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vom Morgen an die Feier, nur daß der Flaggenschmuck, eben in Folge des Windes, etwas dürftig ausgefallen war. Die morgendliche Reveille leitete die Feier ein. Beim Gottesdienste ward der Festtag nicht besonders er wähnt. — Nachmittag gegen 3 Uhr ging der sehr stattliche Festzug, angeführt von einem Zuge der Feuerwehr mit eignem Musikcorps, dem Militärverein, den Schützen, den 3 ersten Klassen der Mädchen und Knaben, dem städtischen Musikcorps, der Behörden, zahlreichen Ehrengästen, dem Turn- und Gesang« verein und geschlossen wieder von einem Zuge der Feuerwehr, vom Markte durch die Wassergasse, die Schuhgasse, über den Kirchplatz, die Herrengasse entlang, über den Oberthorplatz, die Altenberger und Freiberger Straße, längs der Stadt mauer mit Fahnen und Marschällen nach der Aue, wo er vor der Schützenhalle Aufstellung nahm. Nachdem die beiden ersten Verse von „Deutschland, Deutschland, über Alles rc." gesungen waren, hielt Herr Schuldirector Engelmann eine kurze Ansprache. Wir hätten Heuer besonderen Grund, unserer nationalen Freude und Dankbarkeit einen freudigen Ausdruck zu geben. Wenn sich bisher leider mancher Deutsche noch nicht zu überzeugen vermocht, welcher Segen durch das glor reiche Siegesjahr 70 und 71 für Deutschland, ja für Europa errungen worden sei, so habe dieses Jahr auch den Zweifler überzeugen müssen, daß die erlangte Machtstellung Deutsch lands die Gewähr des europäischen Friedens sei. Im Berliner Congreß hätten sich die kriegslustigen Mächte dem Einflüsse des deutschen Reiches fügen müssen, und Europa sei vor einem allgemeinen, verheerenden Kriege bewahrt geblieben. Aber noch mehr. In diesem Jahre habe GotteS Hand sichtbar über dem theuren Leben Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm gewacht. Mit dem Gefühle der tiefsten Beschämung, daß Frevlerhände deutscher Landeskinder sich nach diesem ehrwürdigen Haupte ausgestreckt haben, verbinde sich aber die Freude und Dankbarkeit für die Rettung des Mannes, dessen Name mit der Neugestaltung Deutschlands unzertrenn lich verbunden sei. Diesen Gefühlen wolle man nun durch ein heiteres Volksfest Ausdruck geben. Möge, so schloß der Redner, dasselbe nicht nur ohne Mißklang verlaufen, sondern namentlich das Heranwachsende Geschlecht durch die Festfreude in der Liebe zum theuren Vaterlande befestigt werden, wie auch in der Liebe und Verehrung gegen die, die dem Vater lande bisher schon ihre besten Kräfte geweiht haben. Wer aber habe das mehr gethan, als Se. Maj. Kaiser Wilhelm. Ihm brachte der Redner ein dreifaches Hoch, in das Alle begeistert einstimmten. — Nun entwickelte sich in der That ein recht buntes, volksfestliches Treiben: auf dem Turnplätze sanden nach lebhaftem Kürturnen turnerische Spiele statt. Die Schützengesellschaft hatte ein Prämienschießen mit Büchsen, die Feuerwehr ein solches mit Teschin's veranstaltet; im SchießhauSgarten war Freiconcert, der Gesangverein trug mehrere Lieder, zum Theil mit Musikbegleitung, vor, und unsere Kinder fanden bei allerlei Turn- und anderen Spielen anregende Unterhaltung, zur Erquickung auch einen frischen Trunk. Auf jedem Punkte unserer zum Festplatze so außer ordentlich schön gelegenen Aue Munteres Regen, überall frohe Gesichter; es war ein anmuthiges, lebensvolles Bild. Ein. eigentlicher Einzug fand nicht statt, wohl aber schaarte sich auf dem Rückwege von der Aue ein stattlicher Chor zusammen, der, auf dem Markte angekommen, seinen patriotischen Empfin dungen durch den Gesang der Wacht am Rhein und des „treuen deutschen Herz" fröhlichen Ausdruck gab, wie auch Herr Teicher, Commandant der Feuerwehr, ein abermaliges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser ausbrachte. Heute Montag, am eigentlichen Festtage, fand Mor gens 6 Uhr abermals Reveille des StadtmusikchoreS und deS Militärvereins, dann aber früh 7 Uhr, nach kurzem Glocken-, geläut, eingeleitet und geschlossen durch Gesang, die Be°!l kränzung der Gedenktafel auf hiesigem Gottesacker statt. !l Herr Bezirksschulinspector MuShacke sprach dabei schwungvolle, !