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— 798 — Bekanntmachung, die Urlisten der für das Amt eines Geschworenen befähigten hiesigen Einwohner betreffend. Die von uns aufgestellte Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eines Geschworenen befähigt sind, liegt von» 7. bis mit SL. Oktober L87S in der RathS-Expedition zu Jedermanns Einsicht aus. Diejenigen, welche nach tz 5 de« Gesetz vom 14. September 1868 von dem Geschworenen-Amte befreit zu werden wünschen, haben ihre Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Bescheinigung bei deren Verlust innerhalb der vorstehend angegebenen Frist bei uns schriftlich einzureichen. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder volljährige und selbstständige Ortseinwohner wegen Uebergehung seiner Person, dafern er zu dem Amte eines Geschworenen fähig zu sein behauptet, sowie wegen Uebergehung fähiger oder wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erheben. Dippoldiswalde, am 2. Oktober 1875. Der Stadtrath. Voigt, Bürgermstr. Bekanntmachung. Diejenigen hiesigen Bürger, welche sich mit Entrichtung der Landes- und Gemeindeabgaben ganz oder theilweise länger als 2 Jahre im Rückstand befinden, werden Rathswegen hiermit aufgefordert, diese Reite bei Vermeidung deS Ausschlusses von der Wahlliste für die bevorstehende Stadtverordneten-ErgänzungSwahl an die betreffenden Kassen ohne Verzug abzuführen. Dippoldiswalde, am 1. October 1875. Der Stadtrath. Voigt, Bürgermstr. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Da« in einer früheren Nummer d. Bl. schon erwähnte Solisten-Concert der Mitglieder der königl. Hof-Kapelle (Herren Dechert, Pörschmann, Lorenz, Strauß und Schulze) wird nunmehr bestimmt am nächsten Freitag, 15. Octbr., im hiesigen Schießhaus-Saale stattfinden. Wir machen Musikfreunde auf diesen nicht gewöhnlichen Genuß nochmals aufmerksam. Dresden. Die Gewinn-Liste der Ausstellungs-Lotterie ist erschienen und hat den „Dresdner Nachrichten" beigelegen. Exemplare sind von der Ausstellungs-Deputation ü 25 Pfg. zu erlangen. Die Ausgabe der Gewinne erfolgt von nächstem Montag an. Leipzig. In mehreren Eisenindustrie-Etablissements hier und in der Umgebung mußten der andauernden Ge schäftsstille bedeutende Arbeiter-Entlassungen eintreten, so in der Maschinenfabrik von Vogel in Sellerhausen, wo von 150 Mann gegen 60 entlassen wurden. Hier wie in anderen Fabriken wird nur noch 7 Stunden täglich (von 8—12 und von 1—4 Uhr) gearbeitet. Berlin. InBreslau hat am 6. Octbr. der Gerichts hof für kirchliche Angelegenheiten gegen den Fürstbischof 1)r. Förster, wegen wiederholtem schweren Verstoßes gegen die Maigesetze, auf Amtsentsetzung erkannt. Hr. Förster ist nunmehr der Dritte im Bunde der abgesetzten Bischöfe. Er hat sich bei Zeiten über die Grenze gemacht und setzt auf österreichischem Grund und Boden die Verwaltung eines Theils seiner Diöcese mit ungeschwächten Mitteln fort, darf aber künftig in dem preußischen Theile derselben sein Amt nicht ausüben, ohne daß Diejenigen, die ihm dabei behülflich sind, sofort auch ihrerseits dem Arm der Maigesetzgebung verfallen. — Ueber die Gültigkeitsdauer der Thaler und Doppelthaler sind noch vielfach irrige Meinungen ver breitet. Die Sache ist die, daß diese Münzen auch nach dem ersten Januar nächsten Jahres noch volle Geltung behalten, und zwar nicht nur, wie die Reichs-Silbermünzen bei Be trägen bis zu 20 Mark, sondern auch darüber hinaus, da sie auf Grund des Artikels 15 des Reichs-Münzgesetzes an Stelle aller Neichsmünzen kursiren dürfen. — Der Abgeordnete Lasker ist von seiner langen und schwere» Krankheit genesen und erschien am 5. Octbr. ganz unerwartet und von allen Mitgliedern freudig begrüßt in der Sitzung der Justiz-Eommission des Reichstages. Bayern. In der Kammer der Abgeordneten haben die Ultramontanen, welche bekanntlich gegen die liberale Partei ein Uebergewicht von 2 Stimmen haben, dies benutzt, um sämmlliche Aemter mit Männern ihrer Farbe zu besetzen; dann haben sie auch den Erlaß einer Adresse errungen, die in geheimer Sitzung berathen werden soll und wobei es wohl harte Kämpfe geben wird. — König Ludwig hat befohlen, daß die Enthüllung des Denkmals, welches seinem Vater, dem König Maximilian II., ans Beiträgen des ganzen bayerischen Volks errichtet worden, am 12. d. M. als dem Namenstage des verewigten Monarchen stattfinden soll. Alle königlichen Stellen und Be hörden u. s. w. werden zu der Feierlichkeit eingeladen werden. Abends wird ein Fackelzug und Beleuchtung des Denkmals beabsichtigt. Elsaß-Lothringen. In den letzten Tagen kehrten eine Menge, aus dem Elsaß und Lothringen gebürtigter junger Leute in ihre Heimath zurück, welche in den letzten drei Jahren ihrer Militärpficht im deutschen Heere Genüge geleistet hatten. Die meisten kamen aus Berlin und hatten bei der Garde gestanden. Die schmucken Burschen erzählten mit großem Stolze von ihrer Soldatenzeit und zeigten mit vieler Genugthuung die meist belobigenden Zeugnisse ihrer Compagnieführer. Sie freuten sich um so mehr über ihre guten Atteste, als sie selbst rückhaltslos anerkannten, daß es mit der Mannszucht und dem Ordrepariren im deutschen Heere eine ganz andere Sache sei wie bei den Franzosen. Es wäre nur zu wünschen gewesen, daß die reichsländische Protestpartei und die specifisch elsässischen Elsässer mit eigenen Ohren all die Aeußerungen ihrer aus deutschem Kriegsdienste heimkehrenden Landsleute gehört und mit eigenen Augen ge sehen hätten, wie die jungen Leute sich in die Brust warfen, wenn sie sagten: „Ja und die halbe preußische Garde sind Elsässer." Diese in die Heimath zurückkehrenden deutschen Soldaten, deren Horizont sich durch mehrjährigen Aufenthalt in des neuen Reiches Kaiserstadt erweitert hat, die die deutschen Zustände an der Quelle kennen zu lernen Gelegenheit hatten,