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Inangriffnahme der Straßenbauten bedingte Bertheuerung der Arbeitskräfte betonte und demzufolge die Realisirung der Projekte in mehrfacher Beziehung fiir bedenklich hielt. Der Bezirksausschuß vermochte sich jedoch von der Begründung der gedachten Bedenken nicht zu überzeugen, indem namentlich in ersterer Beziehung die bedeutenden Opfer als maaßgebend betrachtet werden mußten, die mit einer einheitlichen Instand haltung der Straßen Seiten des Bezirks zweifellos verbunden sein würden. Ferner blieb hierbei der Umstand nicht ohne Einfluß, daß die Gemeinden zu der steten gehörigen Unter haltung der projectirten Straßen Seiten der Amtshauptmann- schaft erforderlichen Falles nachdrücklich angehalten werden könnten. Was hiernächst die weiter angeregte Aufbringung der Mittel anlangt, so vermochte der Bezirksausschuß dieselbe für die Bezirkseingesessenen nicht als drückend anzu sehen, da nach einer oberflächlichen Berechnung vielleicht nur V? oder */» der vom Bezirke alljährlich aufzubringenden Staatssteuer erforderlich sei, um die Mittel der Verzinsung und Tilgung der in Aussicht genommenen Anleihe zu erreichen und die« umsoweniger, als die projectirten Straßen wesent lich zur Hebung des Bezirks beitragen werden. Eine durch eine gleichzeitige Inangriffnahme der Straßen verursachte Bertheuerung der Arbeitskräfte sei ebenfalls nicht zu befürchten, da gegenwärtig Mangel an Arbeit, nicht aber an Arbeitskräften herrsche. Die sich hieran schließende Specialberathung über die einzelnen Straßenbauprojectr ergab vollständiges Einverständniß Seiten de« Bezirksausschusses zu den von der Commission vor geschlagenen Projekten: Hirschbachmühle-Reinhardts- grimma im Anschluß an die Hochwaldstraße; Dippoldis walde-Glashütte; Geising-Zinnwald und GlaS- hütte-JohnSbach, mit der einzigen Modifikation, von der ursprünglich für sämmtliche Straßen in Aussicht ge nommenen Normalbreite von 6'/« Meter, bei dem zuletzt er wähnten Straßenbauprojecte auf 6 Meter herabzugehen. Dagegen wurde bezüglich der Straße Dippoldiswalde- Kreischa beschlossen, den Tract von der Meilensäule auf ReinholdShainer Flur bis zum Ausmündungspunkt des OberhäSlicher Communicationsweges vorläufig noch auSzu- setzen und anstatt dessen den sowohl nach Breite, wie nach sonstiger Beschaffenheit genügenden, nach Reinholdshain füh renden CommunicationSweg zu benutzen. Die StraßeDippol- diSwalde-Frauenstein anlangend, war der Bezirksaus schuß darüber einig, den Bau von Hennersdorf nach Frauen stein in der von der Commission vorgeschlagenen Weise zur Ausführung zu bringen. Dagegen soll die Frage des Trakte« von Hennersdorf nach Dippoldiswalde zur Zeit noch offen und die Erwägung und Beantwortung derselben der Bezirksversamlung überlassen bleiben. Rücksichtlich sämmtlicher in Vorschlag gebrachter Straßen bauprojecte beschloß der Bezirksausschuß, die Nothwendigkeit derselben anzuerkennen und die Ausführung unter Berück sichtigung der erwähnten Modifikationen, sowie die Aufnahme einer hierzu zu verwendenden Anleihe von 300,000 Mark bei Auferlegung einer zur Deckung der Zinsen und Amor tisationsraten bestimmten Bezirkssteuer der Bezirksversamm lung gegenüber zu befürworten. Endlich kam ein Gesuch der Gemeinde Dittersdorf, zur Auskahrung des auf die Chaussee sehr steil einmündenden Communicationsweges eine Beihilfe von 200 Mark aus Be zirksmitteln zu gewähren, zum Bortrage, auf das der Bezirks ausschuß die Befürwortung des Gesuches bei der Bezirksver sammlung beschloß, wie derselbe nicht minder auf Vorschlag der Wegebaucommission, die Nothwendigkeit der Verlegung des von Berthelsdorf nach der Herrenmühle führenden Weges auf den Sommerhang