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1031 — «in Einfrieren de« Wasser« in denselben, wodurch überall Störungen und Verluste entstehen. - (Da sind wir in Dippol diswalde doch glücklicher daran ; das schöne Steinbornwasser hält wacker aus, da« große Reservoir ist stets gefüllt und somit überall — die höchstgelegenen Privatleitungen zeitweilig ausgenommen — stet« Wasser in Fülle vorhanden.) Bautzen. Im Walde bei Obersohland, auf einem nach Böhmen führenden Wege, wurde ein Weber erfroren auf gefunden. — Ein gleich traurige« Ende fanden am 7. Decbr. in Zittau drei Weber, die fertige Arbeit nach Warnsdorf bringen wollten. Bei dem Schneegestöber kamen sie vom Wege ab, ermatteten und konnten nicht mehr weiter. Am andern Morgen fand man sie unweit Warnsdorf im Schnee bei einander liegend erfroren auf. Es sollen alle drei Familienväter sein. Berlin. Bei Berathung des Etats für Elsaß-Loth- ringen wurde im Reichstage von den Elsässern und den Ultramontanen über „Verschwendung im VerwallungSwesen in den Reichslanden" geklagt, die Lamentationen konnten aber keinen Einfluß auf die Beschlüsse des Hauses üben. — Der Eintritt des, aus dem Gefängniß zu Plötzensee entlassenen Abg. Majunke, den das ganze Centrum mit Handschlag be grüßte, rief einige Aufmerksamkeit hervor, aber Freude das Erscheinen des Fürsten Bismarck, der zugleich zur Abendver sammlung am Sonnabend in seinen Salons den Reichstag einlud. — Der Abgeordnete Kapp und 85 Genosseu haben im Reichstage eine Interpellation cingereicht, betr. da« große Unglück des Transportbampscrs „Deutschland" (s. unter England), in welcher an den Reichskanzer folgende Anfragen gerichtet werden: 1) Welche Schritte gedenkt die NeichSregierung zu thun, um die Interessen der deutschen Schifffahrt bei der Untersuchung der Strandung des NorddeutschenLloyd-Dampfers„Deutsch- land" zu wahren, welcher am 6. d. M. bei Kentish Knock vor der Themsemündung ausfuhr? 2) Wann wird dem Reichstag ein Gesetz-Entwurs, betreffend die Untersuchung der See-Unfälle deutscher Schiffe, vorgelegt werden? 3) Wie kommt es, daß derartige in einer Entfernung von etwa 17 Seemeilen von der englischen Küste sich ereignende Unglücksfälle ausschließlich von den englischen Behörden untersucht werden? Obige Interpellation war eingebracht, ehe ein neuestes großes Unglück bekannt war, das in Bremerhaven am Sonnabend passirte. Der nach New-Uork bestimmte Dampfer „Mosel," dem Nordd. Lloyd gehörig, hatte schon Passagiere im Vorhafen an Boro genommen, als auf dem vor der „.Mosel" liegenden Schleppdampfer „Simson" plötzlich eine Kiste Dynamit explodirte. Dadurch sind an 50 Personen getödtet und 25 schwer verwundet. Die Fetzen menschlicher Körper, SchiffSlheile, Ausrüstungsgegenstände, Betten u. s. w. wurden bis auf den Deich geschleudert; in Bremerhaven sprangen die Fensterscheiben. Beide Dampfer sind arg be schädigt. Der Reichstag wird trotz aller Eile, die er Hal, nicht davor zurückschrecken, noch in dieser Session die Angehörigen des deutschen Reiches gesetzlich auch in diesem Zweige des Verkehrslebens so weit sicher zu stellen, als es mit den Be dingungen des Verkehrs überhaupt vereinbar ist. Bayern. Aus Nürnberg schreibt man, daß es am 7. Novbr. 