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Nachmittags 2 Uhr ordnete sich auf dein Markte ein, aus den uniformirten Schützen, dem Militärverein, den 6 beim Schulactus betheiligt gewesenen Schulklassen nebst ihren Lehren:, den städtischen Behörden, mehreren Privatpersonen, dem Turn- und Gesangsverein, sowie der freiwilligen Feuer wehr nebst ihren Signalisten gebildete stattliche Festzug, welcher sich auf einem sehr langen Wege durch die Vor stadt auf die Aue bewegte, wo die Kinder mit allerlei Spielen unterhalten wurden, indeß die Schützen ein Sternschießen, die Turner ein Schauturnen abhielten. Dazwischen hinein ließ der Gesangverein seine Lieder, das Stadtmusik-Corps seine Klänge erschallen. Um 6 Uhr erfolgte der Rückzug auf den Markt, wo Herr Schützenhauptmann Teicher mit weithin vernehmlicher Stimme Sr. Majestät dem Kaiser und dem Deutschen Reiche ein Hoch ausbrachte und der all gemeine Gesang: „Nun danket alle Gott!" diesen Theil der Festfeier abschloß. Der letzte Theil des Festprogramms war die gesellige Vereinigung auf dem Rathhaussaale. Schon um 7 Uhr war der Saal besetzt und man bedauerte allgemein, nicht auf ein größeres Local bedacht gewesen zu sein, da trotz vollständiger Füllung aller disponiblen Räume (auch die Sparkassenstube war geöffnet worden), dennoch ein großer Theil der Kommenden keinen Platz finden konnte. Die Festrede des Herrn Bezirksschulinspector Mushacke war in der That nicht nur der Glanzpunkt des Abends, sondern des ganzen Festes, und wurde dieselbe vom reichsten Beifall belohnt. Redner behandelte in gedanklich und formell aus gezeichneter Weise die Frage: „Wie sollen wir den heutigen Erinnerungstag an eine hinter uns liegende Glanzperiode der deutschen Nation begehen, um ihn in rechter und würdi ger Weise zu seien:?" Er denke: Wenn wir uns heute wiederum des durch den letzten Krieg Gewonnenen von ganzem Herzen freuen; — wenn wir ferner heute wiederum des durch den letzten Krieg Verlorenen mit stiller Wehmuth gedenken, — und wenn wir zuletzt uns heute wiederum mit ganzen: Herzen dem durch den letzten Krieg wiedergewonnenen großen deutschen Vaterlande weihen. — Der Gesang ver schiedener Lieder, unter andern eines von Herrn 0. Hellriegel zu dem Tage besonders componirte, zürn Schluß auch „Die Wacht am Rhein", war die mit Dank anzuerkennende Bei steuer des Gesangvereines zu dem schönen Feste. Anknüpfend an den Schluß der Festrede, die Kaiser Wilhelm und Deutsch land, sowie König Albert von Sachse::, in einem mit stürmi scher Begeisterung aufgenommenen Hoch! feierte, brachte Herr Schuldirector Engelmann spät.r ein solches der Stadt Dippol diswalde mit ihren Elementen, die eine solche Festfeier mög lich machten, worauf Herr 6. Hellriegel dem Festredner in einem harmonischen Hoch den Dank der Versammlung aus drückte. — Eine Geldsammlung zum Besten des „Invaliden dank" ergab eine Summe von 10 Mark. Wir sind der Ueberzeugung, daß eine so gelungene Durchführung, wie die heurige, eine immer allgemeinere Theilnahme in künftigen Jahren vorbereiten und be gründen muß, so daß der 2. September endlich werde, was er jetzt noch keineswegs ist: ein wahrer National festtag. Dazu irgend etwas beizutragen, sollte Jeder für eine Ehrenpflicht erachten. — Allüberall, nicht nur in unserm engern Vater lande, sondern im ganzen deutschen Reiche, hat die Feier des Nationalfestes in würdigster Weise stattgefunden und den glänzendsten Verlauf genommen. Alle Zeitungen bringen ausführliche Berichte darüber, die wir aus Mangel an Raum, wenn auch nur im AuSzuge, unmöglich wieder geben können. Erwähnen müssen wir aber die Feier in Chemnitz, wo da« von der Stadt zur Erinnerung an die im großen Kampfe 1870—1871 gebliebenen Chemnitzer Krieger errichtete Denkmal, zu dem am 2. Sept. 1873 der Grund stein gelegt ward, enthüllt wurde, eine