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Dienstag. Rr. kl. 27. Mai 1878. Weißerih-Ieitung. Amts-Klatt für die Königs. Amtshauptmannfchast Dippoldiswalde, sowie für die Königs. Kerichts-Aemter und die Stadträtl-e zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Cärl Ithne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Au beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 25 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit lO Pfg. für die Spalten-Zeiie, oder deren Raum, berechnet. ZuMcher Theis. In der Zeit vom 13. vorigen bis 1. dieses Monats und am 28. oder 29. vorigen Monates sind in Nassau zwei graue, mit Düngemitteln gefüllte Säcke mit der Aufschrift 8upörMo8piint Lari Lütstöll I'rsidörA und den Zeichen und I- gestohlen worden, was hiermit öffentlich bekannt gemacht wird. 9. 10. Frauenstein, am 22 Mai 1878 Königliches Gerichtsamt. Küchler. Es wird andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Erbgerichtsbesitzer Herr Carl Adolph Barthel in KleinbobriHsch als Ortsrichter, der Gutsbesitzer Herr Anton Julius Kröhnert in Ammelsdorf als Gerichtsschöppe für diese resp. Ortschaften allhier in Pflicht genommen worden sind. Frauenstein, am 22 Mai 1878. Königliches Gerichtsamt daselbst. Küchler. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 27. Mai. Nachdem in den letzten Tagen der vorigen Woche sich rauhes, regnerisches Wetter eingestellt, das auch bis Sonntag früh angehalten hatte, klärte es sich im Laufe des gestrigen Vormittags auf, und am Nach mittag begrüßte uns, zwar noch bei etwas kühler Luft, aber deshalb um so angenehmer, der Helle Sonnenschein und ein klarer, blauer Himmel. Dieses Wetter kam dem An turn en unseres Turnvereins sehr zu statten. Nach 3 Uhr ging der Zug, verstärkt durch Dresdner Turngenossen, von der Turnhalle, die dem Vereine im Winter gastlich geöffnet ge wesen war, nach dem Sommerturnplatz ab, der, nachdem ihm durch das freundliche Entgegenkommen der städtischen Collegien eine wesentliche Vergrößerung zu Theil geworden war, nun daö erste Mal sich dem stattlichen Zuge, in dem selbstver ständlich die schöne Vereinsfahne und muntere Marschmusik nicht fehlte, öffnete. Unter der Leitung des Hrn. Th. Müller und zweier höchst exacter Vorturner wurden nun zunächst nach dem Takte der Musik Eisenstabübungen vorgenommen, die durch ihre Präcision sehr befriedigten. Hierauf folgte Riegen turnen mit einmaligem Geräthwechsel und dann Kürturnen, wobei einzelne Matadore wohlverdientesten Beifall fanden, ja durch die Virtuosität ihrer Leistungen offenbare Bewunderung erregten. Es zeigte sich im gestrigen Schauturnen deutlich daß unsere Turyerschaft den Winter über nicht gefeiert hat, sondern ein gutes Stück in ihrer, Leib und Seele erfrischenden Thätigkeit vorwärts gegangen ist. Wer die Entwickelung des Turnens in DIppoldiswalve mit Aufmerksamkeit beobachtet hat, wird zugeben müssen, daß seit den Uranfängen der löb lichen Turnkunst bei uns jedes Jahr Fortschritte zu verzeichnen gewesen sind. Möchte das zur Genugthuung Aller, welche der Turnsache früher schon Opfer gebracht haben und noch jetzt bringen, so fortgehen, und eS ist dazu die gegründetste Hoffnung vorhanden, da seit Einführung des obligatorischen Schulturnunterrichts dem Vereine bereits jetzt junge, höchst brauchbare Kräfte zugeführt werden. — Ein frischer, fröh licher Ball im Gasthof zum Stern beschloß den Anfang des Sommerturnens. — Wie uns mitgetheilt wird, scheint auch bei uns das Schießen nach Fensterscheiben Mode werden zu wollen. Es geschieht dasselbe mit sogenannten Katapulten, eine Vorrich tung, durch welche Erbsen, Schrotkugeln u. dgl. mit Vehemenz fortgeschleudert werden. Jugendlicher Uebermuth mag be denken, daß es sich bei derartigen Belustigungen nicht immer nur um zertrümmerte Scheiden handelt; es kann ein solches Geschoß, so unbedeutend es erscheinen mag, ganz anderes Un heil anrichten. Jedenfalls würden Diejenigen, welche man bei der Befriedigung ihrer Schießgelüste betreffen sollte, nicht ohne polizeiliche Strafe ausgehen. — Die hiesige königl. Schulinspection hat angeordnet, daß in Frau en stein wegen der dort epidemisch aufgetretenen Scharlach- und Masernkrankheit einige Klassen der Stadtschule bis auf Weiteres geschlossen werden sollen; auch sind Geschwister von derartig kranken Kindern auö den übrigen Klassen auf 14 Tage vom Schulbesuche fern zu halten. — Am nächsten Sonnabend, 1. Juni, wird die in diesem Blatte schon besprochene Neuwahl des LandeScultur-