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— 439 — dem Gebirgsverein für die sächsisch-böhmische Schweiz zu ver anstaltende Beleuchtung der Höhen um Pillnitz statt. — Die mit dem „Gastwirthtage" in Dresden ver bundene Ausstellung von Speisen und Getränken war auch durch 21 Sorten Bier vertreten. Die Preisjurh hat in Uebereinstimmung mit den Untersuchungen des chemischen Laboratoriums dem „Meißner Felsenkeller-Lagerbier" einstimmig den ersten Preis zuerkannt, da eS sowohl seines Wohlgeschmackes, als seines durchaus reinen und unverfälschten Inhaltes wegen sich vor allen übrigen Bieren auszeichnete. — Unterhalb Wehlen, in der sog. „Wilke," sind am Freitag zwei größere Felsstücke, wahrscheinlich in Folge der Witterungseinflüsse, in's Rollen gekommen und aus einer Höhe von 20 Meter den steilen Berg herab- und gerade auf die Chamotlefabrik von Küchen gestürzt. Das Fabrikgebäude selbst, sowie die in dessen Nähe aufgestellten Maaren, haben dadurch nicht unerheblichen Schaven gelitten. Berlin. Dem Bundesrathe ist Seiten der preußischen Regierung eine Vorlage zugegangen auf eine Auflösung des Reichstages. Die Gefahren, von welchen Staat und Gesellschaft durch das Umsichgreifen einer, jedes sittliche und rechtliche Gebot verachtenden Gesinnung bedroht sind, hatten die verbündeten Regierungen veranlaßt, wegen des Attentats vom 11. Mai dem Reichstage ein Gesetz zur Abwehr social demokratischer Ausschreitungen vorzulegen; der Reichstag hatte es abgelehnt. Ein weiteres ruchloses Verbrechen gegen Se. Maj. den Kaiser lieferte den erschütternden Beweis, wie weit jene Gesinnungen bereits um sich gegriffen haben, wie leicht sie sich bis zu mörderischen Thaten steigern. Deshalb ist mit erhöhtem Ernst an die Regierungen die Frage getreten: waS zum Schutze von Staat und Gesellschaft geschehen muß. Es ist nicht anzunehmen, daß im Reichstage eine wiederholte Vorlage des Gesetzentwurfes einen bessern Erfolg erzielen werde, und unter diesen Umständen wird der Bundesrath auf gefordert, die Auflösung des Reichstages zu beschließen und Neuwahlen herbeizuführen. — Verfassungsgemäß müssen die Wahlen 60 Tage nach Auflösung des alten Reichstages voll zogen sein und der Reichstag in 90 Tagen einberufen werden. — Der Bundesrath hat einstimmig die Auflösung des Reichstages beschlossen. — Der Cultusminister Falk hat nach der Rückkehr des Fürsten Bismarck mit diesem eine längere Unterredung ge habt, als deren Resultat das vorläufige Verbleiben Falk's im Amte sich ergeben hat. Letzterer hat übrigens unter den jetzigen Verhältnissen sich sofort bereit erklärt, von seinem Entlassungsgesuche Abstand zu nehmen, umsomehr, als der Kronprinz in seiner Ansprache an die Minister den Wunsch ausdrückte, daß ihm alle bisherigen Mitglieder des Staats ministeriums ihre Unterstützung möchten angedeihen lassen. Die „Falk-Krisis" kann daher bis auf Weiteres als beseitigt betrachtet werden. — Das Befinden des Kaisers macht die entschie densten Fortschritte zur Besserung: die Beweglichkeit des Körpers hat an Energie zugenommen und die mit Ungeduld erwartete Zeit, wo er zum ersten Male das Schmerzenslager werde verlassen können, ist gekommen; am Sonntag hat er einige Zeit im Lehnstuhle zugebracht, wodurch er sich merklich erfrischt fühlte, und auch der Appetit ist im Zunehmen. Ge heimrath Or. v. Langenbeck rief beim Verlassen des Palais der harrenden Menge erfreut zu: „Dem Kaiser geht eS außerordentlich gut!" — Am Montag brachte der Kaiser 8 Stunden im Lehnstuhl sitzend zu, bei gehobenen Kräften. — Das neueste Bülletin vom 11. Juni Abends 9 Uhr mcldet, daß Se. Maj. einen großen Theil des TagcS bei geöffnetem Fenster im Lehnstuhl sitzend hingebracht und sich am Genuß der frischen Luft erquickt habe. — Der Zustand des Mörders Nobiling hat sich in letzter Zeit wesentlich verändert. Bei einigem Appetit nimmt er Nahrungsmittel zu sich und liegt mit offenen Augen in einem Zustande, der schließen läßt, daß er die äußerlichen Vorgänge in seiner Zelle wahrnimmt. — Herrn Holtfeuer's Befinden bessert sich auch; die Aerzte haben bestimmte Hoffnung, in 10—12 Wochen den Patienten wiederherzustellen. — Von den Soldaten der Berliner Garnison hat keiner zu Pfingsten Urlaub erhalten. Diese scharfe Maß regel hat ihren Hauptgrund darin, daß in einer Kaserne viele Hundert Exemplare einer socialdemokratischen Broschüre, die unglaubliche Angriffe gegen da« Offiziercorps und Auf stachelungen der Unteroffiziere enthalten, aufgefunden worden sind. Oesterreich. Der Reichsrath ist nunmehr mit den Ausgleichsvorlagen so ziemlich zu Ende und hat Ueberein stimmung in beiden Häusern erreicht. Wahrscheinlich wird Ende nächster Woche der Reichsrath unter feierlicher Verlesung einer Thronrede geschlossen werden. — Deutschland hat bereits seine Bereitwilligkeit ausgesprochen, den Handels vertrag bis zum Ende des Jahres zu verlängern. Rußland. Aus Petersburg wird gemeldet, daß die Kaiserin an einer Rippenfellentzündung bedenklich erkrankt ist. Sie hat heftiges Fieber, die Nächte sind schlaflos und die Kräfte gesunken. MgememerÄnzeiger. Reißig-Auetion. Nächsten Sonnabend, den 13. Juni, von früh 9 Uhr an, sollen in der Leithe bei Ulberndorf an Ort und Stelle 6V Wellenhundert hartes Reißig an den Meistbietenden versteigert werden. Versammlung am Holzschlage, auf dem neuen Wege. Dippoldiswalde. Der Forst- und Flurausschuß. Herzlicher Dank. Zurückgekehrt vom Grabe unsers inniggeliebten Kindes, Martin Ferdinand Braun, welcher uns am 6. d. M. nach zehntägigem Kranksein in dem Alter von 1 Jahr 6 Mon. durch den unerbittlichen Tod ent rissen wurde, fühlen wir uns gedrungen, für die uns ge wordene liebevolle Theilnahme hierdurch unfern innigen Dank auszusprechen. Dieser Dank gilt zunächst dem Herrn Pastor Schwabe für die am Grabe gesprochenen erhebenden und zu Herzen gehenden Worte des Trostes, welche unfern verwundeten Herzen wohlgethan; ferner den lieben Pathen, Geschwistern, Nachbarn und Freunden für den reichen Blumenschmuck, so wie für die zahlreiche Begleitung zur letzten Ruhestätte. Möge der allgüiige Gott Ihnen Allen für diese Liebe und Theilnahme ein reicher Vergelter sein und Sie Alle vor ähnlichen Schicksalen in Gnaden bewahren! Nassau, den 9. Juni 1878. Die trauernde Familie BraUU. Eine Schlafstelle ist zu vermiethen bei verw. Fuchs, kl. Wassergasse Nr. 66.