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und erwähnte speciell das schändliche, an Berrätherei grenzende Benehmen des Commandanten v. Lacadou in Kolberg als ein Zeichen des Verfalls der damaligen preußischen Parade offiziere, die die Schmach und Schande des Vaterlands mit verschuldeten, und hob dagegen als Zeichen der höchsten Vaterlandsliebe und Begeisterung das des Patrioten Nettelbeck und des FreischaarenführerS Lieutenants v. Schill hervor. Nächsidem zeichnete er Napoleon'« Aussaugungssystem und schilderte Davon st's fürchterliches Hausen und die Verjagung von 30,000 Menschen, wogegen er das Benehmen der edlen Frauen Hamburgs gegen die schamlosen französischen Offiziere lobend anerkannte. Dann ging er über auf die herrliche große Begeisterung der Nation im Jahre 1813 und den folgenden Befreiungskämpfen bei Leipzig uud Waterloo, und forderte auf, wie 1870 zu handeln, wenn abermals das Vaterland in Gefahr kommen sollte. Dabei vergaß er nicht der geistigen Hilfe unserer Heroen, unserer Dichter Lessing, Göthe, Schiller, Rückert, Arndt, Körner u. A., der patriotischen Reden von Fichte und Schleiermacher und des Dichters der Wacht am Rhein zu gedenken und das Lied: „Frisch auf, mein Volk" vorzutragen. Er schloß mit nochmaligem Danke gegen unfern erhabenen Kaiser, unfern König und brachte ein dreimaliges Hoch auf diese beiden, von uns Allen so hochverehrten und geliebten Fürsten aus, in das die Ver sammlung begeistert einstimmte. Zum Schluß des Festes folgte ein Ball, der die Versammlung bis zur frühen Morgenstunde heiter zusammenh'elt. Lockwitz. Vom prachtvollsten Wetter begünstigt, das eine allseitige Theilnahme gestattete, wurde hier am 5. Sep tember die 6. Generalversammlung des Bienenwirth- schaftlichen Hauptvereins im Königreich Sachsen er öffnet. Nach dem Empfange der Delegirten und Mitglieder der Vereine begannen Vormittags 10 Uhr die Verhandlungen mit einer Ansprache des Ehrenpräsidenten Baron v. Kap-Herr, in der derselbe die Anwesenden bewillkommnete und die Sitzung mit einem Hoch auf den hohen Protektor des Ver eins, auf Se. Maj. den König, eröffnete. Dem Rechenschafts bericht, erstattet vom 1. Präsidenten, Hrn. Pastor Sauppe in Lückendorf bei Oybin, entnehmen wir nur, daß sich der Haupt verein aus 85 Zweigvereinen mit ca. 2750 Mitgliedern zu sammensetzt, die ca. 19—20,000 Stöcke besitzen. Der Verlust des abgelaufenen Vereinsjahres stelle sich auf ca. 1500 Stöcke, trotzdem sei aber dock gegen den letzten Bericht ein Wachsen von 3000—3500 Stöcken zu constatiren. Durchschnittlich habe jeder Stock der Vereinsmitglieder einen Reinertrag von 12—15 Mark an Honig und 1—2 Mark an Wachs geliefert. An den Rechenschaftsbericht schlossen sich die mehr oder weniger interessanten Vorträge, an die sich, durch die vorge rückte Zeit veranlaßt, nur kurze Debatten knüpften. So sprach Hr. Bergwerksdirector H. Lange in Bertsdorf (Lausitz) über die Frage: „Warum verdient die Bienenzucht noch eine größere Beachtung und Verbreitung, als sie bisher fand?"; Hr. Reg.-Secretär Wächter aus Merseburg über „Was thul den deutschen Imkern noth", und verlangte derselbe vor Allem ein brauchbares deutsches Bienenschutz-Gesetz, darauf hin weisend, daß sich die in den nächsten Tagen in Greifswalde weilende Versammlung deutscher und österreichischer Bienen- wirthe mit diesem Thema zu beschäftigen haben werde. Hr. Carl Paul aus Spitzcunnersdorf berichtete über „Racen- befruchtung im geschlossenen Raume" und zeigte den von ihm erfundenen Apparat vor, denselben sowie die von ihm ange wandte Methode erklärend. Hr- Cantor Schulze in Löbtau, sowie Hr. Lehrer Mutschink in Demitz bei Bischofswerda, sprachen über die Stellung des Volksschullehrers und der Fortbildungsschulen zur Bienenzucht, während der Vortrag des Herrn Ortsrichter Götze, Vorstand des ZweigvereinS zu Lommatzsch: „Welcher Unterschied waltet ob zwischen einem Bienenhalter und einem Bienenvater" durch das schwache Organ des Vortragenden und durch das zahlreiche