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Dresden. Ihre Majestäten der Könia, die Königin und die Königin-Mutter haben sich am Donnerstag nach dem Jagdschloß Rehe selb bei Altenberg begeben. Die Rückkehr der Königinnen nach Pillnitz erfolgte am Abend des selben TageS; der König aber begab sich am Freitag erst nach Dresden und von hier nach Pillnitz. — Unser Prinz und die Prinzessin Georg nebst der Prinzessin Mathilde sind aus der Schweiz wieder zurück gekehrt. — An der Einweihung des HermannS-Denkmalö in Detmold am 16. August wird unser König Albert nicht Theil nehmen, sondern durch den Generallieutenant Krug v. Nidda vertreten sein. — Zur Gew erbe-Vereins-Ausstellungs-Lotterie sind bereits gegen 80,000 Loose verkauft. Der erste Gewinn besteht auS einem großen Spiegel, einem schwarzen Tische mit vergoldeter Messingeinlage und vergoldeten Broncever- zierungen vom Kunsttischler Heinze, Dresden, zwei pracht vollen fünfarmigen Leuchtern aus stark versilbertem Neusilber von Gebrüder Meltzer, Dresden, außerdem einem hohe Bier kruge mit gravirtem und vergoldetem Deckel, zwei geschliffenen Glasbechern mit Untersetzern von versilbertem Neusilber, einem vergoldeten Streichholzständer, einem Cigarrenabstreicher einer schön gemalten Visitenkartenschale aus Meißner Por zellan. Werth des Gewinnes 2450 Mk. Der zweite Gewinn ist ein halbbedeckter Wagen von E. Glöckner, Dresden (Werth 1650 Mk.); der dritte ein im reinen Renaissancestyl ausge führter Nußbaumsecretär von Leuthold, Dresden (Werth 945 Mk.); der vierte Gewinn ein behaglich ausgestattetes vollständiges Bett von Radloff u. Böttcher, Dresden (Werth 850 Mk.). Als fünfter Gewinn ist ein Mahagonivertigaux von Franz Adler, Plauen, bezeichnet; — auch das schöne Salonpianino in Masernußbaum von Hölling u. Spangen berg, Zeitz-Leipzig, (Werth 1200 Mk.), sowie zwei andere sind zur Verloosung angekauft. . Potschappel. Unter entsprechenden einfachen Feierlich keiten erfolgte in diesen Tagen der erste Spatenstich zur Erbauung einer Kirche in Potschappel. Freiberg. Am Freitag, 16. August, feiert die hiesige Braugenossenschaft das 25jährige Jubiläum der Eröffnung deS Brauhofes. Es soll dabei ein, dem ersten Gebräu ganz ähnliches Bier verzapft werden. Vor 25 Jahren mun dete das Bier so außerordentlich, daß mehrere Zecher drei volle Tage lang im Brauhof dem Gambrinuö zugethan waren. Berlin. In der Bauabtheilung des Reichkanzler- amtes herrscht jetzt eine ungemein rege Thätigkeit, welche die Ausführung der vielfach unternommenen Gebäude für das Reich erfordert. Zunächst wird der Umbau des Palais Radziwill gefördert, in welchem eine provisorische Einrichtung der Wohnung für den Fürsten Bismarck geschaffen wird. Dann ist man mit den Plänen zu einem großartigen Bau für das auswärtige Amt beschäftigt, und das Gebäude für das statistische Amt des Reiches, sowie das für die Normal- aichungscommisston, nähern sich ihrem Fertigwerden. — Der Reichstag wird sich in seiner nächsten Session wahrscheinlich auch mit einem Gesetzentwurf zu beschäftigen haben, welcher die Unterstützung der Familien zum Dienste einberufener Reserve-, Landwehr- und Landsturm mannschaften zum Gegenstände hat. Die Nothwendigkeit einer Regelung dieser Angelegenheit von Reichs wegen ist Seiten des Reichstages wiederholt anerkannt worden. Würtrmberg. Der Schluß des 5. deutschen BundeS- schießens erfolgte durch den Herzog Eugen von Würtemberg. Die ersten Preise erhielten auf der Scheibe „Deutschland": AndsS aus Wien, Hafner aus Boston, Mohr aus Bamberg; Scheibe „Stuttgart": Foke aus Rumburg, Hellefritsch aus Nürnberg, Hohenegger aus Schwartz; Scheibe „Hanover": Greiffs aus