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— 626 — lichen und gewerblichen Ausstellung verflossen und gar Manches unzählige Mal überlegt, manche Auskunft er« beten und ertheilt worden war, konnte man sich endlich am Abend des 19. August mit fröhlichem Herzen, daS ganze Werk überblickend, sagen: „Wir sind fertig I" und getrost die neue Sonne erwarten, die leuchtend, wie die ganze Zeit daher, am 20. August sich über den Horizont erhob. — Nach dem Bormittagsgottesdienst, gegen '/»I I Uhr, zog eine Abtheilung Feuerwehr, ihre Musik voran und die Comit4mitglieder in der Mitte, durch die reichbeflaggten Straßen der Stadt, vor dem Gasthof zum „goldnen Löwen," in dessen Saale die ge werbliche Ausstellung stattfand, Halt machend, und hier er öffnete Herr vr. Röber als Vorstand des Frauensteiner Gewerbe-Vereins die gewerbliche Ausstellung mit folgenden Worten: „In Philadelphia war ein Mann mit französischem Namen, aber ein Deutscher, der hat die deutsche Industrie getadelt, ebenso wie sie in Wien getadelt wurde. Am Tadel müßt Ihr Euch aufrichten, am Tadel müßt Ihr Euch erstarken, und wenn der Tadel ungerecht ist, so müßt Ihr zeigen, nicht, daß Ihr den Tadel übel genommen habt, aber daß Euch Deutsche der Tadel bessert. In München hat jüngst die Industrie bewiesen, daß der Tadel denn doch nicht so gerechtfertigt war, in de» anderen großen Ausstellungen hat der Deutsche auch bewiesen, daß die Industrie denn doch nicht so weit zurückgeblieben war, als wie der Mann mit französischem Namen aussprach. In Chemnitz, Dresden und jüngst in Meißen war die deutsche Industrie nicht mit gleichem Maaß getadelt worden. — Die kleine Stadt Frauenstein, wenn sie nacheifert den großen, will zeigen, daß sic ihr Möglichstes leistet, sie will dem Publikum, sie will dem Bezirk vorführen, was sie kann. Wenn sic gestrebt hat, vorwärts zu kommen, habe auch ich, als Vertreter Eures Gewerbe- Vereins, rüstig gearbeitet, um die landwirthschasjlichc und gewerbliche Ausstellung zu Wege zu bringen, was mir nun gelungen ist durch die rege Theilnahme der Eomito'mitglicder, denen ich hiermit danke, und durch die Theilnahme der Landwirthe, so rufe ich Euch nochmals zu: Schreibt Euch den Tadel in's Herz, strebt vorwärts. Und geht muthjg auf der Bahn des Fortschrittes weiter und so werdet Ihr ans den» Wege, den Euch daS Lernen vorschreibt, das erreichen, was man am Deutschen tadeln zu müssen glaubt. Ich empfehle die Ausstellung angeleaentlichst und bitte um Nachsicht und milde Beurtheilnirg feiten des Publikums." Nun wurden die Saalthüren und damit die Ausstellung den Besuchern geöffnet, die wenig zahlreich am Vormittag, zahl reicher am Nachmittage erschienen waren. Um die Kosten wenigstens in etwas zu decken, wurde ein Eintrittsgeld von 10 Pfg, sowohl im Saale, als auch auf dem Markt bei der landwirthschaftlichen Ausstellung erhoben. — Die Rückseite des Saale« war sehr hübsch mit Pflanzen, au« denen sich die Büsten des Königs und der Königin, sowie ein TranSparant, daS Sinnbild deS GewerbfleißeS darstellend, sehr vortheilhaft abhoben, geschmückt. Auf langen