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Dienstag. Rr. 105. 10. September 1878. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt für die Königs. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Gerichts-AernLer und die Stadtmtl-e zu Dippoldiswatde und Krauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Csrl IchNk in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Au beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 25 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Austage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Amtlicher Theis. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll Mittwoch, den «. November 1878, das Marien Agnes verehel. Zeidler, geb. Vogel in Lungkwitz zugehörige Haus- und Gartengrundstück Nr. 56 des Katasters, Nr. 104n des Flurbuchs und Nr. 57 des Grund- und Hhpothekenbuchs für Lungkwitz, welches Grundstück am 31. August 1878 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 2478 Mark gewürdert worden ist, nothwendiger Weise ver steigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Dippoldiswalde, am 2. September 1878. Königliches Gerichtsamt. Klimmer. In der Zeit vom 2. bis 7. vorigen Monates ist in Dorf Seyde aus einer Wohnstube, bez. vom Vorsaale ein weißleinenes Oberhemd, ungezeichnet, mit weißen Knöpfen und Querfalten über die Brust gestohlen worden, was hiermit behufs Ermittelung des Thäters und Wiedererlangung des Gestohlenen öffentlich bekannt gemacht wird. Frauenstein, am 5 September 1878 Königliches Gerichtsamt. Küchler. Tagesgefchichte. -f Frauenstein. (Verspätet.) Im hiesigen Gewerb- verein wurde das Sedan fest, des auf den 2. September fallenden Jahrmarkts wegen, bereits am 1. September Abends gefeiert. Die Gesangvereine des Hrn. 6. Rößler und des Hrn. Postverwalter Riesen trugen mehrere patriotische Lieder vor; Fräul. Schellhorn sang Körner's „Vater, ich rufe dich!" und Fräul. Rößler das Lied „Hurrah, du stolzes Weib Germania!" Darauf hielt Hr. vr. Röber eine längere patriotische Ansprache. Er leitete dieselbe ein mit Schiller'S Worten aus Tell: An's Vaterland, an's theure, schließ' dich an, Das halte fest mit deinem ganzen Herzen! und begrüßte die Versammlung deshalb damit, weil wir ein Dank- und Freudenfest, ein Sieges- und Erhebungsfest feiern, vor Allem aber ein Vaterlands fest. Wir danken, äußerte er, heute dem Herrn der Heerschaaren, dann unserm Kaiser und König, den Heerführern und unserm ganzen Heere. Wir feiern ein Freudenfest in allen Gauen Deutschlands, weil durch sie und das Heer wir wurden ein einig Volk von Brüdern; wir feiern ein Fest der Freude, weil wir die Söhne eines großen und mächtigen Kaiserreichs sind, weil der Roth- bart im Kyffhäuser auferstanden ist in dem Heldenpreis mit dem weißen Bart. Wir feiern ein Fest der Erhebung und des Sieges, der Erhebung aus langer Schmach, Schande und Erniedrigung, in der unser Vaterland unter der Herr schaft des I. und III. Napoleons seufzte. Der Redner erinnerte an die Erhebung und den ersten Sieg über die Feinde des Vaterlandes unter Hermann dem Cherusker, den zweiten unter Friedrich Wilhelm III. von Preußen, den Kaisern von Oesterreich und Rußland 1813 und den dritten unter unserm Kaiser im Jahre 1870 und den Sieg und die Gefangennahme Napoleons bei Sedan. DaS heutige Fest der Vaterlandsliebe betrachtete er als einen Mahnruf an alle Deutsche: die Vaterlandsliebe zu pflegen. „Laßt sie euch nicht ertödten, wie im Mittelalter, wie unter Metternich, wo die deutschen Farben schwarz-roth-gold verpönt waren; haltet die deutsche Fahne, das Panier unsrer Ehre hoch, eS ist die Flamme der Begeisterung, die 1812 und 1813 die Jungfrau trieb, daß sie zur Befreiung des Vaterlandes wie ein Mann kämpfte und allen Schmuck auf dem Altäre des Vaterlands opferte und den Mann trieb, Weib und Kind, HauS und Hof zu verlassen. Lernt hierin von den alten Römern und Griechen, von den Schweizern und Franzosen!" Redner mahnte ferner die Lehrer: die Vaterlandsliebe in den Schulen zu lehren, die Mütter: sie ihren Kindern als Wiegenlieder vorzusingen; er bat, sich abzuwenden von Denen, die kein Vaterland haben, von der schwarzen und rothen Internationale. Dann verglich er das Vaterland von sonst und jetzt. Seine Schmach, Schande und Erniedrigung vor und unter Napoleon und die Ursachen erwähnend, gab er einen kurzen Ueberblick über die Geschichte unter Napoleon I., über die Schlacht von Jena und deren Folgen, über den Rheinbund, über die schmachvollen Capitulationen fast aller preußischen Festungen