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— 851 — beiden Völkern bestehen und die sich immer mehr befestigen werden zu ihrem beiderseitigen Glück und zur Sicherung ihrer Einheit. Zwei Länder, die gleichzeitig ihre Einheit er langten, müssen immer Freunde bleiben." Spanien. Zeitungsnachrichten und Privatbriefen ist zu entnehmen, daß die so lange völlig stumpfe Bevölkerung von Neuem Hoffnung schöpft auf eine baldige Beendigung des schrecklichen Bürgerkriegs, da seitens de» Ministeriums neuerdings größere Energie in Sachen des Karlistenkriege« angewandt zu werden scheint und im karlistischen Lager selbst der Zerfall bedeutend zunimmt. Die CorteS werden aller Voraussetzung nach um die Mitte Januar 1876 zusammentreten-, sind um jene Zeit die Karlisten noch Herr der 'Norddistrikte, so ist das Ministerium unhaltbar; sind aber die Räuberbanden des Don Carlos vernichtet, oder doch der Vernichtung nahe, so wird die Re gierung gewiß jedwede Unterstützung fine en. Man ist fest überzeugt, daß der Krieg bei einigermaßen energischer Hand habung der zur Verfügung der Regierung stehenren Armeen beendet werden kann. Vermischtes. Eine glückliche Stadt. Von der letzten Anwesenheit des deutschen Kaisers in Liegnitz erzählt man sich Folgendes: Der Kaiser unterhielt sich längere Zeit mit einem der Stadtvertreter und fragte, aus die großen Kosten hindeutend, welche das große Fest der Stadt verursacht haben wird, die Gemeinde müsse wohl sehr reich sein? Darauf wurde ihm geantwortet: „Wir haben Realitäten, darunter einen sehr cinlräg ichen 4000 Morgen umfassenden Forst, gute Werthpapiere, circa eine halbe Million repräsentirend, andere reiche Einnahmsquellen, sehr geringe Steuern und — keine Schulden." Eine tbeure Jagd. In voriger Woche hatte ein früherer sächsischer Offizier, Hr. v. Arnim, nunmehr Gutsbesitzer bei Rehau in Oberfranken, 22 Offiziere aus einer sächsischen Garnisonstadt zur Jagd geladen. Diesen Offizieren kommt aber leider, da sie mit bayrischen Jagdkarten nicht versehen waren und deshalb zur Anzeige gebracht wurden, das unterbrochene Jagdvergnügen auf 700 Gulden zu stehen. Wenn jemals die Mode etwas Unschönes, ja man kann geradezu sagen, Abscheuliches hervorgebracht hat, so sind es sicher lich die bergartigen Erhöhungen, welche viele Frauen und Mädchen gegenwärtig auf der Rückseite ihres Körpers mit Herumschleppen. Abgesehen davon, daß dieselben im höchsten Grade unschön sind, tragen sie wesentlich dazu bei, die Formen des Körpers zu verun» stalten und die ganze Figur in's Lächerliche zu ziehen. Wenn man heute einer nach der neuesten Mode gekleideten Dame begegnet, an- gethan mit einem womöglich recht engen Kleide, aus besten Rückseite sich ein künstlich ausgebauschtes, weit wegstehendes Anhängsel breit macht, dazu in die Stirne gestrichene und in einer geraden Linie abgeschnittene Haare, so wird man unwillkürlich an die Darwin'sche Theorie der Affenabstammung erinnert und man fragt sich ver wundert: Leben wir denn im Fasching, da unsere Frauen und Mädchen in solchen abenteuerlichen Fantasiekostüme am Hellen Tage auf der Straße umhergehen? Pariser Damen von mehr wie zwei felhaftem Ruse waren es, welche die Mode, die Haare auf die Stirne zu streichen, gewissermaßen als Erkennungszeichen zuerst ein- sührten, und unsere deutschen Frauen beeilten sich leider, diesen ebenso häßlichen wie lächerlichen Gebrauch alsbald nachzuahmen. Wir aber möchten an den Schönheitssinn und das Taktgefühl unserer Frauen und Jungfrauen appelliren und denselben in's Ge- dächtniß rufen, daß Einfachheit eine der schönsten Zierden des weib lichen Geschlechts ist: übertriebene und auffallende Putzsucht aber wird stets dem Fluche der Lächerlichkeit verfallen und zum Gespötts werden. Dresdener Produkten-Börse vom 22. Oktober. Weizen pro 1000 Kilogramm: weiß loco 2>5—230 Mark, neuer 200—215 Mark, braun loco 