Tischen und an den Wänden, lagen und hingen die Ausstellungsgegenstände, die von den Besuchern fort und fort mit dem größten Interesse und unter Ausdrücken der Befriedigung betrachtet wurden. — Die Namen der Aussteller, soweit sie unS bekannt wurden, sind folgende: Frl. Helene Schneider; Huttn. Weiße; Klempner Schlegel; Frl. Röber; Tischler Dietrich; Schneider Glebitzsch; Schneider Müller; Korvmarher Müller, Nassau; Dr. Naumann, Plauen; Tischler Kröner; Buchbinder Lehmann; Strumpfwirker Mühl; Frl. Mühl; Lohgerber Käsemodel; Gerber Franke, Reichenau; Schuhm. Wagner; Kürschner Reichel, Freiberg; Sattler Lieber; Sattler Bieber; Frl. Seifarth; Frl. Uhlig; Frl. Wittig; Frl. Ryssel; Frl. Hasse; Lehrer Haupt; Kaufmann Richter; Flanellhänbler Berger; Frl. Zimmermann, Pretzschendorf; Riemer Börner; Riemer Göhler; Schleifer Seifert; Müller K. Müller; Bildhauer Ulbricht; CigarreN-Fabrikant Schlecht, Freiberg; Schuhmacher Wetzel das.; Kürschner Lohse; Kürschner Stenker; Schmied Morgenstern, Mulda; Holzbildh. Kaden; Tischler Geißler, Klcinbobritzsch; Schuhm. Jäkel. Reichenau; Cig.-Fab. Bitterlich u. Wenzel, Frcibeia; Düngc.-Fabr. von Schippan, Galle u. Eomp., Freiberg; Schneider Wagner, Rcchenverg; Apoth. Felgner; Bürgermstr. Grohmann; Bäcker Mühle; Schneider Schäfer; Schuhm. Thiele; Schuhm. Kaden; Stuhlm. Richter. Dittersbach; Schuhmacher Heger, Rcchenberg; Bäcker Wolf; Färber Uhlig; Klempner Fritzsche, Rechenberg; Kaliwerk Aaunhaus und Hermsdorf; Müller Liebscher, HermSdorf; Schuhm. Fischer, Hermsdorf; Ed. Fischer; Kistcnmacher Grundig; Schuhm. Baumgart; Töpfer Zirnstein, Dippoldiswalde; Optikus Wohllcbc, Freiberg; Telegraph.-Fab. Seifert, Freiberg; Schneider Schmieder, Rcchenberg; Seiler Fröbel und Wendel; Mühlenbes. Mäder, Ammelsdorf; Sattler Kunze, Freiberg; Schnhm. Günzel; Schmied Rothe, Burkersdorf; LanSky, Dresden; Tischler Weißbach, Lichtenberg; Bäcker Gust. Mühle; Schuhm. Schlüder; Spielwaarcnhändler Reuter, Neuhausen; Putzmacher Haufe; Schuhm. Müller, Kämmerswalde; Schuhm. Wolf; Klempner Uhlmann, Dresden; Buchdruckerei- Bes. Helmert; Reifendreher Franz; Klempner Görner; Eaviller Böhme; Schmied Dietrich; Gerber Scadok; Frl. Uhle; Schneider Hofmann, Freiberg. Nur ungern trennte man sich von der gewerblichen Aus stellung, aber Alle wollten auch die bereits aufgestellten Ob jecte der landwirthschaftlichen Ausstellung in Augenschein nehmen, die auf dem Markt ihren Platz gefunden hat. — Der Ein- und Ausgang derselben war durch Ehrenpforten geschmückt, und die Mitte des Platze« nahmen 4 mit Planen überdeckte Piehstände ein, während an beiden Seiten derselben die landwirthschaftlichen Maschinen ihre Aufstellung gefunden hatten. — Recht« vom Eingang waren Feldfrüchte, durch gängig in schönen großen Exemplaren, wie sie die Gebirgs gegend selten hervorbringt, ausgestellt von: C. F. Fischer, Reichenau; A. F. Merkel, Nassau; Löwe, Schönfeld; F. A. Kunze, Reichenau; F. L. Martini, HermSdorf; El. Seifert, Schönfeld; Wolf, Nassau ; A. Kempe, Reichenau. — Mit Mäh-, Dresch-, Häksel-, Waschmaschinen, Pflügen u. s. w. war die Ausstellung beschickt