wahre Zierde der Stadt. DaS Denkmal ist eine hohe jonische Säule, welche die Victoria mit der Palme und dem Lorberkranze in den Händen krönt. An dem Hauptpostamente befinden sich 4 Altäre mit Schrifttafeln von französischem Kanonenmetall mit den 47 Namen der Gefallenen. In der Hälfte ihrer Höhe ist die Säule geziert mit den Porträtmedaillons deS Kaisers, des Königs Albert, des Fürsten Bismarck und des General Moltke. Die Gesammthöhe des in Pirnaer Sand stein ausgeführten Denkmals beträgt 27 Fuß; es ist mit Mosaikpflaster und herrlichem Gitter aus Schmiedeeisen um geben. Die Feier war äußerst würdig, die Begeisterung eine allgemeine. Dippoldiswalde, 3. September. Dem seit 35 Jahren als Lehrer in der Schulgemeinde Possendorf wirkenden Hrn. Cantor Schreyer, durch dessen gewissenhafte Berufser füllung die dortige Schule einen achtunggebietenden Standpunkt erreicht hat, ist heute vom Herrn Amtshauptmann von Bosse in Gegenwart des Herrn Bezirksschulinspector's Mushacke, des Vorsitzenden und mehrerer Mitglieder des Schulvor standes, die demselben von Sr. Majestät dem Könige in Anerkennung seiner Verdienste als Lehrer verliehene goldene Medaille vom Verdienstorden nebst dem Allerhöchsten Verleihungs-Decrete und einem Exemplare der Ordensstatuten, im Possendorfer Schulhause überreicht worden. Die Thcil- nahme, die dem Herrn Cantor Schreyer bei dieser hohen Auszeichnung von allen Seiten kund gegeben worden ist, grebt Zeugniß, welch' ungetheilter Liebe und Achtung sich derselbe in der Gemeinde Possendorf, von deren ein großer Theil ja seine Bildung diesem wackeren Lehrer verdankt, zu erfreuen hat. Möge derselbe Herr Cantor Schreyer noch recht lange in ungetrübter geistiger wie körperlicher Frische in seinem Wirken erhalten bleiben! Dippoldiswalde, den 6. Septbr. Zu Sonnabend den 4. Septbr., hatte Herr Sup. Opitz die der Ephoralstadt nä heren Lehrer zu einer Conferenz nach Berreuth eingeladen, in welcher einige auf den Religionsunterricht bezügliche Fragen besprochen werden sollten. Es waren einige 20 Lehrer dieser Einladung gefolgt und sprach man sich namentlich über die Ver- theilung des Unterrichtsstoffes in der zweiklassigen Volksschule und über die durch das neue Schulgesetz dem Confirmanden unterricht angewiesene Stellung aus. Nach Erledigung dieser Frage hielt Hr. Sup. Opitz einen Vortrag über die ckivinu eomeäiu, des Dante, der das allgemeine Interesse erregte. — 6. Sepbr. Am gestrigen Sonntage ist der Tage arbeiter Gottfried Sonntag in Oberhäslich und seine Ehefrau hier abermals kirchlich eingesegnet worden, da Beide das Fest ihrer goldenen Hochzeit feierten. Sie wurden an: 4. Septbr. 1825 in hiesiger Stadtkirche getraut, haben noch 9 Kinder am Leben, und von Gemeindemitgliedern in Oberhäslich wurde ihnen am gestrigen Tage eine Ergötzlich- keit bereitet. Obercarsdorf, den 5. Septbr. Die heute in unserm Orte abgehaltene Versammlung von Wählern des 13. ländlichen Wahlkreises war ungemein zahlreich besucht, und dürfte es weiteren Kreisen nicht uninteressant sein, zu er fahren, wie sich der für unseren Bezirk aufgestellte Land» tags-Candidat, Herr Amlshauptmann von Bosse, seinen Wählern gegenüber aussprach. Zunächst setzte Herr Amtshauptmann v. Bosse die Gründe auseinander, weshalb er ein Mandat anzunehmen bereit sei. Er wisse recht wohl, daß man ihn nicht wähle, weil er Amts hauptmann sei, sondern obschon er Amtshauptmann sei. Wenn ihm aber trotzdem ein solches Vertrauen entgegenge bracht werde, wie es eine Wahl zum Landtags-Abgeordneten bekunde, so würde er sich für undankbar halten, wenn er diesem Vertrauen gegenüber, dem schönsten uud festesten Bande zwischen dem Amtshauptmann und seinem Bezirke, wegen der mancherlei Unbequemlichkeiten, die ihm bei einer gleichzeitigen Fortführung der Geschäfte der Amtshauptmannschaft entstehen