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Zehnte Sitzung des Bezirksausschusses am 6. November 1875. In der heute von 10 Uhr Vormittags an in dem Sitzungszimmer der Kgl. Amtshauptmannschaft unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmanns von Gosse abgehaltenen öffent lichen Sitzung des Bezirksausschusses, an welcher sämmtliche Mitglieder desselben Theil nahmen, kamen 12 Gegenstände durch Beschlußfassung zur Erledigung. Den Anfang der Sitzung bildete eine Anzahl Concessions- gesuche, und zwar 1) Friedrich August Fischer'- in Nassau um Concession zum Betriebe der Schankwirthschaft; 2) der verw. Hennig in Hermsdorf bei Frauenstein um Ueber- tragung der ihrem verstorbenen Ehemanne zugestandenen Bier- und Branntweinschankconcession; 3) Carl August Zimmer- mann's in Bröschen um Uebertragung der seinem Vorbesitzer Wirthgen zugcstandenen Concession zum Betriebe der Schank- und Speisewirthschaft und 4) der verw. Böhme in Kreischa zum Fortbetriebe der ihrem verst. Ehemanne ertheilt gewesene Concession zum Kleinhandel mit Branntwein. Während der Bezirksausschuß die Gesuche unter 2) und 4) in Anerkennung des vorhandenen Bedürfnisses zur Errichtung dieser Schank stätten nach erfolgter Befürwortung der Gesuche Seiten der Gemeindevertretungen genehmigte, beschloß er, die hauptsächliche Entschließung auf die beiden anderen Gesuche von dem Erfolge der über die Bedürfnißfrage bez. über die Person der Ge suchsteller noch anzustellenden Erörterungen abhängig zu machen. Nachdem hierauf zu zwei Dismembrationen, des Glaß- schen Gutes in Fürstenau und des Glöditz'schen Gutes in Paulsdorf, die Genehmigung bez. unter der Bedingung der Consolidation der Trennstücke mit den Grundstücken der Käufer, dispensationsweise ertheilt worden war, wurde auf ein drittes derartiges Gesuch, um Ertheilung der Dispensation zur Dismembration der Seiberlich'schen Gartennahrung in Gombsen, beschlossen, zunächst die Gemeinde Gombsen gut achtlich hierüber zu befragen. Einem darnach zum Vortrage gelangten Beschlüsse des Gemeinderathes zu Oberfrauendorf, nach welchem die Hausbesitzer fortan für die von ihren Miethsbewohnern zu entrichtenden Anlagen haften sollten, wurde die erforderliche Bestätigung in der Erwägung, daß eine derartige Haftpflicht der Hausbesitzer nicht zu rechtfertigen sein würde, versagt. Zu einer eingehenderen Erörterung gab dem Bezirksaus schüsse hierauf das demselben zur Genehmigung vorliegende Anlagenregulativ für Kreischa Veranlassung. Während zunächst in formeller Beziehung vom Referenten Herrn Bürgermeister Voigt darauf hingewiesen wurde, daß das Regulativ gemäß tz 22 der rev. Landgemeindeordnung dem Gemeinderathe zur nochmaligen Beschlußfassung zurück zugeben sei, erwies sich im weiteren Verfolge der auch in materieller Beziehung eröffneten Debatte, die dem Anlagen regulative über die Berechnung der Anlagen nach der Höhe des Einkommens angefügte Scala mit den im Regulative über die Anlagen enthaltenen Grundsätze nicht übereinstimmend. Hauptsächlich der letztere Umstand veranlaßte den Bezirks ausschuß, nachdem der Herr Referent noch einige redactionelle Acnderungen als Wünschenswerth hervorgehoben hatte, zunächst zu beschließen, den Gemeinderath zu Kreischa zur Hebung der zwischen Regulativ und Scala bestehenden Mängel aufzufordern. Eine nicht minder lebhafte Debatte verursachte der hierauf folgende Gegenstand, welcher in einer Petition auf Herstellung einer Straßenverbindung zwischen der Edlen Krone und Zaunhaus längs der wilden Weißeritz mit Anschluß an den böhmischen Bahnhof Moldau, auf Staatskosten bestand. Obgleich man sich nach den der Petition beigefügten Unter lagen bezüglich der für diese Straße in Aussicht stehenden Frequenz, der Nothwendigkeit