von der Maschinenfabrik Goetjes, Bergmann u. Co.; Gebr. Hanko, Neucoschütz; Grumbach u. Goltzsche, Freiberg; Gebr. Israel, Dresden; F. A. Seifert, Freiberg; Scheiter, Niederwürschnitz; Mende u. Co., Dippol diswalde, während Säuberlich in Freibergsdorf durch Feuer« und Hand-Spritzen, Exner in Freiberg durch Kutschwagen, Göhler u. Kreher in Frauenstein und Burkersdorf durch Schlitten und Geißler u. Kreher durch einen Mannschafts wagen der Frauensteiner Feuerwehr vertreten waren. Ueber die ViehanSstellung am 21. August, sowie über die mit der Ausstellung verbundenen Lotterie werden wir einen uns gütigst zugesagten Bericht in einer der nächsten Nummern bringen. Ueberblicken wir Alle«, was da« kleine Frauenstein mit festem Wollen durchgeführt hat, so können wir wohl sagen, daß Alles gut war und nur wünschen, daß es unbeirrt von allen störenden Einflüssen weiterschreite auf der einmal be tretenen Bahn. Dresden. Der Extrazug mit dem großen Generalstab traf am 19. Äug. Vormitt, in Dresden ein, und fuhr nach Chemnitz weiter ; Graf Moltke war bereits am 18. Aug. hier angekommen und blieb einige Tage. Leipzig. Kaiser Wilhelm wird am 5. Septbr. Abend« hier einlreffen und Nachtquartier nehmen, worauf am 6. Septbr. die große Parade de« sächs. Armee-Corps auf der Ebene bei Pulgar stattfindet. Marienberg. In Laute, im sog. Rudolfschachte, ist in einer Tiefe von 280 Metern auf dem Gangkreuze de« Bauer- Morgengange« mit dem Amandus-Flachen ein reiches Erz lager aufgeschlossen worden. Die Erze treten reich und massig auf. Sie bestehen aus Leberkies, Silberkobald, Roth- giltig- und GlaSerz. Die Grube gehört der Marienberger Silberbergbauactiengesellschaft, welche sich im Jahre 1861 au« sieben Gewerkschaften constituirte. Bayern. Die Vorstellung der „Götterdämme rung" am 17. August dauerte bi« 10'/» Uhr. Die musi kalische Aufführung war von großartiger Wirkung, während die Ecenerie ganz bedeutende Fehler aufzuweisen hatte. Am Schluß dauerten die Beifallsbezeugungen mehrere Minuten. Als sich der Beifallssturm etwas gelegt hatte, forderte der Präses de« Berliner Wagnervereins, George Davidson, Namen« de« VerwaltungSratheS auf, den Gefühlen der Begeisterung Ausdruck zu geben und einzustimwen in den Ruf: Richard Wagner lebe hoch! Das ganze Hau«, sowie die Insassen der Fürstenloge stimmten dreimal ein. Wagner wurde erneut stürmisch gerufen, trat hervor auf die Bühne und dankte den Kunstgenoffen für die Förderung de« Unternehmens. Neue Hochrufe erschallten. Großbritannien. Earl Ruffel hat eine auf die orien talische Frage bezügliche Broschüre vertheilen lasten, in der er zu folgendem Ergebniß gelangt: Die Großmächte sollten den Sultan durch einen christlichen Monarchen ersetzen und einen südslavischen Donaubund schaffen, der au« Serbien unter Milan, Kroatien und der Herzegowina unter einem öster reichischen Erzherzog, Rumänien unter Fürst Karl, Bulgarien unter einem österreichischem Erzherzog, Griechenland sammt Thessalien und Epiru« unter dem jetzigen König bestehen soll. Protektor de« Bundes solle zu Lande Oesterreich, zur See England sein.