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— 614 — Hätten wir das Elf- und Siebenläuten nicht, wir wüßten wahrlich nicht, was bei uns die Glocke geschlagen. Frauenstein, den 3. August. In vergangener Nacht wurde im benachbarten Nassau beim Hrn. Krämer Merkel ein höchst frecher Diebstahl verübt. Die Diebe müssen jedenfalls sich sehr sicher gefühlt und mit Bedacht Auswahl unter den, Vorgefundenen getroffen haben, da sie einen Sack mit Reis ausschütteten, Kaffe in denselben füllten, und außer anderen Gegenständen Mitnahmen. Herr Merkel ist schon mehrere Male durch Einbruchsdiebstähle schwer geschädigt worden. Trotzdem jetzt ein Gensdarm im Orte stationirt ist, will die Festnahme der Diebe doch nie gelingen. Dresden. Es herrscht kaum noch ein Zweifel darüber, daß der Bundesrath im Reichstage die Einführung des preußischen Klostergesetzes in ganz Deutschland beantragen wird. Natürlich ist cs dabei vornehmlich auf Bayern abgesehen, das geradezu von Nonnen und Mönche» wimmelt, indeß werden die Klöster anderer Länder naiürlich von der Aufhebung mit betroffen. Wer hätte noch vor Kurzem für möglich gehalten, daß so uralte, stolze und reiche Klöster wie Marienthal und Marienslern (in Sachsen) so gar bald dem Untergange geweiht werden würden. Hätten Papst und Jesuiten den Feldzug gegen das deutsche Reich unterlassen, so würde Niemand an ihre Aufhebung auch nur gedacht haben, denn sie haben, das Zeugniß mag ihnen nicht voreuthalten werden, Feindseligkeiten gegen ihre protestantische Nachbar schaft nicht bewiesen und allezeit mit ihr verträglich und friedlich gelebt. Jene Rebellion der Jesuiten gegen Deutsch land gereicht ihnen ohne ihr Verschulden zum Verderben und sie müssen sich in Rom dafür bedanken, wenn sie ein plötz liches ungeahntes Ende nehmen. — In der Nacht vom 31. Juli zum 1. August ging in der Gegend von Leitmeritz ein Wolkenbruch nieder, dessen Wassermassen den Damm der österreichischen Nord westbahn zwischen Leitmeritz und Czernoseck zerrissen, so daß noch am 2. August die Passagiere an der betreffenden Stelle umsteigen mußten. Berlin. Nach den neuesten vorliegenden Nachrichten wird Se. Majestät der Kaiser auf der Rückreise von Gastein nach Berlin nächsten Sonnabend, 7. Aug., in Salzburg Nacht quartier nehmen, über München nach Eger am 8. d. Mts. reisen, dortselbst gleichermaßen übernachten und am 9. d. Mts. in die Residenz zurückkehren. Stuttgart. Das 5. deutsche Bundeöschießen ist am 1. August Vormittags durch einen großen Festzug, an dem Schützen aus allen Theilen Deutschlands, Oesterreichs, der Schweiz und auch Amerikaner lheilnahmen, eröffnet worden. Vor dem Königsbau erfolgte die Uebergabe der Bundesfahne von Seiten der Vertreter des Vororts Hannover an den Ehrenpräsidenten, Herzog Eugen von Würlemberg. An den Festzug schloß sich das F eftbanket in der Festhalle, während demselben wurde folgendes Telegramm an den Kaiser Wil helm gerichtet: „Die festlich versammelten Schützen senden Ew. Majestät den unterthänigsten Gruß. Zugleich wagt der Centralcomilö seinen gerührtesten Dank für die herrliche Ehrengabe auszusprechen, die Ew. Majestät die Gnade hatten zu senden. Herzog Eugen, Ehrenpräsident." — Bei dem Banket, das von 1—3 Uhr währte, brachte Oberbürgermeister Hack ein Hoch dem deutschen Vaterlande, Senator Wülbern aus Hannover der Stadt Stuttgart, Prof. Klaiber aus Stuttgart den Gästen des deutschen Schützenbundes. Landam mann Sax aus St. Gallen ließ die Freundschaft der Völker leben und sagte: „Bleibe du unsere Leuchte, deutscher Geist, an dich sind wir mit tausend Banden gekettet! Nimm den Dank der Republik!" — Der Redacteur der deutschen „Moskauer Zeitung," Hannemann, brachte folgenden Toast aus: „Mögen die Freundschaftsbande, welche um Deutsch lands und Rußlands Herrscher sich schlingen, im fester auch beide Völker verknüpfen. Der Freundschaftsbund Deutsch lands, Oesterreichs und Rußlands ist die beste Garantie gegen Rachegelüste von Westen. Hoch die Freundschaft des deutschen, österreichischen und russischen Volkes!" — Nach dem darauf noch der Syndikus Albrecht (Hannover) ein Hoch auf die deutschen Frauen ausgebracht hatte, war damit die Reihe der Toaste geschlossen. Sämmtliche Trinksprüche wurden mit lautem Jubel ausgenommen. Heute (2. August) früh um 6 Uhr begann das Schießen; 2 Schweizer gewannen die ersten Becher; dann folgten 2 Stuttgarter. Metz. Am 1. August fand hier die Fahnenweihe des hiesigen Kriegervereins statt. Bei derselben waren die Spitzen der Militär- und Civilbehörden, sowie gegen 1500 Mitglieder der Kriegervereine der Rheinprovinz und der Pfalz anwesend. Frankreich. Der Kriegsminister legte der National versammlung einen Gesetzentwurf vor, demzufolge die Festungs werke von Sedan geschleift werden sollen. — Der Gesetz entwurf, betreffend den Bau eines Tunnels von Calais nach Dover, wurde von der Nationalversammlung ange nommen. Spanien. Aus diesem unglücklichen Lande kommt wieder einmal die Nachricht von Siegen der Regierungstruppen über die Karlisten. So wird aus Santander gemeldet, die Karlisten seien auf das linke Ufer des Ebro zurückgeworfen; die Stadt Viana sei nach heftigem Kampfe von den Re gierungstruppen besetzt worden. Letztere hätten ferner bei Logrono gegen 150 Gefangene gemacht. Auch Puycerda sei entsetzt, und General Martinez Campos habe gestern früh das Bombardement des Forts von Seo-d'Urgel begonnen. — WaS an diesen Nachrichten Wahres ist, läßt sich jetzt noch nicht absehen! Sparkasse in Reinhardtsgrimma. Nächster Erpeditions-Tag: Sonntag, den 8. August, Mittags von l l—1 Uhr und Nachmittags von 3—5 Uhr. Mgememer Anzeiger. An Sie Braugenosfenschaft. Von der hiesigen Braugenossenschaft war beschlossen worden, behufs Regulirung des mit Herrn Brauereibcsitzer Seifert hier über das hiesige Brauhaus und den städtischen Brauurbar abgeschlossenen Kaufvertrags dem bisherigen Vor sitzenden der Braudeputation, Herrn Advocat Friedrich August Hermann Canzler hier, sowie dessen Stellvertreter, dem Unterzeichneten, Vollmacht zu ertheilen. Nachdem nun diese Vollmacht entworfen worden, auch auf Grund des vom Stadtrath ausgestellten Verzeichnisses und des Grund- und Hypothekenbuchö für hiesige Stadt die Inhaber des städtischen BrauurbarS festgestellt worden sind.