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Vermischtes. Die Roßkastanie als Heilmittel. In der nächsten Zeit bietet uns die Natur durch die Roßkastanie eiu ausgezeichnetes Heil mittel gegen körperliche Leiden. Außer den bekannten empfehlungs- werthen Eigenschaften dieses Baumes besitzt nämlich die Blüthe desselben eine wunderbare Krast, rheumatische Schmerzen zu heilen, oder doch wesentlich zu lindern. Wenn diese Blüthe in ihrer ersten Schönheit ist, wird sie vom Baum und vom Stengel gepslückt und damit eine Flasche gefüllt. Darauf gießt man 90gradigen Spiritus und läßt die Flasche an einem dunkeln Ort etwa 6 Wochen stehen. Nach Verlauf dieser Zeit gießt man die Flüssigkeit ab und gewinnt zum Einreiben ein vorzügliches Mittel gegen oben genannte Leiden. In Mecklenburg, wo dies Heilmittel vor einigen Jahren bekannt und durch die Presse weiter verbreitet wurde, wird es viel und mit, dem besten Erfolg angewandt, wie Referent selber erfahren hat. Man thut gut, sich gleich Vorrath für längere Zeit zu verschaffen. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am Sonntag Jubilate (7. Mai) predigt Herr Superint. Opitz. Vorher Beichte und Abendmahl Derselbe. Arm zurück. „Herr v. LeiSrink, kennen Sie mich?" fragte er in kaltem Ton. Der Angeredete fuhr auf. „Herr — Herr Böhm!" stotterte er, „das heißt nicht der jüngere Herr — sondern — sondern" — „N icht der jüngere, nicht der, den Sie in'S Elend gebracht, nein!" knirschte Adolph; ich bin nicht der zwanzigjährige Knabe, dessen Unerfahrenheit ihn in Ihre Hände lieferte, sondern ein gereifter Mann» dem Sie Rede stehen sollen, Nichts würdiger, welcher den Titel eines EdelmanneS und OfficiereS schändet!" „Was unterstehen Sie sich!" bebte es von den kreide bleichen Lippen des Lieutenants. „Sie meinen vermuthlich einen ganz Anderen — was könnte ich denn Ihrem Herrn Bruder zu Leide gethan haben? — Beweise! Beweise! —" (Fortsetzung folgt.) Freunde hier, Sozialisten und kühne Freiheit-Helden wie Sie sölbst, — sprechen Sie für mich, Herr Böhm!" — Heiß und kalt, ihn fast erstickend vor innerer Erregung, lief eS bei diesen Worten über den Körper deS Versteckten. Also dieser Mann, dessen widerwärtiges und verfallenes Bild zwischen ihm undValeSka stand, dieser verachtete Säufer Har eS, der zuerst seinen jungen Bruder zum Betrüger gemacht, der in den, durch die Phantastereien des Sozialisten gelockerten Boden seines unerfahrenen Herzens den Keim eigentlicher Schurkerei gesenkt! — Unwillkvhrlich ballte sich Adolph'S Faust, um den Elenden niederzuschlagen, in dessen Person sich Alle» vereinigte, was ihm auf Erden verhaßt und abscheulich war; minder schwer — nein, ganz schuldlos erschien ihm in diesem Augenblick das Verhältniß zu Valeska — es war nur eine Heimzahlung begangener Schändlichkeit, eine tausend fach verdiente Strafe! — Kaum hatte er Selbstbeherrschung genug, um ruhig zu bleiben, bis erst die Andern fort waren — dann aber wollte er Abrechnung halten mit jenem bleichen Schurken, den er haßte — o so bitter haßte! — Er barg das Gesicht in der Hand, glühend vor Zorn, fähig einen Mord zu begehen an Dem, der die beiden einzigen Wesen, welche er liebte, so überaus unglücklich gemacht. — Da sprach Georg und er horchte auf. „Ja, Sie waren der, welcher aus dem Schwärmer, in dessen Augen die Menschheit nicht sündenlos genug war und der sie bessern Helsen wollte, einen Spieler und Dieb machte!" hörte er die traurige Stimme sagen. „Sie waren es, der mir meinen Frieden geraubt hat, mir den Weg zur redlichen Arbeit versperrt. Ich wollte im Geiste Ferdinand Lasalle's handeln, wollte ein Märtyrer sein für die Sache des Volkes — da benutzten Sie eine Stunde, in der ich muthloS war au» Hunger und Verlassenheit; da flüsterten Sie mir von einem viel