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858 — Tages gesehichte. Dippoldiswalde. Die Obst-Ausstellung in Dresden ist von 10 Ausstellern de» hiesigen laudwirthschaftlichen Vereins mit 97 Nummern beschickt worden; auch ist diese Collectiv-Ausstellung, wie wir in voriger Nummer bereits mittheilten, durch eine Medaille prämirt worden. Wie wir hören, wird weitere Gelegenheit, diese ausgestellten Obstsorten in Augenschein zu nehmen, dadurch gegeben werden, daß sie nächsten Sonnabend und Sonntag, je Nachmittags, in der sog. großen Saalstube des Rathhause« Hierselbst nochmals aufgestellt sein werden. Wir machen hierdurch immer darauf aufmerksam, auf eine Anzeige in nächster Nr. verweisend. — Die Frist zur Einsichtnahme in die Liste der zu Geschworenen Wählbaren in hiesiger Stadt, sowie zu Reklamationen dagegen, läuft mit dem 3l. d. Mt«. ab. Dresden. In der Sitzung der 2. Kammer unseres Landtages am 24. Oktober wurde Bericht erstattet über die Regierungsvorlage: zur Errichtung eines neuen Schul lehrer-Seminars 420,000 Mark zu bewilligen. Der Abgeordnete des 13. ländlichen Wahlbezirkes, Hr. AmtShaupt- mann v. Bosse, verwendete sich dafür, daß das neue Seminar in Dippoldiswalde errichtet werde, und wäre die Stadt gemeinde geneigt, einen Bauplatz unentgeldlich herzugeben. Von anderen Abgeordneten wurde für Stollberg und Falken stein gesprochen. Darauf wurde die Bewilligung der Summe ausgesprochen und eine Petition der städtischen Behörden von Dippoldiswalde um Verlegung des Seminars in diese Stadt, der Regierung zur Kenntnißnahme überwiesen. PulSniH. In hiesiger Gegend scheint sich die Ruhr - krankheit epidemisch verbreiten zu wollen, namentlich sucht sie in dem Dorfe Ober st eins ihre Opfer, wo bis zum 19. Oktober an 50 Personen jeden Alters starben. Es sind alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, öffentliche Belustigungen verboten rc. Berlin. Am Montag Nachmittag 3 Uhr ist der Kaiser wohlbehalten hier wieder eingetroffen, empfangen vom Kron prinzen und den Prinzen, Behörden rc. In Folge der un vermeidlichen Reiseanstrengungen ist der Kaiser verhindert, am Mittwoch den Reichstag selbst zu eröffnen ; auch die Reise nach Schlesien ist verschoben worden. — Die feierliche Enthüllung des Erzdenkmals für Freiherrn von Stein fand auf dem Dönhofsplatze in Berlin am 26. Oktober im Beisein des den Kaiser vertretenden Kronprinzen, der Kronprinzessin^ des Prinzen und der Prin zessin Carl, des Prinzen Friedrich Carl, der Minister, vieler Generale, Reichstags- und Landtagsmitglieder, Professoren der Universität, der Geistlichkeit, der Mitglieder des Stadlraths und deS Stadtverordneten-Kollegiums statt. Die Hülle des prächtigen Denkmals fiel unter dem von Moltke ausgebrachten Hoch auf den Kaiser und unter den Klängen der National hymne. Nach Schluß der Feier beglückwünschte der Kron prinz die hier erschienenen Abkömmlinge Stein«, darunter die Gräfin Kielmannsegge, und führte dieselben seiner Ge mahlin und den übrigen fürstlichen Herrschaften zur Beglück wünschung zu. — Der Gesetzentwurf üher. Einführung einer Börsen steuer ist vom Bunvesrath angenommen und wird nun dem Reichstage vorgelegt werden. Nach dem Entwürfe sollen unterliegen 1) einer Etempelpflicht von 25 Pfennigen alle Schlußzettel, Auszüge au» Geschäftsbüchern, Schlußscheine rc., welche innerhalb deS Reichsgebietes über den Abschluß eines