bezirk vorläufig am meisten interessirende, so sei leider auf vorigem Landtage etwas Positives nicht geschehen. Man habe sich unserm Bezirke gegenüber, dem eigenthümlichen Ver- hältniß gegenüber befunden, daß sich die Wünsche in vier verschiedenen Petitionen ausgesprochen hätten, deren jede eine andere Linie gewünscht habe. Die Bemühung, dieselben unter Einen Hut zu bringen, sei leider erfolglos gewesen. Gewiß sei man durch eine im „Boten vom Geising" enthaltene Nach richt, welche die endliche Erfüllung unserer Wünsche in nahe Aussicht stelle, erfreut gewesen. Nun wisse er zwar nicht, von welcher der Regierung nahestehenden Person die betreffende Notiz gegeben worden sei, könne überhaupt etwas Sicheres durchaus nicht in Aussicht stellen, habe aber allerdings auch die Hoffnung, daß schon dem nächsten Landtage eine dies bezügliche Vorlage der Regierung zugehen werde. Man möge nur versichert sein, daß, wie er bisher dieser Angelegen heit mit besonderer Vorliebe sich angenommen habe, er auch in Zukunft zur Förderung derselben Alles lhun werde, was in seinen Kräften stehe. — Kurz berührte der Hr. Abgeord nete noch, daß die auf dem Landtage gegen die Schulin- spectoren erhobenen Angriffe als ungerechte zu bezeichnen seien, wenn auch ein gewisser Feuereifer hier und da vorge kommen sein möge, der manche Gemeinden mehr als bisher in Anspruch genommen habe. Daß man auf berechtigte Wünsche eingehe, zeige die abermalige Hinausschiebung des Anfangtermins für den Turnunterricht. — Die Vorlage über Fischereigenossenschaften sei von der ersten Kammer noch nicht erledigt, von der Regierung im Landtagsabschiede aber die Erledigung für nächste Session verheißen worden. — Es sei eine schwere Zeit durchzumachen; man werde sie jedoch, so hoffe er, vermöge der uns innewohnenden Kräfte bestehen, und wenn nicht ganz unvorhergesehene Fälle ein treten sollten, lasse schon die nächste Zeit Erleichterung hoffen. Nach einer jedenfalls nicht vor das Forum der heutigen Versammlung gehörenden Anfrage des Hrn. Bering-Lungk- witz, innere Schulangelegenheiten betreffend, fragte Hr. Vogel- Saida an, ob es der Hr. Abgeordnete für angezeigt halte, nochmals in Eisenbahnangelegenheiten zu petitioniren, waS dahin beantwortet wurde, daß eine weitere Bemühung nichts schaden könne, man sich aber dircct an die Regierung wenden möge, was, wie wir hören, bereits im Gange ist. Bet dieser Gelegenheit betonte Hr. AmtShauptmann v. Bosse nochmals, daß er Sicheres nicht mittheilen könne, wohl aber gehört habe, daß 3 Linien in Vorschlag kommen dürften, und zwar 1) über Kreischa, 2) Weißeritzthal-Hainsberg, und 3) über Possendorf. Mit Dank, der dem Referenten durch Erheben von den Sitzen ausgesprochen wurde, schloß nach einstündiger Dauer die Versammlung. — Wir hören, daß gegründete Aussicht vorhanden ist, auch für das nächste Jahr werde der 2. Termin der Brand kasse nicht erhoben werden. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate November 251 Einzahlungen im Betrage von 23,599 Mark 96 Pfg. gemacht, dagegen erfolgten 251 Rückzahlungen im Betrage von 27,356 Mark 56 Pfg. — (Geschäfts-Uebersicht des Borschußvereins für Dippoldiswalde u. Umgegend auf Monat Novbr. 1878.) Einnahme: 74 Mark 35 Pf. Stammeinlagen. 5 - 40 - Eintrittsgelder und Bücher. 10530 - 10 - Spareinlagen. 5220 - — - verkaufte Staatspapiere. 90 - 33 - Zinsen von Staatspapieren. 24886 - — - zurückgezahlte Vorschüsse. 234 - 79 - Provision für Vorschüsse. 668 - 41 » Zinsen für Vorschüsse. 9986 - 82 - Kassenbestand vom October. 51696 Mark 20 Pf. Sa. der Einnahme. Ausgabe: 11575 Mark — Pf. gegebene Vorschüsse. 5010 - 20 - gekaufte Staatspapiere. 31252 - 1 - zurückgezahlte Spar-Einlagen. 532 - 25 - Zinsen hierauf. 33 - 50 - zurückgez. Stamm-Einlagen u. Divid. 52 - 20 - Regie-Aufwand. 48465 Mark 16 Pf. Sa. der Ausgabe. — Das gelinde Wetter der letzten Wochen paßt gar nicht zu dem beginnenden Weihnachtsgeschäft, und allge- mün wünscht man einen tüchtigen Frost und lustiges Schnee treiben mit Schlittenbahn. Die Geschäftsleute klagen, daß das Wintergeschäft, welches zu Anfang November ein viel versprechendes zu werden schien, jetzt ganz und gar matt gehe. Auch die Landwirthe wünschen sehnlich Schneefall und Frost. — Das am vergangenen Dienstag in Nieder-Schlott- Witz vom Schulvorstand arrangirte und von Herrn Musik- Director Hoppe aus Dippoldiswalde in Gemeinschaft mit dem Männergesangverein zu Glashütte in opferbereiter Weise ausgeführte Concert hatte sich eines sehr zahlreichen Zu spruches aus den umliegenden Ortschaften zu erfreuen. Der reiche Beifall und das Bravorufen nach jedem einzelnen Vorträge gaben so recht Zeugniß von den vortrefflichen Lei stungen des Stadtmusikchores zu Dippoldiswalde, sowie des Männergesangvereins zu Glashütte. — Ist nun auch die volle Einnahme dieses Concerts in den Schulhausbaufond geflossen, der bis jetzt nur von Ebbe reden kann, so war das Concert recht eigentlich eine Unterstützung für die, durch den erwähnten Bau auf's höchste angestrengte, kleine Gemeinde; aber gewiß ist auch jeder Besucher durch den musikalischen Genuß in vollster Weise befriedigt worden. Dresden. Bezüglich der Wanderlager und Waaren- Auctionen, welche auch den hiesigen Geschäftsleuten schon so vielen Schaden zufügten, rührt man sich auch hier. In der nächsten Sitzung der Stadtverordneten wird ein vielfach unterstützter Antrag eingebracht werden, der eine besondere städtische Besteuerung solcher Lager und eine strengere Ueber- wachung des AuctionSwesenS bezweckt.