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Borgt, Bürgermstr. — 682 — Bekanntmachung. DaS der hiesigen Stadtgemeinde gehörige, auf der Herrengafle gelegene Wachtgebäude soll in diesem Monat noch abgeputzt, auch sollen hierbei die an demselben befindlichen Risse yiit beseitigt, diese Arbeiten aber einschließlich der Material lieferung an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Diejenigen Unternehmer, welche diese Arbeiten zu übernehmen gedenken, werden hierdurch aufgefordert, ihre Offerten bis spätestens zum LS. dieses Monats an hiesiger RathSexpeditionSstelle zu Protokoll zu geben. Dippoldiswalde, am 9. September 1876. Leipzig kann stolz und glücklich auf die Ehrentage zurück blicken, und wenn auch die dem hohen Gaste geweihten Bauten und Ausschmückungen verschwinde!, werden: die Erinnerung an die herrlichen Tage wird dort fortleben bis in die fernsten Tage und mit unauslöschlicher Schrift werden in den Annalen der Stadt die Worte eingegraben bleiben: „Gesegnet die Tage, an welchen Deutschlands Kaiser und Sachsens König vereint in Leipzig weilten!" Berlin. Kaiser Wilhelm ist zu den Manöver» nach Merseburg gereist, wohin sich auch die Kaiserin Augusta begab. Der Abschied deS Kaisers von dem König von Sachsen in Leipzig war überaus herzlich; die Monarchen trennten sich mit den Worten: „Auf baldiges Wiedersehen!" — In Merseburg hielt der Kaiser über das 4. Armeecorps Parade ab; es folgten Diners, Fackelzug und Serenade. — Von hier aus begiebt sich der Kaiser nach Stuttgart, macht eine Reise durch Elsaß-Lothringen und nach Baden-Baden, wo er am 28. Septbr. eintrifft. — Die Gotthardsbahnfrage wird demnächst den Bundesrath und Reichstag wieder beschäftigen, da man für diese Bahn eine neue Unterstützung verlangen wird. Ob die Reichsregierung eine solche bewilligen wird, ist noch sehr fraglich, da das Interesse für die Gotthardsbahn sehr nach gelassen hat. Magdeburg. Die hiesigen Festungswerke sollen, entsprechend den der militärischen Centralbehvrde vorliegenden Projekten, erweitert werden; namentlich handelt es sich um eine Vermehrung der Forts, die scheerenartig die Stadt um geben und im Kriegsfälle durch Pferdeeisenbahnen verbunden werden sollen, um schnellere Communication mit den einzelnen Werken zu ermöglichen: Hamburg. Die Auswanderung hat bedeutend ab genommen; im Monat August gingen 2631 hinüber, gegen 6098 in demselben Monat des Vorjahres. Namentlich aus Mecklenburg wandern sehr wenig aus. Braunschweig. Der kürzlich hier abgehaltene deutsche Uhrmachertag erkannte bei seinen Verhandlungen an, daß die Hebung der Uhrmacherkunst nothwendig sei, und glaubt diese Hebung zu erreichen durch bessere Ausbildung, Gründung von Fachschulen, Erlangung eines praktischen Lehrbuchs der Uhrmacherkunst, Einführung der Gehilfenzeugnisse, eventuell Prüfung der Prinzipale unter Verleihung von Diplomen. Auch die Aufstellung eines einheitlichen Preistarifs ist in Aus sicht genommen. Zunächst ist die Gründung einer Uhrmacher schule (und zwar in Glashütte in Sachsen) beschlossen. Sodann ist eine Verbindung sämmtlicher Uhrmachervereine in Deutschland durch die Bildung eines Verbandes derselben mit dem Vororte Berlin erreicht worden. Türkei. Die Friedensvermittelungen sind bisher völlig fruchtlos gewesen; das Ansinnen einer Waffenruhe hat die Pforte entschieden abgelehnt, und auf die sonstigen Forderungen der Großmächte will sie schriftlich antworten. Der „kranke Mann" ist hochmüthig geworden durch die