40 Jahre waren, daß die erste Eisenbahn Deutschlands, die Nürnberg-Fürther, eröffnet wurde. Welch eine Wandlung ist inzwischen im Verkehr vorgegangen. Als man damals den Gedanken faßte, die beiden Städte durch einen Schienenstrang zu verbinden, wurde es für toll kühn gehalten ; man ahnte nicht, daß die Frequenz sich so enorm heben würde: sie betrug im ersten Jahre 460,000, im Jahre 1874 stieg sie auf 1,209,299 Personen. Seit Jahren werden 20 pro Cent Dividende gezahlt. Schweiz. Au« Basel wird gemeldet, daß ein neuer Präsident de« Nationalrath es gewählt wurde in der Person de« Redacteur« der „Baseler Nachrichten," Fry, der von G 104 Stimmen 84 erhielt. Bicepräsivent wurde Landammana Aepli au« St. Gallen. England. Der (in vor. Nr. bereits gemeldete) Unter gang des Dampfers „Deutschland," dem Norddeuschen Lloyd in Bremen gehörig, und der Verlust von 80 Menschen leben ist hauptsächlich der schweren Vernachlässigung eines wichtigen englischen Seehafens, des von Harwich, zuzuschreiben. Dicht am Ausgange der Themse scheitert ein Schiff, das einen erfahrenen Kapitän hat, im Hafen ist kein Rettungsboot, und die dortigen Seeleute fühlen sich nicht verpflichtet, den Nothsignalen durch Hilfeleistung zu ent sprechen ! Das muß selbst jeden Unpartheiischen mit Schmerz und Zorn erfüllen: das reiche, mit tausend und abertausend Schiffen handeltreibende England vernachlässigt in solcher Weise die Rettungsstationen an seinen gefährlichen Küsten — sein Ministerium ist verantwortlich zu machen für den schreck lichen Tod unserer deutschen Landsleute! — Der Untergang des „Schiller" bei den Scilly-Jnleln, dicht an England, ist » auch herbeigeführt, weil dort der Boden des Meeres nicht genau erforscht ist; nur englische Gerichte entschieden damals über die Schuldfrage allein, uno allgemein fragt man: Ist das des deutschen Reiches würdig, befriedigt das die deutsche Gerechtigkeit? Und man antwortet: Nein! Vermischtes. Aus Amberg (Bayern) wird geschrieben: „Ein Gänsebauch, mit Einfchluß der Leber laut städtischem Waageschein 24 yr Psund wiegend, war am 27. Novbr. bei Herrn Bäckermeister Platzer zu sehen." (Wenn die Gänse in Amberg so fette Bäuche haben, wie muß es erst mit den Bäckermeistern aussehen!) Volkszählungs-Scherze. In Berlin wurde kürzlich das Volk gezählt. Eine junge Dame hatte „Ledig" unausgefüllt ge lassen, und hinter „verheirathet" geschrieben „Hoffentlich bald;" eine Köchin bei „Angabe des Truppentheils:" „Dragoner." Hinter „männlich" stand aus einem Zettel: „Nein, noch Junge," und auf einem andern hinter „Nahrungszweig:" „Schwiegermutter." Gefrorene Fenster auszuthauen. Man löse Kochsalz in Wasser aus, tauche einen gewöhnlichen Fensterschwamm in dasselbe und wasche mit demselben die gefrorenen Stellen. Schon nach kurzer Zeit sind die Scheiben vom Eise frei und das Wasser läuft ab. Schafft die Thalerscheine fort! Mit Ende dieses Jahres verfallen die meisten unserer papiernen Geldwerthzeichen, und wer sich vor Verlusten schützen will, der suche sich ihrer nicht erst im letzten Augen blicke, sondern sobald als möglich zu entäußern. Auch vor Annahme und Ausgabe der verfallenen, werth- losen und gesetzlich nicht mehr zulässigen preußischen Zwei pfenniger und der böhmischen Halbkreuzerstücke wird gewarnt! Dresdener Producten-Börse vom 10. December. Weizen pro 1000 Kilogramm: weiß 210—225 Mark, neuer 200 bis 220, braun 188—216, neuer 177—208 Mark. Roggen 165—177, galiz. und russ. 150—162 G. Gerste böhmische 165—192, schief, und galiz. , mährische , Futter 135 — 145. Hafer 150 bis 177. Erbsen, Kochwaare, , Futterwaare 140 — 160. Wicken Kukuruh 145 — 148, neuer 121 — 125 Mark. Oelsaaten: Raps 320—330 G., Rübsen 310- 320; Schlaglein 265 bis 290; Thimothee , schwedischer . Kleesaat pro 100 Kilogr. , rothe , weiße Mark. RübSl rass, loco 78.00 B.; Rapskuchen 17.50 B. Spiritus pro 10 Liter s, 100"/« loco 45.50 B. Weizenmehle: Kaiserauszug 41, Griesler- auszug 36, Bäckermundmchl 27, Grieslermundmehl 21, Pohlmehl 19, Nr. 0 34, Nr. 1 27, Nr. 2 21 Mark. Rogqenmehle: Nr. 0 27, Nr. 1 24, hausbacken 25.00 Mark. Futtermehl pr. 100 Kilogr. netto 13.40 Mark. Roggcnkleie pr. 100 Kilogr. netto 11.40 Mark. Weizenkleie grobe pr. 100 Kilogr. 9 Mark, desgl. feine 8.40 Mark.