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— 706 — eine Verzinsung von 5°/o auf Hypothek auszuleihen und hierzu vornehmlich die vierprocentigen Staatspapiere zu verwenden. Diese Beschlüsse hatten ihre Grundlage einerseits in einer Erklärung de« Königl. Ministerium de« Innern, nach welcher dasselbe, rücksichtlich der bei der Königl. Kreishaupt mannschaft deponirten Werthpapiere, nicht die Behörden als solche, sondern nur die mit der Aufbewahrung betrauten Be amten für verantwortlich erachtet, andererseits aber in dem Umstande, daß eine Verwendung der vierprocentigen Staats- papiere zu Darlehen gegen 5«/o dem Bezirke 1°/« mehr ge währen würde. Während die Bezirksversammlung die Auf bewahrung der Werthpapiere beim hiesigen Stadtrathe unter den obwaltenden Umständen für durchaus angemessen erachtete und mit der Deponirung derselben, nach erfolgter Empfang nahme bei der Kreishauptmannschaft, Herrn AmtShauptmann von Bosse und Herrn Bügermeister Voigt beauftragte, wurde doch bezüglich der vom Bezirksausschüsse beabsichtigten Aus leihung mehrere Bedenken laut, die namentlich in dem von Hrn. Amtslandrichter Kleber hervorgehobenen niederen Course der vierprocentigen StaatSpapiere und dem damit bei der beab sichtigten Verwerthung derselben verbundenen Verluste, sowie ferner in der Behauptung des Herrn Gemeindevorstand Voita bestanden, daß der Bezirk zur Verwirklichung der zahlreichen Straßenprojecte, die hierzu nöthigen Mittel Darlehnsweise selbst aus dem Bezirksvermögen entnehmen könnte. Wurde jedoch in ersterer Beziehung vom Herrn Amtshauptmann versichert, daß die angegebene Verwendung der vierprocentigen Staatspapiere nur unter der Voraussetzung eines günstigeren und besseren Courses, als des jetzigen, erfolgen werde, so konnte auch dem Vorschläge Herrn Voita's unter Hinweis auf die gesetzliche Unzulässigkeit, zu welcher Herr Bürger meister Voigt noch auf die einschlagenden Bestimmungen in ß 3 des Gesetzes den Anlheil Sachsens an der französischen KriegSkostenentschädigung betreffend, vom 35. Juni 1874, aufmerksam machte, keine weitere Bedeutung beigelegt werden, weshalb die Bezirksversammlung dem Beschlüsse des Aus schusses beitrat und im Anschlüsse hieran gleichzeitig dem Letzteren die Festsetzung des Honorars für den Kassenführer, dem Herrn Amtshauptmann dagegen die Honorirung des Pro tokollführers überließ. Dem in einem Beschlüsse des Bezirksausschusses bestehen den zweiten Gegenstände der Tagesordnung, der Gemeinde Hausdorf zur Instandsetzung ihrer Wege, die durch das am 2. Juli 1875 in dasiger Flur aufgetroffene schwere Gewitter er heblich beschädigt worden sind, eine Beihilfe von 600 Mark aus Bezirksmittelu zu gewähren, wurde nach Befürwortung des Gesuches Seiten der Herren Rittergutsbesitzer Otto und Oeconomierath Bering beigetreten und hierbei der vom Be zirksausschüsse ausgesprochene Grundsatz anerkannt, derartige Gesuche nur in ganz außergewöhnlichen Fällen zu berücksichtigen. Der dritte Gegenstand der Tagesordnung bestand in dem mit Rücksicht auf den in Kürze zusammcntretenden Landtag gefaßten Beschlüsse des Bezirksausschusses, der Bezirksver sammlung gegenüber die Einreichung einer Petition an die Königl. Ministerien des Innern und der Finanzen wegen Erbauung einer den hiesigen Verwaltungsbezirk mit der Resi denz verbindenden Eisenbahn auf Staatskosten zu befürworten. Wenn wir auch annehmen können, daß dem Leser nach der am 7. Juli d. Js. abgehaltenen öffentlichen Sitzung des Bezirksausschusses, die Vorgänge über diesen einen lang gehegten Wunsch des gesammten Bezirkes betreffenden Gegen stand nicht unbekannt sind, so mag es uns doch gestattet sein, in Kürze auf die beregte Sitzung, deren Resultat die Grund lage der heutigen Beschlußfassung bildet, zurückzukommen. Dem Beschlüsse der Bezirksausschußsitzung vom 7. Juli d. IS. lag ein Antrag des Herrn Rittergutsbesitzers Otto auf die beregte Petition Seiten der Bezirksversammlung zu Grunde, in welchem derselbe unter besonderen Hinweis aus