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— 398 — ratheS Hierselbst (im Rathhause) stattfinden. Hoffentlich wird die Betheiligung der stimmberechtigten Landbewohner eine recht lebhafte werden, da ein großer Theil derselben schon wegen der an demselben Tage hier abzuhaltenden Pferdevormusterung hier anwesend sein muß. Dresden. Unser Königspaar hat sich am Sonntage nach dem Jagdschloß Rehefeld bei Altenberg begeben, wo selbst bis zum Pfingstfeste Aufenthalt genommen und dann daS Hoflager nach Pillnitz verlegt werden soll. — Im Landtage begann die 1. Kammer die Bera- thung des Entwurfes eines revidirten Einkommensteuergesetzes, das jedenfalls zur Annahme gelangen wird. Die 2. Kammer setzte die Berathung des Ausgabebudgets fort, wobei die Er richtung einer 26. Amtshauptmannschaft (Dresden II.) abge lehnt wurde; dagegen wurden bewilligt 1800 Mark für die Ausbildung von Heilgehilfen in den größeren Hospitälern des Landes. — Bon einem Fleischer in Altstadt-Dresden ist ein trichinöses Schwein geschlachtet und das Fleisch verkauft worden, in Folge dessen Genusses etliche 20 Personen er krankten, unter denen die Frau des Fleischers und ein Geselle sich befinden. — Zu Ende dieser Woche werden die Gas- und Wasserfachmänner Deutschlands in Dresden ihre 18. Jahresversammlung abhalten. Das Festprogramm verspricht verschiedene seltene Genüsse, u. A. eine elektrische Beleuchtung der Elbufer vom Linke'schen Bade aus, eine gleiche Beleuch tung des Hochwasserstrahls am Zwingerteiche, sowie benga lische Spielereien auf der Albertbrücke. Berlin. Was fast mit Gewißheit vorauszusehen war, ist erfolgt: der Reichstag hat das Gesetz gegen die Social demokratie mit 251 gegen 57 Stimmen abgelehnt. Die Regierung wird nunmehr über andere Mittel zur Ab wehr der allseits anerkannten Gefahren berathen müssen. Der Reichstag ist darauf am Freitag Abend in formeller Weise durch den Präsidenten des Reichskanzleramtes und mit einem Hoch auf Se. Maj. den Kaiser geschlossen worden. England. Der gegenwärtig in London zum Besuche der Königin von England, seiner Schwiegermutter, weilende Kronprinz von Deutschland nebst Gemahlin ist dort, wie in Windsor/ mit hohen Ehren empfangen worden. Beim Prinzen von Wales, wie auch beim deutschen Botschafter, Graf Münster, fanden Galadiners statt; der Sängerchor des deutschen Turnvereins brachte ein Ständchen. Rußland. In Petersburg ist am 23. Mai der Schah von Persien zum Besuche eingetroffen. Er wurde vom Kaiser und Mitgliedern des Kaiserhauses empfangen und fuhr im offenen Wagen mit dem Kaiser nach dem Winter palais. Auf seiner Reise bestand sein Gefolge auf der Strecke von Teheran bis Täbris aus 1000 Personen, darunter 200 Soldaten mit mehreren Kanonen; außerdem zählte die Karawane einige tausend Kameele. Nasreddin wird auch Berlin mit seiner Gegenwart beehren und seine Reise nach Europa mit einem Pilgerzuge nach Mekka beschließen. Da muß er aber in Dschiddah, der Hafenstadt Mekka's, seine sämmtlichen Kleider ablegen und nur mit einem Tuch um die Lenden nach der heiligen Stadt ziehen, eine Reise von 2 Tagen, und in Mekka muß er sich das Haupt kahl rasiren lassen, — so verlangen eS die Vorschriften des Islam. Türkei. In Konstantinopel, wo immer noch der russische und der englische Einfluß um die Herrschaft streitet, sieht eS trübe aus. Es fand eine Palastrevolution statt, die Abdul Hamid absetzen und den alten Murad wieder auf den Thron erheben wollte; sie mißglückte aber, ein Minister wechsel fand statt, und wenige Tage darauf brannte der größte Theil der Pforte ab: Alles wird wohl in irgend welchem Zusammenhänge stehen. Die Erbitterung der Türken gegen Abdul Hamid und seine Günstlinge nimmt zu, selbst ein Theil der Armee soll den maßlosen Haß der türkischen Bevölkerung gegen Abdul Hamid theilen, der wegen seiner Russenfreundlichkeit beseitigt werden müsse. Etwaige ferner zu befürchtende Revolutionen werden wohl den Russen ein willkommener Vorwand sein, als Retter in Konstantinopel zu erscheinen. Man sagt, Abdul Hamid selbst würde geneigt sein, den angebotenen russischen Schutz thatsächlich in An spruch zu nehmen. In der Orientfrage ist nur von Friedensaussichten zu berichten. Aus Lon don, Petersburg und Wien wird gemeldet, daß man den Congreß als gesichert betrachtet, daß die Schwierigkeiten zwischen Rußland und England in der Hebung begriffen seien und sich Alles günstiger gestalte, als seit geraumer Zeit. Die vom Grafen Schuwalow nach London gebrachten Vorschläge sind am Freitag und Sonnabend von dem Ca- binetsralhe in längere Berathung gezogen worden. Neuere Nachrichten, offenbar aus officiöser Quelle stammend, melden: Die Reise des Grafen Schuwalow hat zu einem äußerst befriedigenden Resultate geführt. Ruß land willigt ein, den Vertrag von San Stefano dem Con greß vorzulegen. Alle Mächte haben zugestimmt. Der Congreß würde am 11. Juni in Berlin zusammentreten. Dresdener Producten-Börse vom 24. Mai. Mark. Klecsaat, weißer . . — Nüböl, raffinirt, loco 71,002 Mark Weizen, weiß . . . 215—230 do. gelb . . . 210-220 do. fremd weiß . 210-230 do. bunt . . . 200-220 Roggen, 148—153 do. galiz. u. russ. 130—140 Gerste, inländ. . . . 175—180 do. böhmische . . 180—200 do. Futter . . . 120—135 Hafer, neuer . . . 130—145 Erbsen, Kochwaare . 180—200 do. Futtcrwaare . 140—160 Wicken 130-140 Kukurutz .... 138-142 Oelsaaten, Raps . . do. Rübsen . Schlag-Lein . . . Thimothee .... do. schwedischer Kleesaat, rother . . Herbst — Rapskuchen.... 15,00 Spiritus per 100 Liter 00,00(1 Weizenmehle, Kaiserausz. 39,50 Gricsler-Auszug 36,50 Bäcker-Mundmehl 29,50 Griesler-Mundmeht 25,50 Pohl-Mehl. . . 21,50 Nr. 0 . . . . - Nr. 1 ... . — Nr. 2 ... . — Noggenmehle, Nr. 0 24,50 Nr. 1 . . . . 22,50 Hausbacken... — Futtermehl .... 13,40 Roagenkleie 11,00 Werzenklcie, grobe . 9,80 do. seine . . — Allgemeiner Anzeiger. Gnts-Her!is«f. Veränderungshalber ist ein schönes Gut Von 41, nach Befinden 51 Scheffel zu verkaufen. 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