> tiefempfundene Verse. In dem um 10 Uhr in der entsprechend mit Fahnen und frischem Grün decorirten Turnhalle abgehaltenen ActuS, welchem auch Hr. Amtshauptmann v. Kessinger, Hr. Schul- inspector Mushacke, Hr. Bürgermeister Voigt, sowie die Mitglieder des Schulausschusses und eine größere Anzahl Aeltern und Schulfreunde beiwohnten, sprach Herr Cantor Hellriegel höchst faßlich und anregend über die Bedeutung des Nationaltages, diese historische Einleitung sehr ansprechend mit einem Lebensbilds der Königin Louise von Preußen, der Mutter unserS Kaisers, verknüpfend. Vierstimmiger Chor gesang eröffnete und schloß die von der Schuljugend mit sichtlichem Interesse aufgenommene Feier. Dippoldiswalde. Die Feier des Erntefestes wird, wie wir so eben erfahren, am 15. September bei uns stattfinden. — Ein am Sonnabend Nachmittag gegen 5 Uhr auch von unseren Höhen beobachtetes Feuer soll in Döbra mehrere Güter eingeäschert haben. — Auch am gestrigen Sonntag Abend wurde nach Kreischa zu der Himmel stark geröthet. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate August 258 Einzahlungen im Betrage von 27,122 Mark 74 Pfg. gemacht; dagegen erfolgten 214 Rückzahlungen im Betrage von 34,304 Mark 7 Pfg. — (GeschäftS-Uebersicht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umgegend auf Monat August 1878.) Einnahme: 3462 Mark 91 Pf. Kassenbestand vom Juli. 36 - — - Stammeinlagen. 10082 - 30 - Spareinlagen. 2643 - 75 - verkaufte Staatspapiere. 33 - 90 - Zinsen von Staatspapieren. 7231 - — - zurückgezahlte Vorschüsse. 192 - 94 - Provision für Vorschüsse. 532 - 33 - Zinsen für Vorschüsse. 24215 Mark 13 Pf. Sa. der Einnahme. Ausgabe: 8033 Mark — Pf. gegebene Vorschüsse. 15213 - 18 - zurückgezahlte Spar-Einlagen. 33 - 79 - Zinsen hierauf. 171 - — - zurückgez. Stamm-Einlagen u. Divid. 23450 Mark 97 Pf. Sa. der Ausgabe. Lockwitz. Zu der am 5., 6. und 7. September hier stattfindenden, mit Ausstellung, Prämirung und Verloosung verbundenen Generalversammlung des Bienenwirthschaft- lichenHauptvereinS, dessen Programm wir bereits mit- theilten, ist der Besuch Sr. Maj. des Königs, und zwar für Freitag, 6. September, in Aussicht gestellt. Dresden. Das Ministerium hat genehmigt, daß vom Albertverein mit denjenigen Gegenständen, welche von der letzten Verloosung theilS als Gewinne auf die in bedeutender Anzahl damals unbegeben gebliebenen Loose, theils als Ge schenke noch vorhanden sind, nunmehr unter Ausgabe von 25,000 Loosen zu je 5 Mark eine anderweite Verloosung zum Besten des CarolahauseS veranstaltet werde. — Versteigerungen von ausgemusterten Dien st Pferden der Cavallerie und Artillerie finden in diesem Jahre u. A. tatt: 9. Septbr. in Freiberg, 10. und 11. Septbr. in Dresden, 12. Septbr. in Pirna und 19. October in Dresden. — Ueber die Ernte-Ergebnisse im Königreich Sachsen haben Gebr. Heller (in Dresden) auf dem inter nationalen Getreide- und Saatenmarkt in Wien folgenden Bericht erstattet: Die Ernte im Königreich Sachsen ist durch störende Witterungseinflüsse zum Theil erheblich verspätet. Von Raps ist die Ernte quantitativ vorzüglich zu nennen; durch den vielen Regen hat indeß die Qualität gelitten. Weizen ist im Flachlande quantitativ sehr gut; da« Ratur gewicht variirt von 75 bis 79 Kilogramm per Hectoliter.