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— 82 — Bekanntmachung. Nachdem die Ausgabe der Hundemarken an die Hundebesitzer erfolgt ist, Hal der Stadtwachtmeister Ullman« Auftrag erhalten, von jetzt ab die Besitzer solcher Hunde, welche außerhalb der Häuser, Gehöfte und sonstigen geschlossenen Lokalitäten ohne die für das laufende Jahr gültige gelbe Steuermarke am Halsbande betroffen werden, bei dem unterzeich neten Stadtrathe unnachsichtlich zur Anzeige zu bringen. Unter dem Bemerken, daß die angezeigten Hundebesitzer, insoweit nicht etwa eine Steuerhinterziehung versiegt, um drei Mark zu bestrafen, Hinterziehungen der Hundesteuer aber mit dem dreifachen Betrage der letzteren zu ahnden sind, wird Solche« hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dippoldiswalde, am 29. Januar 1878. Der Stadtrath. Voigt, Brgrmstr. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, l. Februar. Da hätten wir denn abermals eine Winterlandschuft im reinsten, blendendsten Weiß. Wird uns der neubeginnende Februar vielleicht manch mal schon mit Lenzahnungen äffen wollen, wir werden daran denken, daß er im Winterkleid erschienen ist und uns erinnern, daß seine Brüder aus früheren Jahrgängen meist auch in solchem uns verlassen haben. Der Schlitten geht seit gestern in näherer und weiterer Entfernung gut, und dürfte es des halb für Alle, welche den Wintervergnügungen gern noch eine solenne Schlittenfahrt hinzufügen möchten, immerhin an der Zeit sein, ihr Gelüst zu befriedigen, denn die Erfahrung hat gelehrt, daß der Februar, der Faschingsmonat, rasch wechselnde Launen zeigt und den Kostümwechsel liebt. Jetzt hält sich die Temperatur noch fast constant auf Null, was für die gute Beschaffenheit der Eisbahn allerdings zu wenig zu sein scheint, da sie gestern bereits sehr weich und nachgiebig wurde und offene Stellen zeigte, was das Verbot des SchlittschuhfahrenS zur Folge hatte. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate Januar 641 Einzahlungen im Betrage von 51,310 M. 69 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 620 Rückzahlungen im Betrage von 51,175 M. 59 Pf. Dresden, Im Landtage hat die 2. Kammer am 30. Januar nach kurzer Debatte die Summe von 463,000 M. zur Errichtung eines neuen StaatS-Gymnasiums in Leipzig bewilligt. — DaS neue Hoftheater ist gegen Feuersgefahr bei einer größeren Anzahl deutscher Feuerversicherungs-Anstalten mit einer Gesammtsumme von 4^/e Mill. M. versichert; die Prämie beträgt pro Jahr 15 pro Mille. Leipzig. Hier starb ein Mann, der seit länger als 50 Jahren der Universität zu hohem Ruhme gereicht hatte: Geh. Medicinalralh Prof. Or. E. H. Weber, Senior der Universität und der medicinischen Facultät, Ehrenbürger von Leipzig. Er war eine Autorität erste« Ranges auf dem Ge biete der Anatomie und Physiologie, ein gelehrter Forscher und Schriftsteller, weit über Deutschlands Grenzen bekannt. Er ward 83 Jahr alt. — Am 27. und 28. Februar wird in der Festhalle des Pfaffendorfer Fettviehhofes bei Leipzig eine Wurst-, Fleischwaaren- und Kochkunst-Ausstellung stattfinden. Aus gestellt werden: Gewerbliche und industrielle Erzeugnisse, Rohprodukte, Materialien, Nahrungsmittel, überhaupt alle Gegenstände der Kunst und Industrie, welche in Beziehung zur Fleischerei und Fabrikation von Wurst und feinen Fleisch waaren, zur Kochkunst und Küche rc. stehen. Pausa. Die oft heimgesuchte Stadt ist wieder in Un ruhe versetzt worden: