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gekommen, hielt nach dem Gesänge „Unfern AuSgang segne Gott!" der Hr. Bez.-Schul-Inspector eine, der Feier des TageS angemessene Rede, auf welche dann Herr Erblickter Gietzelt im Namen HauSdorf's DankeSworte aussprach. Die Einweisung des Lehrers, Hrn. Vikar Noch, erfolgte durch Hrn. Loral-Schul-Jnspector k. Bock in der Schulstube. Nach dem Festmahl im hiesigen Gasthofe versammelten sich Nach mittags 2 Uhr die Schulkinder wieder zu einem Schulfeste, nach welchem dieselben mit vielen nützlichen Geschenken er freut wurden. Dresden. In das Staatsbudget für das Königreich Sachsen pro 1876 und 1877 ist zur Entschädigung der Geistlichen für den Ausfall, den dieselben durch Einführung deS ReichscivilstandSgesetzes zu erleiden haben werden, die Summe von 1,200,000 Mark ausgenommen worden. Die Deut scheu Protestantenvereine zu Chemnitz, Dresden und Leipzig richteten unter'm 6. October d. I. folgende Petition an das Hohe evangelisch-lutherische LandeSconsistorium zu Dresden: „Da in jüngster Zeit mehrfache Kundgebungen an das H. ev.-luth. Landesconsistorium gerichtet worden sind, welche für das zu erlassende Trausormular die Beibehaltung des Zusammen - sprechens der gesetzlich bereits verbundenen Eheleute verlangen, und für beharrliche Verächter der kirchlichen Trauung die Aus schließung vom Abendmahl fordern, so sehen sich die Unterzeichneten von Gewissens wegen gedrungen, das H. ev.-luth. Landesconsistorium ehrerbietigst und dringlichst zu bitten, das selbe wolle 1) dafür Sorge tragen, daß durch das künftige Trauformular das Gesetz zu seinem vollen Rechte komme, und die Wahr haftigkeit am Altar gewahrt bleibe, indem den Dienern der Kirche nicht irgend eine Art der Schließung der Ehe, sondern lediglich die Einsegnung der geschlossenen Ehe gestattet werde; 2) sich dahin entscheiden, die Anwendung von sogenannter Abendmahlszucht weder anzuordnen noch freizugeben, weil dieselbe nur dazu geeignet sein würde, die bereits vor handene Entfremdung von Kirche und Christenthum zu einem unheilvollen Bruche zu erweitern. Ein Begehren des Abendmahls würde unter allen Umständen als eine Regung religiösen Bedürfnisses zu begrüßen sein, welches unbefriedigt zurückzuweisen, aller Christenpflicht zuwider liefe." — Die sächsische Regierung hat dem Landtag ein sehr umfängliches Dekret, eine Bewilligung zur Begründuug und Unterhaltung von Volksbibliotheken betreffend, zu gehen lassen. Aus dem Dekret ist ersichtlich, daß die Regierung sich über die Verhältnisse der Volksbibliotheken in den anderen deutschen und außerdeutschen Ländern zu unter richten gesucht hat, und es sind in der Vorlage die Ergeb nisse dieser Erörterungen beigefügt. Was Sachsen selbst betrifft, so existiren nach der Gesetzvorlage überhaupt 196 Volksbibliotheken mit zusammen 72,475 Büchern. — Vom 1. Januar ab werden die kaiserlichen Post expeditionen, sowie die Telegraphenstationen, ausschließlich die Bezeichnung Postämter bez. Telegraphenämter führen. — Im nächsten Jahre sollen außer den preußischen sogenannten Kaisermanövern auch bei dem Sächsischen Armee korps große Korpsübungen statlfinden. Dieselben sollen sich alle drei bis vier Jahre wiederholen. Für das sächsische Armeekorps sind für daS nächstjährige Manöver 283,235 Mark ausgeworfen worden. Zittau. Am 31. October tagten hier die Abgeordneten der, dem Turngau der sächs. Oberlausitz gehörigen Turn vereine. Es waren 24 Abgeordnete und 16 Vorturner erschienen. Von den gefaßten Beschlüsten ist namentlich einer als charakteristisch und practisch zu erwähnen, nämlich der: daß künftig