erfolgreicheren Kampfe gegen das Capital und beirrten meine Seele durch Versprechungen. Alles, was ich für Sie habe, zum Dank für Ihre Mühe, ist das Gelöbniß, Ihnen nicht fluchen zu wollen! „Jetzt gehen Sie!" gebot herrisch Gottfried. „Wir brauchen Sie nicht mehr!" Der Lieutenant mochte einsehen, daß hier alles weitere Parlamentiren unnütz sei: denn er warf auf die Anwesenden nur noch einen grollenden Blick, dann ging er mit langsamen un sicheren Schritten zur Stadt zurück, bei sich murmelnd, daß er keinen Thaler von den erhaltenen dreihundert wieder abliefern werde. Die Zurückgebliebenen warteten, bis er außer Sicht war, dann scharrten sie den losen Sand an einer bestimmten Stelle auf, und Derjenige, welcher gesagt hatte, daß er sich schon jetzt aus dem Staube machen wollte, erhielt seinen Antheil ausgezahlt. „Ihr solltet wahrhaftig auch das Eurige an Euch nehmen," hörte ihn Adolph den Anderen rathen, „wer weiß, was geschieht? — Ich traue dem Frieden nicht mehr!" „Eben darum!" versetzte Gottfried. „Man soll bei uns, wenn etwa Haussuchung käme, nichts finden. Hier liegt eS sicher!" „Das ist auch meine Ansicht von der Sache!" stimmte Georg bei. „Nun denn eilen wir — leb' wohl, Eduard!" Der Ausscheidende wechselte mit den drei Anderen einen Händdruck; versprach, bald an Gottfried zu schreiben und ging landeinwärts einen zweiten Weg nach Lübeck zu; die kleine Gesellschaft entfernte sich, nachdem wieder die Fußspuren ver wischt, im Boote, und nun erst konnte Adolph ungefährdet dem Lieutenant folgen. Er flog durch die Feldwege, so schnell ihn seine Füße trugen und erreichte auch bald den, in leb hafter Conversation mit sich selbst begriffenen Trinker. Durch die inzwischen vergangenen Minuten war aber doch sein Blut etwas abgekühlt, so daß er wenigstens äußerlich einigermaßen ruhigerschien. Ohne zu grüßen, trat er hart an den, gedanken los vorwärts stolpernden Edelmann heran und hielt ih« am Nachrichten vom Standesamt Dippoldiswalde. Monat April 1876. Geboren wurde ein Sohn: dem Gutsbesitzer Heinrich August Weinhold in Ulberndorf; dem GutSbes. Friedrich Ernst Dittrich in Reinholdshain; dem Gerichtsamts-Erped. Friedrich Moritz Gruhle hier; dem Gutsbesitzer Earl Gottlieb Boden in Ulberndorf; dem Zeug arbeiter Ernst Wilhelm Horn uff hier. Ein Mädchen: dem Seiler Franz Joseph Nicolaus Rheinschüssel, hier; dem Maschinenbauer Claus Kenth in Potschappel; der Friederike Auguste Wolfsram hier (unehelich); dem Mühlenbes. Chrn. Wilhelm Emil Karn al in Ulbern dorf; dem Gutsbesitzer Carl Gfried. Dittrich in Ulberndorf; dem Maschinenbauer Moritz Ferdinand Holzhöfer hier. Gestorben sind: Helene Martha Frcnzel, 30 Wochen alt, Tochter deS Kaufm. Aua. Frenzel hier: Friedrich Hermann Fuchs, 27 Jahr alt, Schneider hier; Ernst Ferdinand Dörffel, Ger.-Amts-Referendar hier; 30 Jahr 11 Mo», alt; Friedrich Ernst Stein, 48 Jahr alt, Oeconom hier; Carl Hermann Thiimmlers, Schuhm. hier, Kind, (todtgeb.); August Leberecht Loßner, Hausschlächter hier (entleibt), 59 Jahr 2 Mon. 9 Tage alt; Amalie Henriette Dietze, 75 Jahr 2 Mon. 28 Tage alt, Ehefrau des Gürtlermstrs. Friedr. Will). Dietze hier; Carl Richard Hommeyer, Jahr alt, Sohn des Handarb. August Hugo Hommeoer in Berreuth; Johann Lehmisch, 62 Jahr alt, Wirthsch^tsauszügler hier^ Johanne Christiane verw. Schelle hier, ^Eheschließungen kamen vor zwischen: Karl August Loßner, Kürschner hier, mit Caroline Minna Grohmann. — Karl Muller, Klempner in Dresden, mit Ida Marte Gerhardt von hier. — Friedrich Wilhelm Liebe, Schneider hier, mit Linna Auguste Eichler aus Altenberg. — Friedrich August Fisch'er, Maurer hier, mit Juliane Ernestine Zimmermann aus Berreuth. Aufgeboten wurde: Robert Bruno Bachmann, Ger.-Amts- Referendar hier, und Clara Auguste Bertha Körner aus Pegau.