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Dienstag. Rr. 93. 13. August 1878. Weißerih-Ieitung. AmLs-Atatt für die Königs. AmtsssauptmarmfPast Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Gerichts-Aernter und die Stadträtpe zu Dippoldiswasde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Au beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit lO Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. ZnMcher Theil. Bekanntmachung, die Beurlaubung des Bezirksarztes vr. Riedel zu Dippoldiswalde betreffend. Die Königliche Kreishauptmannschaft hat nach anderweiter Erwägung und unter Zurücknahme der Bekanntmachung vom 26. Juli d. I. (Nr. 15 des Kr.-Bl.) wegen der Stellvertretung des Bezirksarztes vr. Riedel zu Dippoldiswalde während dessen Beurlaubung vom 12. August bis 21. September d. I. nunmehr dahin Bestimmung getroffen, daß diese Stellver tretung in den Gerichtsamtsbezirken Altenberg und Frauenstein dem Medicinalrath vr. Ettmüller in Freiberg und in den Gerichtsamtsbezirken Dippoldiswalde und Lauenstein dem Bezirksarzt vr. EraS zu Pirna übertragen werde. Dresden, den 8 August 1878 Königliche Kreishauptmannfchaft. von Einsiedel. Friedrich Ludwig Jahn. Zum lüvjährigen Geburtstage am U. August 1878. In einer Zeit, in welcher die mühsam errungene deutsche Einheit durch die vaterlandslose Socialdemokratie auf das Heftigste befehdet wird, erfrischt es Geist und Gemüth, das Andenken wach zu rufen an einen der edelsten deutschen Freiheitskämpfer, der vor 100 Jahren geboren ward. Wo deutsche Jünglinge Körper und Seele durch die edle Turnkunst kräftigen und stählen, ist an diesem Tage die Erinnerung an den edeln Turnvater Jahn festlich gefeiert worden. Auf dem Turnplatz in der Hasenhaide bei Berlin steht sein Erzstandbild aus jenem Steinhügel, zu dem Deutsche aus allen Gauen Blöcke gesendet haben. — Ein bleibenderes Denkmal aber hat sich Ludwig Jahn erworben in der Ge schichte des deutschen Volkes als Vorkämpfer jener edlen Freiheit, welche der beste Schutz ist gegen Verdummung und Tyrannei, wie gegen rohe Zügellosigkeit und Gesetzlosigkeit. Der wackere Predigersohn hat zu einer Zeit, wo das Joch der Fremdherrschaft schwer auf den zerrissenen deutschen Gauen lastete, durch Wort und Thal Deutschlands Rettung erstrebt. Eine nationale Erziehung, vereinigt mit einem volksthümlichen Heer- und Staatswesen erschienen ihm als die richtigsten Rettungsmittel für sein Vaterland. Er hat durch die Gym nastik die deutsche Jugend zur Wehrhaftigkeit erzogen und in Lützows Freischaar selbst gegen die französischen Unterdrücker wacker mitgekämpft. Neben dem deutschen Schwerte führte Jahn aber auch das deutsche Wort, bereicherte den Sprach schatz der Deutschen in sinnvoller Weise und erfüllte die da malige deutsche Jugend mit einer idealen Begeisterung, die unserer Zeit als beneidenSwertheS Vorbild dienen kann. Durch Schrift und Wort verkündete er prophetisch die Heilslehre der deutschen Einheit, schuf die deutschen Burschenschaften und die deutsche Tricolore und warb 1848 im Parlament für das Kaiserthum mit preußischer Spitze, besten Verwirklichung er nicht mehr erlebt hat. Anregend und begeisternd hat Jahn auf seine Zeitgenossen gewirkt, auf jene edelsten Gestalten der deutschen Befreiungskriege, Arndt, Friesen, Körner u. A., an regend und begeisternd wirkt noch heute die von ihm begrün dete Turnkunst und die Erinnerung an ihn, den kernhaften Propheten der deutschen Einheit. Lagesgefchichte. Glashütte, 7. August. Ein Festtag im besten Sinne des Wortes liegt hinter uns. Für den angekündigten Besuch Ihrer Maj. des Königs und der Königin hatte unser freundliches Städtchen einen Festschmuck angelegt, der deutlich zeigte, mit welcher Liebe und Verehrung die Bevölke rung desselben ihrem Herrscherhause zugethan ist. Zum Empfange der hohen Herrschaften war der freie Platz vor der Kirche bestimmt, und es wurde derselbe durch geschmackvoll angeordnete Säulen, Bäumchen und Ranken für diesen Vorgang abgegrenzt. Da die Ankunft deS kgl. ZugeS für '/i5 Uhr angemeldet war, nahmen die beim Empfange betheiligten Körperschaften der hiesigen Stadt bereits */,4 Uhr ihre Aufstellungen. Der Verein ehrenvoll verabschiedeter Militärs nahm den Platz in der Mitte vor der Kirchthüre ein; rechts schloß die uniformirte Schützengesellschaft die eine Langseite der Aufstellung, sowie die obere Seite des Rechtecks. Der Turnverein bildete die gegenüber liegende Seite, während der Handwerkerverein und die Uhrmacherschule sich zwischen Turnverein und Militärverein einfügten. Die Sette deS Vierecks nach der Straße zu wurde von der Schuljugend be-