ausdrücklich anerkannte. Nachdem endlich vom Bezirksausschüsse im Anschlüsse eines früheren Beschlüsse die das Bezirksvermögen be treffenden Werthpapiere beim Stadtrathe Hierselbst auf zubewahren und einer hierauf erfolgten beifälligen Erklärung Seiten des Letzteren, der Herr Amtshauptmann, bez. ein von demselben legitimirter Beauftragter, zum Rückempfang? dieser Papier ermächtigt worden war, wurde die Sitzung, der ein zahlreiches Publikum beigewohnt hatte, um 2 Uhr Nach mittag« geschloffen. Tagesgefchichte. Dresden. An der Sedanfeier werden sich auch unsere Turner und Sänger betheiligen; in Neustadt und Altstadt finden Schau- und Wettturnen, verbunden mit Musik und Gesang, statt; der Ruderklub wird ein Kahnfahrt bei Fackelbeleuchtung veranstalten; Gesangvereine geben an mehreren Olten Concerte. — Beim Bau der dritten Elbbrücke ist jetzt auf Neustädtcr Seite die neue Schießpulver-Ramme thätig. Die Maschine, höchst sehenswerlh, erfordert nur 5 Mann zur Bedienung und leistet das Dreifache einer Ramme von lisheriger Construction, die 20 Mann zur Bedienung braucht. Es dient zur Ramme ein l5 Ctr. schwerer Eisen klotz, der an seinem untern Ende einen (luftdicht in einen schweren Gußstahlmörser passenden) Kolben trägt. Wird nun zuerst diese« Gewicht gehoben, dann aber eine Patrone aus 20 Gramm Voltmann'schem Pulver (mit Salpetersäure präparirte Holzspäne) eingeworfen, so entzündet sich, wenn man den Rammklotz herabfallen läßt, die Patrone durch den heftigen Druck und die bei der Luflcompression bewirkte Temperaturerhöhung mit dem Knalle einer kleinen Kanone. Während nun durch den Druck der Pulvergase die Pfähle geradezu in die Erde hinein geschossen werden (denn der Mörser sitzt unmittelbar auf dem Kopfe des einzurammenden Pfahles auf), fliegt der Stempel wiederum 2 Meter hoch in die Höhe und wird dann durch einen besonderen Hebel abgefangen. Der oben im Gerüst sitzende Rammmeister wirft aus einem Kasten eine neue Patrone ein, commandirt „Feuer," der Rammklotz wird vom Arbeiter loSgclassen und daS Spiel beginnt von Neuem. Man kann so bis 12 Schläge in der Minute machen, es wird ein Pfahl durch 20 — 30 Schüsse 7 Meter tief eingetrieben; allerdings steigt auch mitunter die Zahl der Schüsse auf 50—60, sobald der Pfahl auf steinigem Grunde aufsitzt. Die ganze Maschine ruht in höchst prak tischer Weise auf einem Wagen, der sich in einem Gerüste bequem über jeden einzurammenden Pfahl schieben läßt. Berlin. Die Reise des Kaisers nach Italien wird wahrscheinlich stattfinden, da der Gesundheitszustand ein so günstiger ist. — An den Manövern in Schlesien werden außer dem Kaiser, dem Kronprinzen und der Kronprinzessin, auch der König von Sachsen, mehrere Großherzoge, Erz herzoge, Prinz Arthur von England und Prinz Georg von Sachsen theilnehmen. — In nächster Zeit werden auch die neuen Fünfzig- Pfennig-Stücke in den Verkehr gebracht werden. Die Ausprägung ist schon weil vorgeschritten; die Prägung selbst soll sehr gelungen sein — In Düsseldorf wurde vorige Woche die Schule der Ursulinerinnen und das Franziskaner- und Dominikaner- Kloster geschlossen. Große Menschenmengen hatten sich eingefunden, um die letzten Predigten der scheidenden Patres anzuhören; nach denselben zwangen sie durch Pfeifen und Zischen die Polizei zu Verhaftungen. — Die Mönche aus den westpreußischen Klöstern begeben sich sämmtlich nach Chicago auf Einladung de« dortigen Bischofs; die Fuldaer Mönche und die dortigen „englischen Fräulein" gehen nach Amerika. Dresdener Produkten-Börse vom 20. August. Weizen pro 10l>0Kilogramm: weis, loco 214—234 Mark, neuer 200—214 Mark, braun loco 186—219 Mark, neuer 180—200 Mark. Roggen loco 171—183 Mark., galizischer nnd russischer 165 B., alter