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— 438 — an hiesiger Gerichtestelle die zur Verlassenschaft des Nurgenannten gehörigen Grundstücke, als: 1. das Gut Nr. 38 des Brand-Cat. und Fol. 37 des Grundbuchs für Oberjohnsbach und 2. das Haus Nr. 37 des Brand-Cat. und Fol. 36 des Grundbuchs für Oberjohnsbach öffentlich versteigert werden. Bon diesen Grundstücken umfaßt zu 1: das Gut 18 Hectar 35,b Ar — 33 Acker 50 mit 294,or Steuereinheiten, zu 1: das Haus — Hectar 13,» Ar — — Acker 73 mit 29,s, Steuereinheiten, und ist Ersteres auf 19503 Mark 80 Pfg. — wovon 4 880 Mark auf die Gebäude zu rechnen — und Letzteres auf 2042 Mark ohne Berücksichtigung der Oblasten gerichtlich taxirt worden. Die ungefähre Beschreibung der Kaufsobjecte, die SubhastationSbedingungen und die aufhaftenden Oblasten sind aus den Anfugen der im Gasthofe zu JohnSbach und an hiesiger AwtSstelle aushängenden Anschläge zu ersehen. Am Tage nach der Subhastation wird die öffentliche Auktion des Nachlaßmobiliars, deS Inventars und der Bor- räthe in den Nochlaßgrundstücken stattfinden. Dippoldiswalde, den 5 Juni 1878 Königliches Gerichtsamt. Klimnrer. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Der Fremdenbesuch und Durch zug von Touristen während des Pfingstfestes war bei uns in diesem Jahre schwächer als sonst; auch die Posten waren so stark nicht besetzt, als wir es früher zu sehen ge wohnt waren. — Das herrliche Wetter lockte Alles in's Freie, — kein Wunder, daß die „theatralische Soiree" am ersten Feiertage im SchießhauS schlecht besucht war. Dies bewog auch die Mitglieder, deren Leistungen weniger als mittelmäßig waren, schleunigst abzureisen und die weiteren Vorstellungen zu Unterlasten. — Im gesammten ländlichen Bezirke unseres Gerichts amtsbezirkes, sowie in Glashütte, Dittersdorf, Dönschten und Falkenhain, ist Seiten der kgl. Amtshauptmannschaft die Hundesperre auf 12 Wochen angeordnet worden. Ein aus JohnSbach stammender Hund hat nämlich am 7. Juni in PaulShain, Seifen und Höckendorf mehrere Hunde rc. ge- bissen und ist in Loßnitz bei Freiberg getödtct und der Toll- wuth dringend verdächtig befunden worden. — Der 19jährige Armenhausbewohner Renkewitz aus Reichenau, der beschuldigt war, daö Gehöft des GutSbes. Richter in Schönfeld angezündet zu haben, ist vom kgl. Be zirksgericht zu Freiberg, nachdem sich seine Unschuld heraus gestellt, entlassen worden. * Bienenmühle, 8. Juni. Mit welcher Liebe und An hänglichkeit auch in unserem Erzgebirge die Sachsenherzen ihrem allverehrtcn König aufrichtig entgegenschlagen, davon gab der heutige Vorgang auf Bahnhof Bienenmühle ein un widerlegbares Zeugniß. Se. Maj. der König, welcher zur Zeit im Jagdschloß Rehefeld Aufenthalt genommen hat, fuhr heute Vormittag nach Dresden, um die Borträge der Herren Staatsminister entgegen zu nehmen und kehrte mit dem um 6 Uhr Abends hier eintreffenden Zuge zurück. Zu dieser Zeit hatten die Militärvereine von Nassau, Clausnitz, Rechenberg und Kämmerswalde mit Fahne und Musik Aufstellung genommen, um ihren geliebten König zu begrüßen, und intonirten die Musikchöre bei Einfahrt des Zuges den Parademarsch. Se. Majestät, sichtlich erfreut und gerührt von dem Empfange, begrüßte die Vereine mit den herzlichen Worten: „Guten Tag, Kameraden; es freut mich, Euch zu sehen!" Der vormalige Vorstand des Militärvereins Nassau, Herr Gutsbesitzer Wolf, sprach hierauf ungefähr folgende Worte an Se. Majestät: „Ew. Majestät haben gnädigst