derselben nicht verschließen konnte, war man doch darüber einig, daß der jetzige Zeit punkt, wo dem Königl. Finanzministerium bereits wichtige, das Interesse des Bezirks berührende Gegenstände vorliegen, ungeeignet erscheine, die gegenwärtige Petition, deren Reali- sirung mit einem ganz bedeutenden Kostenaufwande verbunden sei, höheren Orte« zu befürworten. Deshalb beschloß der Bezirksausschuß von weiteren Erörterungen, zu denen die Petition Anlaß geben kann, gänzlich abzusehen, vielmehr die selbe der Bezirksvertretung zur weiteren Entschließung seiner Zeit vorzulegen. Hierauf wurden vom Herrn Amtshauptmann die unter Befolgung des Grundsatzes der Jndentificirung mit den Parochialverbänden in Aussicht genommenen StandeSamtS- bezirke, welche im hiesigen Verwaltungsbezirke die Zahl 31 erreichen werden, zum Bortrage gebracht und hierbei die Personen vorgeschlagen, welche sich zu Standesbeamten bez. Stellvertretern derselben eignen. Sämmtliche sich hierauf beziehende Vorschläge wurden von dem Bezirksausschüsse genehmigt. Der 11., aus einem Darlehnsgesuche bestehende Gegen stand wurde in geheimer Sitzung erledigt. Um 2 Uhr Nachmittags ward die Sitzung geschlossen. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. In der Sitzung der Stadtverord neten am 5. Novbr. fand die Wahl zweier Rathmänner an Stelle der mit Ende dieses Jahres gesetzlich ausscheidenden Herren Frosch und Bucher statt. Dieselben wurden beide wieder gewählt. — Der beim Bau des hiesigen Bezirks-Arbeitshauses beschäftigt gewesene Handarbeiter Jäckel aus Spechtritz hat sich am Sonnabend voriger Woche auf dem Heimwege, wozu er sich im Seifersvorfer Gasthofe der Dunkelheit wegen noch eine Laterne geliehen, wahrscheinlich verirrt und wurde am Sonntag Morgen in einem Krautfelde auf Seiferdorfer Flur erfroren aufgefunden. Er hinterläßt eine Wittwe und 5 Kinder. — 8. Novbr. Man ist hier in Aufregung über einen am Sonnabend Nachmittag vorgekommenen plötzlichen Todesfall, und liegt dringender Verdacht vor, daß körper liche Verletzung den tödtlichen AuSgang veranlaßt ha t. Dieser That ist verdächtig der Handarbeiter Pahlitzsch, das Opfer derselben das eigene 1jährige Kind. Dasselbe wurde von den älteren Geschwistern auf dem Kanapee liegend todt aufgefunden. Die, Seiten der städtischen Behörde an geordnete ärztliche Untersuchung veranlaßte die Anzeige an die königl. Staatsanwaltschaft zu Freiberg zur weiteren Unter suchung, und steht diese im Laufe heutigen Tages bevor. Heute Morgen ist Pahlitzsch in seiner Wohnung mit mehreren Schnitten im Halse, die er sich selbst beigebracht, aufgefunden und deshalb in das Krankenhaus geschafft worden; auch hat er seinem 7 jährigen Mädchen zwei, glücklicherweise nicht lebensgefährliche Schnittwunden am Halse beigebracht. Diese weiteren Unthaten bestärken allerdings den Verdacht gegen Pahlitzsch bedeutend. Wir werden in nächster Nr. wohl Weiteres darüber mittheilen können. * Hausdorf. Ein Tag der aufrichtigsten Freude für Junge und Alte, für Große und Kleine war, vom schönsten Wetter begünstigt, der 2. Novbr., al« der Tag der Ein weihung unseres neubegründeten Schulhauses. Vormittags 10 Uhr versammelten sich im Gasthofe alle männlichen und weiblichen Gemeindeglieder und die zum Feste eingeladenen Gäste. Um 11 Uhr setzte der Festzug sich in folgender Ordnung in Bewegung. Voran schritt das Musik- Chor, nach diesem folgten sämmtliche Schulkinder von Haus dorf, mit Fähnchen und Kränzen geschmückt, ferner die Jung frauen von hier und hinter diesen die Herren Amlshaupt- mann v. Bosse, Bezirks-Schul-Jnspector Mushacke, Lieut. Serre auf Maxen, käst. Bock mit seinen beiden Lehrern und den Schulvorständen in Maxen und dann sämmtliche Bewohner Hausdorfs. Vor'm geschmückten Schulhaus an«