München, Keim aus Reutlingen und Schmidt auS Stuttgart. Dem Fabrikanten I. C. AndäS auS Wien, welcher auf der Feldfestscheibe „Deutschland" zwei „Zwanziger" erschoß und bi« zum gestrigen Schlüsse deS Bundesschießens nicht gleich geschossen wurde, fiel die Ehrengabe des König« von Würtemberg, ein großes Silberservice im Werthe von 3000 Mark, zu. Oesterreich. Mehrere Blätter melden, daß die Festung Königgrätz geschleift werden solle. Man macht schon In dustrielle namhaft, welche den Grund und Boden, auf dem jetzt noch fortifikatorische Werke stehen, von dem Militärärar käuflich an sich gebracht haben. — In Teplitz findet in der Zeit vom 15. August bis 5. September ds. Js. eine große Gewerbeaüsstellung statt, welche verhältnißmäßig recht reichlich beschickt sein wird, da ca. 700 Firmen Ausstellungsgegenstände angemeldet haben. Frankreich. In Sedan feiert man jetzt große Freuden feste. Die Nationalversammlung Hal nämlich vor ihrer Ver tagung beschlossen, daß Sedan künftig nicht mehr als KriegS- platz angesehen werde. Diesen Beschluß beantworteten die Bewohner Sedans noch an demselben Tage durch öffentliche Freudenbezeugunge», Fackelzug, Auszug der PompierS mit Musik re. Nach den Erfahrungen des letzten Krieges kann man der Bevölkerung von Sedan ihre Freude nicht verdenken. Spanien. Wenn auch in diesem Unglückslande die Finanznoth sehr groß ist, wenn auch die Civilbeamten sehr selten, ja fast nie, ihre Gehalte bekommen, und wenn selbst gar viele staatliche Verpflichtungen nicht gehalten werden können, — so findet sich doch immer noch Geld für den — Vatikan! Irgend einem alten Abkommen gemäß hatte Spanien früher unter der Bezeichnung „Santa Cruzata" alle Jahre eine Rente von 100,000 FrcS. nach Rom gezahlt. Seit geraumer Zeit wurden diese Sendungen aber wegen zu großer finan zieller Beschränktheit nicht mehr ausgeführt und schon unter der Negierung Jsabella'S hatte sich ein. hübscher Rückstand aufgehäuft. Gegenwärtig läßt nun König Alfonso nicht nur die letzte Jahresrente, sondern alle aufgesummten Rückstände auszahlen und soll dagegen von der päpstlichen Erkenntlichkeit für so große Geldopfer das Versprechen erhalten haben: der Vatikan werde zu seinen Gunsten auf die widerspenstigen spanischen Bischöfe einwirken; das Versprechen mag gegeben worden sein, — dürfte aber wohl wenig Erfolg haben, da mit Ausnahme des Papstes fast der ganze Vatikan — kar- listisch ist. König Alfons XII. würde jedenfalls besser daran thun, wenn er daS Geld, das ihm die neue Pariser Anleihe gebracht hat und das er jetzt für geistliche Zwecke verwendet, für militärische anlegte. Vermischtes. lErblindet. Zur Warnung!) Aus Berlin wird gemeldet: „Seit 6. August befindet sich ein junger Bauersmann aus der nächsten Umgebung in einer hiesigen Heilanstalt, um wo möglich durch eine Operation sein Augenlicht wieder zu erhalten. Der junge Mann fuhr seit Jahren täglich mit der Eisenbahn nach Berlin und zurück und hatte die Angewohnheit, während der ganzen Dauer der aller dings nur kurzen Fahrt zum Waggonfenster hinauszusehen. Während einer solchen Fahrt vor wenigen Tagen ist er plötzlich erblindet. Die Aerzte erklären den Zusammenhang der oben erwähnten Angewohn heit mit der cingetretencn Erblindung als ganz zweifellos und bezeichnen den starken Zug, welcher durch das Fortrollen eines Eisenbahnzuges entsteht, als das Gefährlichste, was für die Augen denkbar ist. Der Sänger Mitterwurzeraus Dresden, welcher vor Kurzem der Bühne Valet sagte und der als Sänger eine schöne Künstler lausbahn hinter sich hat, soll, wie man aus Wien meldet, geistes krank geworden sein, und bereits Aufnahme in einer Privatirren anstalt gefunden haben.