ge ruht, die Aufstellung der hiesigen Militärvereine zur Be grüßung ihres hohen Protektors zu gestatten. War eS doch ein mächtiger Trieb in jedem alten und jungen Soldaten herzen, ihren allverehrten König in so unmittelbarer Nähe zu begrüßen. Nehmen Sw. Majestät heute unseren herzlichsten Dank für die so vielfach bewiesene Huld und Liebe! Gleich zeitig bringen wir heute unsere herzlichsten Glück- und Segens wünsche zu dem bevorstehenden silbernen Ehejubiläumsfeste dar; mögen Ew. Majestät und deren Hohe Gemahlin nicht nur dieses, sondern auch das goldene und diamantene glücklich erleben! Gestatten Ew. Majestät hierauf ein treugemeintes Hoch! Se. Majestät unser allergnädigster König lebe noch lange zum Wohle unseres lieben Sachsenlandes!" Begeistert stimmten alle Anwesenden in das Hoch ein. Se. Majestät dankte, sprach die Hoffnung aus, die Mitglieder möchten auch fernerhin die alte Liebe und Anhänglichkeit für ihn bewahren, sprach hierauf huldvollst mit dem Redner und erkundigte sich in leutseligster Weise bei vielen der Mitglieder nach deren Verhältnissen. Nachdem Se. Majestät die Fronten abgegangen und mit den einzelnen Vorständen gesprochen, verabschiedete sich derselbe mit den Worten: „Adieu, Kameraden, auf Wieder sehen!" worauf er unter den Klängen der Sachscnhhmne nach Rehefeld abfuhr. Die kurze Feier machte auf alle Anwesen den einen tiefen, erhebenden Eindruck. Dresden. Das Programm zu den Festlichkeiten bei der Feier des auf den 18. Juni fallenden silbernen Ehe- Jubiläums Ihrer Majestäten des Königs und der Königin ist erschienen. Sonntag, 16. Juni, wird in allen Kirchen des Landes beim Vormittags-Gottesdienste ein Gebet für das hohe Jubel paar gesprochen. — Nachmittags 4 Uhr findet in Pillnitz ein ländlicher Festaufzug (vom amtshauptmannschaftl. Verwal tungsbezirk Dresden) statt. — Abends 7 Uhr gesangliche Huldigungen der Leipziger Vereine „St. Pauli" und „Arion." Montag, 17. Juni, Vorm. 9 Uhr, Morgenmusik des „Dresdner AUgem. Musiker-VereinS" im Residenzschlosse. — Von 10 Uhr an Empfang der Deputationen der zur Be glückwünschung angemeldeten geistlichen, wissenschaftlichen, kreisständischen, landwirthschaftlichen, kommerziellen, gewerb lichen, provinziellen und anderen Corporationen, des kgl. sächs. Armeekorps, der Kreis- und Bezirksvertretungen und Bildungs- Anstalten. — Nachm. 5 Uhr königl. Tafel, zu welcher an die Vorstände der empfangenen Deputationen besondere Ein ladungen ergehen. — Die fremden Fürstlichkeiten sind zur Tafel beim Prinzen Georg. — Abends 9'/s Uhr Parade der Bergleute der Erz- und Kohlengruben, sowie der fiskalischen Hüttenwerke des Freiberger Bergrevieres. Dienstag, 18. Juni, Vorm. 9 Uhr, gesangliche Huldi gung des Polytechniker-Gesangvereins „Erato." — Im Laufe des Vormittags Empfang der fremden Fürstlichkeiten. — Um 11 Uhr 1^6 vöuw in der katholischen Hofkirche. — Um 1 Uhr Beglückwünschung des Jubelpaares von den Staats ministern, Gesandten, den Ständekammern, auswärtigen Militär-Deputationen. — 5 Uhr Königl. Tafel. — Um 7'/s Uhr Galatheater. — Nach der Festvorstellung findet auf dem Theaterplatze von Seiten der Einwohner der Residenz eine Huldigung statt, bestehend in einer Serenade und der festlichen Beleuchtung der den Theaterplatz umgebenden Ge bäude. Mittwoch, 19. Juni, große Militär-Parade.—Nach mittags Familientafel; Abends Hofball. Donnerstag, 20. Juni, begeben sich die Majestäten nach Pillnitz zurück. In den Abendstunden findet eine von