die dem Verwaltungsbezirke noch nicht zu Theil ge wordene Wohlthat einer Eisenbahn, auf Billigkeits- und Ge rechtigkeitSgründe Rücksicht nahm, denen zufolge der Bezirk sich zur endlichen Erfüllung seines Wunsches für berechtigt halten müsse. Der Bezirks-Ausschuß konnte sich den Aus führungen des genannten Herrn Antragsteller« nicht ver schließen und beschloß, eine derartige Petition der Bezirks versammlung gegenüber zu befürworten, ohne sich jedoch hier bei über eine der etwa in Frage kommenden Linien „Müglitz- thal" oder „DreSden-DippoldiSwalde-Schmiedeberg-Landes- grenze" auszusprechen; um einen etwaigen Jnteresseukampf derjenigen Theile des Bezirks zu vermeiden, denen die eine oder andere dieser Linien zum größeren Vortheile gereichen könne. Vielmehr war der Bezirks-Ausschuß darüber einig, daß es überhaupt nur darauf ankomme, dem Bezirke eine Eisenbahn zu schaffen. Selbstredend wurde der Beschluß des Bezirks-Ausschusses von der Bezirksversammlung mit Lebhaftigkeit ausgenommen, und wenn derselbe nach Lage der Sache auch allgemeine Zu stimmung finden mußte, so wurden doch nicht allein Vorschläge bez. Anträge über die Petition an sich, sondern auch Ein wände in sachlicher Beziehung geltend gemacht, von denen namentlich ein Antrag des Herrn Kaufmann Behrens auf eine Massenpetition durch Sammeln von Unterschriften her vorzuheben ist, der der Debatte, wenn auch ohne Erfolg, einen längeren Nahrungsstoff gab. Nicht minder wurde dec Antrag des Hrn. Kaufmann Billig, der Petition die Fassung zu geben: „eine den hiesigen Verwaltungsbezirk mit der Resi denz verbindenden und Dippoldiswalde berührenden Eisenbahn auf Staatskosten erbauen zu wollen," abgelehnt, während der Antrag des Hrn. Hauptmann Aster: „3 Mit glieder der Bezirksversammlung zu wählen, die die Petition an maßgebender Stelle persönlich überreichen sollen", Annahme fand. Obschon unter Berücksichtigung der hervorgehobenen Umstände die Petition eine allgemeinere Fassung nicht er halten sollte, gaben doch die Herren Bürgermeister Schneider und Gemeindevorstand Voita ihren Zweifeln darüber Ausdruck, ob die Wahl dieser DeputationSmilglieder nicht trotzdem zu unliebsamen Wahlumtrieben Veranlassung geben könnte, die den Zweck hätten, Männer zu wählen, welche es verständen, bei Bestimmung der Eisenbahnlinie ihren etwaigen Sonder interessen Nachdruck zu geben. Diese Zweifel wies jedoch Herr Amtshauptmann v. Bosse energisch zurück, indem er er klärte, daß unter den Mitgliedern der Bezirksversammlung keiner sei, der einen ihm ertheilten Auftrag nur um ein Haar breit und am allerwenigsten eines Sonderinteresscs halber überschreiten würde, wozu außerdem käme, daß die befürchteten Wahtumlriebe durch eine sofortige Wahl der Deputations mitglieder sehr leicht vermieden werden könnten. Hierauf wurde zu der Wahl der drei Deputationsmit glieder mittelst Stimmzettel verschütten, deren Resultat darin bestand, daß Herr Amtshauptmann v. Bosse mit 24 Stinimen, Herr Gemeindevorstand Steher mit 15 Stimmen und Herr Rittergutsbesitzer Otto mit 14 Stimmen gewählt wurden, welche sich auch zur Annahme dieser Wahl sämmtlich bereit erklärten. Nach einer durch Annahme des vom Hrn. Hauptmann Aster ausgearbeiteten Regulativs für Benutzung der beiden Straßenwalzen schnell erfolgten Erledigung des vierten Gegenstandes der Tagesordnung, ging die Bezirksversammlung zu dem letzten und wichtigsten derselben, zu dem Beschlüsse über, den der Bezirksausschuß auf den ihm von der seiner Zeit niedergesetzten Wegebau-Commission über das Straßen bauwesen erstatteten Bericht am 20. August d. I. gefaßt hatte und der darin bestand, der Bezirksversammlung gegen über die Erbauung der Straßen 1) Dippoldiswalde-Kreischa, 2) Neinhardtsgrtmma-Hirschbach mit Anschluß an die Hoch waldstraße, 3) Dippoldiswalde-Frauenstein, 4) Dippoldiswalde- Glashütte, 5) GlaShütte-Johnsbach und 6) Geising-Zinnwald, aus Bezirksmitteln, sowie die Aufnahme einer hierzu zu ver wendenden Anleihe von 300,000 Mark bei Auferlegung einer