nur solche Turner unter 30 Jahren zu den Gau turnfesten zugelassen werden sollen, welche sich wirklich beim Feste am Turnen betheiligen. Durch diese Bestimmung sollen die allerwärtS vorkommenden sogenannten „Festbummler" von den Festen zurückgehalten werden. Berlin. Der Reichstag hat eine Anzahl kleinerer Gesetzentwürfe theilS vollständig, theils in erster oder zweiter Lesung erledigt. — Ein Verlust hat den Reichstag be troffen in dem Tode des badischen Abgeordneten R. v. Mohl, der vom Schlage getroffen am 5. November todt in seiner Wohnung gefunden wurde. Er war 1799 geboren, war 1824—1845 Professor in Tübingen, später in Heidelberg, 1848 im Parlament und Reichs-Justizminister. Dann war er bis 1871 badischer Gesandter in München und führte seit 1867 das Präsidium der badischen 1. Kammer. — Der HauShalts-Etat des Deutschen Reiches für 1876 bilanzirt in Einnahme und Ausgabe mit 480,110,600 Mk., darunter 73,838,843 Mk. einmalige Ausgaben. Der Reichskanzler wird zur Ausgabe von Sckatzscheinen bis zum Betrage von 24 Millionen Mark zur vorübergehenden Be- triebsfondsverstärlang der Reichshauptcaste und bis 50 Mill, behufs Betriebsfondsschaffung für die Münzreform-Durch- führung ermächtigt. — Es verlautet, daß Fürst Bismarck zum 15. d. M. wieder in Berlin eintreffen werde. Oesterreich. Auf der Franz-Joseph-Bahn hat in der Nacht zum 5. Novbr. ein Eisenbahnunfall stattgefunden. Zwischen Göpfritz und Schwarzenau (15 Meilen nordwestlich von Wien) entgleiste ein Personenzug, und mit Ausnahme von 2 Waggons stürzte er über die Böschung hinab, 3 Mann des Zugpersonals, 1 Postbeamter und 4 Passagiere (von 128) blieben todt, der Maschinenführer und Heizer ebenfalls, denn sie sind noch nicht aufgefunden; 7 Passagiere und 2 Post beamte sind schwer verwundet. Der Unfall ist durch Frevel herbeigeführt worden; es waren Schienen auSgehoben, und die Nägel und Schrauben lagen auf den Schwellen. Die Direktion hat auf Entdeckung der Thäter eine Belohnug von 500 Gulden ausgesetzt. Frankreich. Die Nationalversammlung ist wieder zu sammengetreten; die Parteien sind auch unter sich nicht einig, namentlich weiß die Linke nicht, wie sie sich dem Ministerium Buffet gegenüber verhalten soll. Mac Mahon denkt an einen „Staatsstreich", und will seine Gewalt durch ein Ple- biscit bestätigen lassen, wenn seine Ideen und Wünsche in der Nationalversammlung nicht durchgehen sollten. Die Welt wird vielleicht bald wieder Spektakel-Scenen von dort zu hören bekommen. Spanien. Die Lage der Dinge ist für die Regierung nicht gerade gut; für die Insurgenten wird sie immer schlech ter. Eine große Anzahl Karlisten in Cätalonien suchte um Amnestirung nach; ein anderer Trupp hat den Adjutanten Mandiri unweit der Grenze festgenommen und, ohne ihm den Zuspruch eines Priesters zu gestatten, erschossen. Türkei. Der russische Botschafter, General Jgnatiew, hatte am 5. Novbr. eine zweistündige Audienz bei dem Sul tan. In derselben hat er die üble Verwaltung, den Verfall der türkischen Finanzen, die Unzufriedenheit der türkischen Unterthanen und die dringende Nothwendigkeit der Einfüh rung von Reformen zur Sprache gebracht. Amerika. Die Nachricht, daß der deutsche Kron prinz wahrscheinlich die Weltausstellung in Philadelphia be suchen wird, verursacht eine freudige Aufregung. Die Deut schen, die einen so großen Theil der dortigen Bevölkerung bilden, würden ihn mit EuthusiasmuS bewillkommen und sie versprechen „unserm Fritz" einen Empfang, der alles Der artige, was vorher in Amerika gesehen worden, in den Schatten stellen wird. Kein ausländischer Prinz hat mehr Bewunderer in Amerika als er.