183—213 Mark, neuer 177—200 Mark. Roggen loco 160—177 Mark., galiz. und russ. 150—162 G., Gerste böhmische 165—186, schlesische und galizische. Mark., mährische Mark, Fuller 135-115 Mark. Hafer loco 160-180 Mark. Erbsen, Kochwaare, Mark, Fulterwaare 140—160 Mark, Wicken Mark. Kukurutz 145—148 Mark, neuer 130— Mark. Oelsaaten: Raps 280-294 G., Rübsen 271—284; Schlaglein 265—290; Thimothce, Mark, schwedischer --— Mark. Kleesaat pro 100 Krlogr., Mark, rother weiße Mark. Rüböl rass, loco 69.00 G.; Raps kuchen 17.50 B. Spiritus pro 100 Liter a 100"/» loco 46.50 G. Weizenmehle: Kaiserauszug 41 Mark, Grieslcrauszug 36 Mark, Bäckermundmehl 27 M., Grieslcrmundmehl 21 Mark. Pohlmehl 19 M., Str. 0 34 Mark, Nr. 1 27 Mark, Nr. 2 21 Mark. Roggenmehle: — Mark, Nr. 0 27 Mark, Nr. I 24 Mark; hausbacken 25.00 Mark: Futtermehl pr. lOOKilogr. netto 14 Mark. Roggenkleie pr. lOO Kilogr. netto 12.00 Mark. Weizenkleie pr. lOOKilogr. 9.00Mark. Vtrhaildlllllgcll der Stadtverordneten zn Dippoldiswalde. 19. Sitzung am 8. October 1875. Anwesend die Stadtverordneten: Wendler, Vorsteher, L. Schmidt, Buse, O. Müller, Liebscher, Henke, G. Teicher, sowie die Ersatzmänner Billig und O. Näser. 1) Das Collegium verwilligte aus der Sparcafse 6000 Mark, 3600 M., 2400 M., 1800 M. und 600 M. Darlehn an ver schiedene Grundstücksbesitzer. 2) Demnächst kam ein Antwortschreiben der Königl. Amts- hauptmannschast hier, die unentgeldliche Abtretung von Areal zur Verbreiterung des Dippoldiswalde - Glashütter Communicationsweges betreffend, zum Vortrag. Nach demselben lehnt die Kgl. Amtshaupt mannschaft die Bedingung, daß die Stadtgemeinde berechtigt sei, auf beiden Seiten des Weges Obstbäume anzupflanzen und die ge summte Nutzung des Holzes und der Flüchte für sich in Anspruch zu nehmen, ab, indem in den betreffenden Kostenanschlägen die Be pflanzung der auf Kosten des Bezirks zu erbauenden Straßen mit Obstbäumen mit inbegriffen und daher aus Kosten des Bezirks aus geführt werde, die Nutzungen würden zwar den zur Unterhaltung der Straße verpflichteten Gemeinden überlasten, jedoch aus die nach Befinden vom Bezirk den Gemeinden zu zahlenden Unterhaltungs beiträge in Abzug gebracht werden. Nach längerer Debatte beschloß man, auf diesen vom Bezirk der hiesigen Stadtgemeinde zu leistenden Unterhaltungsbeitrag für den Fall Verzicht zu leisten, falls aus die obige Bedingung bezüglich der Obstnutzung eingegangen werde. 3) Kam eine an den Stadtrath ergangene General-Verordnung der Königl. Kreishauptmanschaft zu Dresden, die Bildung der Standesamtsbezirke u. s. w. betreffend, sowie ein Schreiben der Königl. Amtshauptmannschaft hier, denselben Gegenstand betreffend, zum Vortrag. Der Stadtrath hat beschlossen, mit Rücksicht darauf, daß es gewiß den in hiesige Stadtkirche eingepfarrten Ortschaften angenehm sein werde, an dem Orte, wo die Trauung stattfinde, auch das Standesamt zu haben, sich dafür auszusprechen, daß der Standes amtsbezirk Dippoldiswalde unter Hinzunahme der Ortschaften Berreuth, Elend, Oberhäslich, Reinberg und Ulberndorf gebildet werde, auch soweit dies thunlich, die ganze ländliche Ortschaft Reinholdshain diesem Bezirk zugewiesen werde. Wenn nun im vorliegenden Falle die Ernennung des Standesbeamten und seines Stellvertreters für den hiesigen Standesamtsbezirk der Königl. Kreishauptmannschaft zu Dresden zusteht, so hat doch der Stadtrath beschlossen, Herrn Bürgermeister Voigt hier als Standesbeamten für den Standesamts bezirk Dippoldiswalde und Herrn Rathmann Frosch hier als dessen Stellvertreter in Vorschlag zu bringen. Was die Geschäftsstelle für das hiesige Standesamt anlangt, so sollen die Anmeldungen, An träge u. s. w. aus hiesiger Rathsexpedition stattfinden, während für den Act der Eheschließung das im hiesigen Rathhaus gelegene Sessionszimmer bestimmt ist. Das Collegium beschloß, dieser Entschließung beizutreteü.