letzten, den Serben und Montenegrinern gegenüber errungenen Bor- lheile und will diesen Ländern die härtesten Bedingungen für den Friedensschluß auferlegen. Vom Kriegsschauplätze ist nicht« Zuverlässiges zu melden. Tagesgeschichte. Dresden. Der Rücktritt des sächsischen StaatsministerS v. Friesen von sein,en Stellungen als Finanzminister, Minister des Auswärtigen, Chef der königl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, steht nun nahe bevor. Im Ministerium deS Auswärtigen wird ihn der Minister des Inneren Nostitz- Wallwitz, im Finanzministerium der Kreishauptmann v. Könneritz in Leipzig, in der Generaldirection der Sammlungen der CultuSminister v. Gerber ersetzen. Der Vorsitz im Staats ministerium geht auf den KriegSminister v. Fabrice über. Potschappel. Am 7. Septbr. hat hier die Hebefeier lichkeit der Hierselbst neuerbauten Kirche stattgefunden. Pirna. Kürzlich fand hier eine Probe mit der neu erfundenen Gas spritze (Eztincteur) statt. In und auf ein ziemlich hohes Lattengerüst waren die Dauben von zerschlagenen Petroleumfässern dicht geschichtet, die Lücken mit Hobelspähnen ausgefüllt und über das Ganze noch Gastheer und Petroleum in reichlichen Portionen gegossen worden. Als dieser Scheiter haufen angezündet wurde, erhob sich gerade ein wüthender Sturm, mit Blitzesschnelle verbreitete sich die Flamme über den reiche Nahrung bietenden Holzstoß, haushoch wirbelten Feuer und erstickender Qualm. Einen Extincteur auf den Rücken tragend, nahte sich ein Monteur der Fabrik von Schäffer und Budenberg in Magdeburg, welche diese Gasspritzen fabri- ciren, öffnete den Gasausströmungshahn und bespritzte, von unten anfangend, den hoch aufflammendeu Holzstoß, überall dort der Flamme Halt gebietend, wo der Strahl das brennende Object berührte. Als nach Verlauf von ungefähr 5 Minuten der Brand vollständig gelöscht war, lohnte laute« Bravo diese außerordentliche Leistung. Schließlich wurde noch ca. 3 Centner breitgelaufener Theer entzündet, welcher, nachdem er vollständig in Brand gerathen, in ca. 2 Minuten gelöscht wurde. DaS zahlreiche Publikum war durch diese eminente Leistungsfähigkeit in gerechtes Erstaunen versetzt. Leipzig. Am 7. Septbr. ist Kais er Wilhelm wieder von hier geschieden und nach Merseburg gereist. Vor seiner Abreise hat er an den Rath zu Leipzig folgendes Handschreiben gerichtet: „Ich kann die Stadt Leipzig nicht verlaßen, ohne derselben nochmals auszusprechen, wie sehr Mich der Mir hier bereitete Empfang erfreut und bewegt hat. Mir ist hier — wo vor 63 Jahren der erste Schritt für die Vereinigung Deutschlands mit blutigem Opfer erkämpft wurde — überall eine so wohlthuende Darlegung der Sympathien für die Einigkeit Deutschlands, verbunden mit warmer' und treuer Anhänglichkeit an den Landesherrn, entgegengetreten, daß es Mir ein wahres Herzensdedürfniß ist, Meiner freudigen Be friedigung hierüber Worte zu geben. Der Name der Stadt Leipzig ist bisher jederzeit unter den ersten genannt worden, wo es die Ehre und Größe Deutschlands galt; Ich scheide von hier mit der festen Ueberzeugung, daß es Sumer und für alle Zeiten so sein wird. , Leipzig, den 7. September 16,76. Wilhelm." Dem Bürgermeister Georgi versicherte der Kaiser beim Abschiede noch, daß die in obigem Schreiben enthaltenen Worte au- seinem vollsten Herzen geschrieben seien, daß er noch in keiner Stadt Deutschlands einen so glänzenden und begeisterten Empfang, wie hier in Leipzig, wo ihm wahre Paläste gebaut worden seien, gefunden habe.