Kaufes, Rückkaufes oder Tausche«, eine« Geschäfte« über Wechsel, Aktien, Staat«- u. a. Papiere ausgestellt, sobald daS Geschäft einen Gegenstand von 300 Mark oder mehr betrifft; 2) ist eine Stempelabgabe von 25 Pfennigen gelegt auf Rechnungen, Noten, Verzeichnisse, Geschäftsbücher-Auszüge und sonstige Berechnungen über Käufe oder anderweitige An schaffungen oder Lieferungsgeschäfte von Wechseln, Aktien, Staat«- oder anderen Werthpapieren, wenn das Schriftstück einen Gegenstand oder Anspruch von mehr al« 300 Mk. betrifft; 3) unterliegen die Lombard-Darlehen im Betrage von 300 Mark und darüber einer Stempelabgabe von >/e von jedem Tausend; 4) unterliegen einer Stempelabgabe von >/» vom Hundert des NennwertheS alle in- und ausländischen Acten, Renten und Schuldverschreibungen von Staaten, Korporationen, Gesellschaften rc., wenn sie verkauft, verpfändet, oder andere Geschäfte unter Lebende» damit gemacht werden. Die Nicht erfüllung dieser gesetzlichen Bestimmungen wird mit einer Geldbuße, welche den fünfundzwanzigfachen Betrag der ver absäumten Steuerzahlung beträgt, bestraft, der niedrigste Betrag der Strafe ist auf 20 Mark festgesetzt. — Die Abwesenheit des Fürsten Bismarck von Berlin wird sich noch verlängern. Auch schreibt man, daß die Fühlung zwischen ihm und der Mehrheit des Reichstage« viel zu wünschen übrig lasse; die Abgeordneten bedauern die« zwar, sind sich aber darüber klar, daß sie auf Schutz zölle, Verschärfung des Preßgesetzes und neue Steuern sich nicht einlassen können. Bayern. In sehr vielen Städten des Landes haben Bürgerversammlungen stattgefunden, in welchen den Gefühlen des Dankes und der Freude Ausdruck gegeben wurde über die Worte, mit denen der König die Adresse der Ultramon- montanen beantwortete. An vielen Orten fanden Festfeiern statt, man beflaggte die Häuser, und Massen von Zustimmungs- Telegrammen gelangten an den König. Italien. Kaiser Wilhelm hat in einer aus Botzen vom 24. Octbr. datirten Depesche dem König Victor Emanuel für alle während seines denkwürdigen Aufenthaltes in Mai land erwiesenen Aufmerksamkeiten gedankt und hervorgehobcn: dieser Besuch würde ein historisch bedeutungsvoller Moment, weil sie Beide von der Vorsehung an die Spitze zweier Nationen gestellt wurden, die nach langem Kampfe endlich die Einheit errangen. König Victor Emanuel dankte alsbald dem deutschen Kaiser für dessen freundliche Worte, versicherte, die Erinnerung an den werthvollen Besuch werde nie aus seinem Herzen schwinden, und fügte hinzu: Von der Vorsehung zur Erfüllung eines identischen Mandat« berufen, können wir über daS Resultat nur lebhafte Freude empfinden. Die nämliche Lage beider Fürsten und beider Völker wird die Bande wahrer Freundschaft immer fester knüpfen. Kaiser Wilhem hat dem König Victor Emanuel durch einen besonderen Kurier die Kette zum schwarzen Adler orden übersandt. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpeditions-Taq: Sonntag, den 31. Octbr., Nachmittags 3—5 Uhr. MgemLmerÄnjeiger. Die laut unserer Bekanntmachung vom 1. Juli n. er. abhanden gekommenen Ginlagebücher hiesiger Sparcassen- Verwaltung Nr, 3648 und-^2440 werden, nachdem sich innerhalb der gesetzlichen Frist Niemand als deren Besitzer gemeldet und der rechtmäßige EigeNthüMer derseiden den Verlust eidlich erhärtet hat, hiermit für UNgiltig erklärt. Dippoldiswalde, am 23. October 1875. Der Stadtrath. Voigt, Bürgermstr.