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zur Deckung der Zinsen und Amortisationsraten bestimmten Bezirkssteuer, zu befürworten. Die Mitglieder der Bezirksversammlung waren durch Zufertigung je eines Exemplare« der Nr. 96 der diesjährigen Weißeritz-Zeitung vom 24. August, in welcher der fragliche Bericht zum Abdruck gelangt ist und auf die wir ebenfalls Bezug nehmen, hinlänglich orientirt, und so konnte sofort zu der allgemeinen Debatte übergegangen werden, in deren Folge zunächst Herr Gemeindevorstand Hering seiner Ansicht Geltung verschaffen wollte, daß der Gerichtsamtsbezirk Lauenstein bei Aufstellung der Straßen-Projekte zu stiefmütterlich behandelt worden sei. Dem war jedoch zu entgegnen, daß die Projekte Dippoldiswalde-Glashütte, Glashütte-Johnsbach und Geising- Zinnwald im engsten Zusammenhänge mit den Verkehrs- Interessen des Gerichtsamtsbezirk Lauenstein stehen, so daß derselbe offenbar keine Ursache habe, sich in irgend einer Beziehung für zurückgesetzt zu betrachten. Ein Antrag des Hrn. Kaufmann Billig, die Berathung und Beschlußfassung über die Straßenprojecte so lange auszusetzen, bis die be treffenden Gemeinden das hierzu erforderliche Areal abgetreten haben würden, erledigte sich durch die, bereit« im Berichte ausgesprochene Voraussetzung, daß sich die Gemeinden zur Darbringung von Opfern in dieser Beziehung bereit fänden. Die über die einzelnen Straßen - Projekte gepflogene Specialdebatte ergab das erfreuliche Resultat: daß die Be zirksversammlung dem Beschlüsse des Bezirksausschusses be züglich der Straßenprojecte Dippoldiswalde-Kreischa, Rein hardtsgrimma-Hirschbach, Dippoldiswalde-Glashütte, Glas hütte-Johnsbach und Geising-Zinnwald durchgängig beitrat. Möchten wir dies doch auch rücksichtlich der nothwendigsten, von Dippoldiswalde nach Frauenstein projectirten Straße sagen können! Allein nachdem bezüglich diese« Straßenbauprojectes Herr Bürgermeister Grohmann eine Ausnahme in der Weise statuirt haben wollte, daß an. die betreffenden Gemeinden eine angemessene Entschädigung für das zum Bau der Straße abzutretende Areal aus Bezirks mitteln gewährt werden möchte, und sich auch die Stimmung der Bezirksversammlung dahin zu neigen begann, den Ge meinden wenigstens eine Beihilfe zu den von ihnen verlangten Opfern zu bewilligen, beantragte Hr. Erbrichter Richter aus Ammelsdorf, zweifellos die Tragweite seines Antrags zu wenig berücksichtigend, das ganze Straßenproject so lange auSzusetzen, bis ermittelt worden wäre, wieviel der Staat zur Ausführung dieses Projektes beizutrazen gewillt sei, event. aber die Straße nochmals unter Zuziehung der Gemeinde vorstände zu vermessen. Leider fand dieser Antrag gegen zwei Stimmen Annahme, und wir können nicht umhin, unserem Bedauern hierüber umsomehr Ausdruck zu geben, als hierdurch dje Verwirklichung des im Interesse de« Frauensteimr Ge richtsamtsbezirkes aufgestellten und so sehr betriebenen Slraßen- bauprojectes in eine weite Ferne gerückt ist «nd die übrigen Theile des Verwaltungsbezirkes sich guter Straßen erfreuen werden, während Frauenstein und Umgegend diese Wohlthat noch lange Zeit fremd bleiben muß. Nachdem schließlich der Gemeinde Dittersdorf zur Aus- kahrung des auf die Chaussee sehr steil einmündenden Com- municationswegeö eine Beihilfe von 200 Mark aus Bezirksmitteln gewährt worden war, wurde die Sitzung, der eine große Anzahl von Zuhörern beigewohnt hatte, um r/,2 Uhr Nachmittags geschlossen. Möchten die wichtigen, tiefeingreifen den Beschlüsse dem Bezirke zum Segen gereichen! Nach Schluß der L-itzung vereinigte die Mitglieder der Bezirksversammlung ein gcmeinschaftliches Mittagsmahl, bei welchem Hr. Amtshauptmann v. Bosse, eingedenk des 41. Jahrestages der Constitution, auf Se. Maj. den König, den erhabenen Träger derselben, ein mit Begeisterung aufge nommenes Hoch ausbrachte. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 6. September. Wie wir schon in letzter Nummer kurz bemerkten, ist der Nationalfest tag bei uns auf eine würdige und gelungene Weise gefeiert worden. Wenn wir heute noch einen ausführlichen Bericht folgen lasten, so geschieht dies aus unverhohlener Genug- thuung über den Erfolg und um zu constatiren, daß auch in kleineren Orten etwas Erfreuliches geleistet werden kann, wenn Jeder an seinem Theile nach besten Kräften mitwirkt. Dies hat sich bei der diesjährigen Festfeier bei uns glänzend bewährt. Mittwoch Abend 7 Uhr, nach dem Abendläuten, wurde der Festtag durch eine Vorfeier auf dem Gottesacker ein geleitet. Trotz fortwährender Regenschauer, die schon den ganzen Tag angehalten hatten, und sich auch jetzt emeuerten, hatte sich eine verhältnißmäßig zahlreiche Versammlung an dem Denksteine der Gefallenen cingefunden. Nach dem Ge sänge eines Choralverses (869, 1) hielt Herr Schuldirector Engelmann eine Gedächtnißrede (sie mußte allerdings wegen des bald niederströmeuden Regens wesentlich abgekürzt wer den), welcher er den Spruch Jac. 5,11: „Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben," zu Grunde legte. Einen Men schen, der noch auf Erden, ausgesetzt dem wechselnden Ge schicke, wandle, könne man nicht glücklich preisen; sie aber, die im blutigen Kampfe für's Vaterland den Tod erduldet haben, müsse man selig preisen, 1) weil sie festgestanden und gestorben seien im Dienste der Pflicht; 2) weil ihr Heldentod uns die herrlichsten Früchte erworben habe; 3) weil ihr Vorbild künftige Geschlechter zur Nachfolge begeistern werde. Nach Beendigung dieser Ansprache wurde die Ge denktafel von 4 Knaben und 4 Mädchen mit Eichenkränzen geschmückt, und darauf von Herrn Schriftsetzer Jehne im Namen der Turnerschast noch dem Andenken des einst dem Vereine angehörigen stuä. jur. Schumann, der als Ein jährig Freiwilliger bei St. Privat gefallen, ein Lorbeerkranz dargebracht, welchen Act brüderlicher Pietät Herr Jehne durch eine warm empfundene Ansprache einleitete. — Der Gesang des Göthe'schen Abendliedes: „Unter allen Wipfeln ist Ruh'," vom Gesangvereine ausgeführt, machte den Be schluß der würdigen Vorfeier. Zwar war der Himmel noch in bedenklich graue Wolken gehüllt, als am Morgen des 2. September der Weckruf der Feuerwehr, sowie darauf des Stadtmusikcorps, den Festtag begrüßten; aber im Laufe des Vormittags hellte sich's auf und, abgerechnet einige kurze Unterbrechungen, wurde die Festfeier durch Ungunst des Wetters nicht mehr beeinträchtigt. i/s9 Uhr bewegte sich der vor dem Rathhause gebildete Festzug, dem freilich eine größere Ausdehnung zu wünschen gewesen wäre, unter Glockengeläute in die Stadtkirche, wo Herr Diaconus Gersdorf über 2. Chron. 33, 8, eine vor treffliche Rede hielt. Der Redner entwickelte aus dem Texte (demselben, der der, bei der Einweihung des Hermanns- Denkmals gehaltenen Festpredigt zu Grunde lag) das Thema: Wodurch unsere nationale Gedenkfeier ihre rechte Weihe empfängt. 1) durch dankbares Gedenken an des großen Gottes Güte, die unser Volk erfahren hat; 2) durch ernste Erinnerung an des heiligen Gottes Gebote, die unser Volk erfüllen soll. Punkt i/r l l Uhr begann auf dem mit Blattpflanzen und der Statue der Germania geschmückten Rathhaussaale der Schulactus. Choralgesang, ausgeführt von den ersten drei Elasten der Stadtschule, eröffnete die Feier. Hierauf hielt Herr Lehrer Kirbach die sehr ansprechende Festrede, in welcher er das wieder mit Deutschland vereinte Elsaß-Loth- ringen nach Land und Leuten, jetzt und im Laufe seiner ge schichtlichen Entwickelung, behandelte. — Der einstimmige Gesang des Liedes: „Deutsches Land, du schönes Land!" bildete den Schluß der auch von Vorgesetzten, Aeltern und Schulfreunden zahlreich besuchten Feierlichkeit.