störende Aufbrechen der Anwesenden, selbst dem näher Sitzenden fast unverständlich blieb. — Im Laufe der Verhandlungen brachte der Präsident ein Telegramm Sr. Maj. des Königs, der sein Erscheinen bei dem Feste in Aussicht gestellt hatte, zur Ver lesung, daß es ihm infolge der Rückkehr I. M. der Königin aus der Schweiz, nicht möglich sei, nach Lockwitz zu kommen. — Mit einem Hoch auf das fernere Gedeihen des Vereins und alles das Bienenwesen Betreffende ward die Sitzung ge schloffen, an die sich ein Festmahl anschloß. Verbunden mit der Versammlung war eine Ausstellung von Bienenwohnungen und Völkern, die sehr zahlreich besucht wurde. In allen Stöcken neuerer und neuester Methode konnte man die kleinen scharfbewehrten fleißigen Meister in ihrer ununterbrochenen Thätigkeit bewundern, und die Vor sorge wahrnehmen, mit der der Imker seine kleinen Freunde vor allen Unbilden zu wahren sucht. — Produkte aus. Honig und Wachs, Bienennahrung, Bienenliteratur und bienenwirth- schaftliche Geräthe vervollständigten die höchst instruktive Aus stellung. — Aus hiesiger Gegend hatten die Herren Kaufmann Richter, Gärtner Philipp, Tischler Schwenke, Baumwärler Loßner und König aus Ulberndorf Bienenwohnungen, theil- weise mit Völkern, sowie der hiesige Bienenzucht-Verein Tafeln mit riesigen apistischeu Abbildungen ausgestellt. — Die Be wohner von Lockwitz hatten durch Schmücken der Gebäude durch Kränze, Guirlanden und Fahnen ihre Theilnahme an dem Feste zu erkennen gegeben, wie auch Hr. Baron v. Kap- Herr in höchst liberaler Weise seinen Park und die Gewächs häuser den Festtheilnehmern geöffnet hatte. — Eine Verwesung von Ausstellungsgegenständen und ein Ausflug in die sächsische Schweiz an den folgenden Tagen beschlossen die Generalver sammlung des sächsischen Bienenwirthschafllichen Hauptver- einS, dessen nächste in zwei Jahren in Grimma abgehalten werden soll. *— Nachdem die Gemeinden Oberschlottwitz, Nied er- schlottwitz und Neudörfel sich Jahre lang nach einem eigenen Schulwesen gesehnt haben, ist am 3. d. Mts. da« neue Schulhaus gehoben worden. Bei dieser Gelegenheit fand eine ebenso würdige, wie alle Theilnehmer erfreuende Feierlichkeit statt. Unter Musikbegleitung zogen der Schul vorstand, der Baumeister Scheinert aus Liebstadt mit seinen Bauleuten, und eine große Zahl von Gemeindegliedern der genannten drei Dörfer vom Gasthofe zu Oberschlottwitz, um 4 Uhr Nachmittags auf den Bau, woselbst nach dem Gesänge des Verses „Nun danket Alle Gott" der Lokalschulinspector, Pastor Portmann aus Liebstadt, die festliche Ansprache hielt, und mit besonderem Danke auch des Mühlenbesitzers Hille aus Oberschlottwitz gedachte, welcher den Bauplatz für das Schulhaus den Gemeinden zum Geschenke gemacht hat. Abermaliger Choralgesang beschloß diesen Theil der Feier. Darauf fand im Gasthofe zu Oberschlottwitz ein sehr gemüth- liches Abendessen statt, gegen dessen Ende zur Freude aller Anwesenden noch der frühere Gemeindeälteste Dittrich, jetzt in Mühlbach wohnend, erschien, welcher sich unendliche Mühe um das Zustandekommen des Schulbaues gegeben hat, und seine Liebe zu der früheren Heimath noch dadurch bethätigte, daß er zur Beschaffung einer Uhr an das Schulhaus ein bedeutendes Geschenk machte, worauf eine durch den Pastor Portmann veranstaltete Sammlung für diesen Zweck eine Summe von 38 Mark ergab. — So sieht nun die Schul gemeinde nach diesem schönen Feste mit Freuden dem Tage der Weihe ihres SchulhauseS entgegen. —n. Leipzig. Bei der sächs. Lotterie ist eine bisher be standene Einrichtung der fortschreitenden Kultur zum Opfer gefallen: das Ziehen der Loose und Gewinne aus den Trommeln durch Waisenknaben, welche dafür — und oft auch Seiten glücklicher Gewinner — von der Direktion eine Vergütung erhielten. Jetzt hat nun die Schulbehörde den Rath veranlaßt, die fernere Verwendung von Waisenknaben zu gedachtem Zweck zu untersagen, und es unterziehen sich vereidete Notare der Loosziehung, die dergestalt geschieht, daß sie mit einem Gefäß