Mißstände in der städtischen Verwaltung haben schließlich zur Verhaftung zweier Beamten geführt. — Bezüglich der Notiz von der Entdeckung goldhal tiger Gesteine in der Nähe von Lobsdorf bei Glauchau dürfte nicht allen Lesern bekannt sein, daß bereits im Mittel- alter im sächsischen Erzgebirge Bergbau speciell auf Gold betrieben wurde und daß noch jedes Jahr etwa für 50,000 Thaler Gold aus dem in Sachsen gegrabenen Silber aus geschieden wird. Im Jahre 1870 betrug diese Ausbeute 107 Pfund. Auf dem Oberharz beträgt die jährliche Aus beute gegen 30 Pfund. Doch alle diese Ergebnisse sind so geringfügig, daß sie der russischen und amerikanischen Aus beute gegenüber verschwinden. Berlin. Fürst Bismarck hat die Absicht ausgesprochen, an der Beralhung des Gesetzentwurfes, betreffend die Stell vertretung des Reichskanzlers, im Reichstage persön lich Theil zu nehmen. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Vorlage im Bundesrathe wesentliche Abänderungen erfahren wird, selbst dann nicht, wenn wirklich einige der größeren Regierungen in der Einsetzung von Reichsministerien bessere Garantie für die Festigkeit der Regierungsverhältnisse und für die Sicherung der ihnen verfassungsmäßig zustchenden Rechte, als in der Vorlage des Reichskanzlers, finden sollten. — Zur Eröffnung des Reichstages wird der Kanzler nicht in Berlin jein; erst in der dritten Februarwoche gedenkt er dorthin zu kommen. Vom Kriegsschauplätze. Am 28. Januar hat eine große Schlacht stattgefunden zwischen dem serbischen Armee korps am Timok, Schumadja und der Morava, in der Stärke von 40000 Mann, gegen Ehalir Pascha. Der Kampf dauerte 4 Stunden und endete günstig für die L-erben. 3000 Verwundete werden in Belgrad erwartet. — In Adrianopel ist die Ruhe wieder vollständig hergesiellt; das öffentliche Leben hat wieder den gewöhnlichen Verlauf genommen, die Buden und Magazine sind wieder geöffnet und der Handel belebt. — Weiter wird über die vorzüglichen Befestigungswerke Adriauopels berichtet und über die dort erbeutete große Anzahl von Geschützen. — Mittelst Handschreiben des Kaisers an den Großfürsten Nikolaus ist letzterem für den Balkanübergang ein goldener, mit Diamanten geschmückter Säbel verliehen worden. — In Konstantiupel ist das Elend schrecklich. In den letzten Togen sind über 80,000 Flüchtlinge dort ange langt, täglich strömen sie zu Tausenden zu; sie haben weder Nahrung noch Obdach, sind dürftig gekleidet, obgleich der Winter sehr streng ist. Moscheen, Schulen, Baracken sind überfüllt, auch die vom Sultan eingeräumten Paläste und die Häuser der Wohlhabenden. Aber alle Mittel reichen nicht aus, viele Hunderte sterben vor Kälte und Hunger. Die Friedensverhandlungen betreffend, so weiß man zur Zeit selbst in türkischen Regierungökreisen noch nicht, ob die Präliminarien unterzeichnet sind. Der Großvezir schiebt das Ausbleiben der Nachrichten auf den schwierigen telegra phischen Verkehr. Von anderer Seite verlautet, daß die Verzögerung der Unterzeichnung mit dem Widerstande der Pforte gegen eine zeitweilige Besetzung von Konstantinopel zusammenhänge, und dies wäre allerdings ein bedenklicher Punkt. Bis jetzt aber verlautet von einem Marsche der Russen auf Konstantinopel noch nichts. Die Grundsteuerveranlagung und die zu ihrer Berich tigung dienenden Vorschläge bildete das Thema eines Vortrages, welchen Commissionsrath Ed. Dietrich am 10. Januar in der Oekonomischen Gesellschaft im