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— 606 — — — O erschienen im Schulzimmer Hr. Pastor Stichart, Hr. Haupt- mann Aster und die Herren Mitglieder des Schulvorstandes; Ersterer brachte dem überraschten Jubilav in gemüthvoller Rede in Erinnerung, daß er vor 25 Jahren in Kipsdorf als ständiger Lehrer eingewiesen worden, und sprach sich in aner kennender Weise über die Berufstreue des Jubilars auö, überreichte ihm auch im Namen der Schulgemeinte als Zeichen der Liebe und Achtung einen prachtvollen Chronometer, sowie Hr. Hauptmann Aster ihm unter herzlichen Wünschen ein werthvolles Kaffee-Servis verehrte. Hr. Quaas sprach darauf seinen Dank, verbunden mit einigen Wünschen und Gelübden, aus. Nach ermunternden und ermahnenden Worten von Seiten des Herrn LocalschulinspectorS an. die Schulkinder, brachte der erste Schüler im Namen der übrigen die Glück wünsche dar. Außerdem gingen Hrn. QuaaS noch Blumen schmuck, reiche Spenden in fester und flüssiger Form zur Stärkung des Leibes, sowie zahlreiche Zuschriften, im Laufe des Tageö zu. — Morgen, am 3. August, sind es 50 Jahre, da er- tönte zum ersten Male das Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland?" Auf der Höhe der Schneekoppe, wo sich der Komponist G. Reichardt mit vier sangeskundigen Freunden befand, wurde die eben vollendete Komposition zu Ehren de« Tages — es war das Geburlsfest Friedrich Wil helm III. — gesungen und ist seitdem gesungen worden, soweit die deutsche Zunge klingt. Die Gefühle, welche sich an dieses Lied bei jedem Deutschen knüpfen, welcher auch die seitdem vergangenen Dezennien durchlebt hat, berechtigen wohl eine Auszeichnung des 50jährigen Gedenktages, denn selten ist es einem Tonsetzer vergönnt, an seinem Liede so viel innere und äußere Freude zu erleben, als Gustav Reichardt, der am 13. Novbr. 1797 in Demmin (Pommern) geboren wurde. Der Dichter des Liedes ist bekanntlich Ernst Moritz Arndt, damals Professor in Greifswald, der 1807 vor der Rache der herannahenden Franzosen fliehen mußte. — Wir bringen unseren Lesern folgende Verfalltage in Erinnerung: 5. August Weimarische Banknoten ü 10 Thaler; 15. September Noten der Würtembergischen Noten bank ü 10 Gulden; 31. Oktober Noten der Badischen Bank ü 10 Gulden und 50 Gulden. Dresden. Bei der am 30. Juli Hierselbst abgehaltenen Versammlung der Prag-D uxer-Prioritälenbesitzer, an welcher 608 Prioritälevinhaber mit 26,910 Stück Priori täten theilnahmen, erklärte der Kurator vr. Lederer aus Prag, daß sich die Verhandlungen mit der Leipzig-Dresdner Bahn leider zu Ungunsten der Prag-Duxer gewendet, da der Aus schuß der ersteren beschlossen hat, von dem Weiterbau der Strecke Brüx-Mulde Abstand zu nehmen. Einige Hoffnung sei indeß noch auf die nächstens stattfindende Generalversamm lung der Leipzig-Dresdner Bahn zu setzen, auf deren Tages ordnung der Beschluß wegen Uebernahme der genannten Strecke stehe. Die Frage entstehe nun, ob die Prioritätenbesitzer selbst den Ausbau durch Beschaffung der nöthigen Mittel herbeizu führen geneigt sind. Vom finanziellen Standpunkte aus würde sich dieses lohnen, da nach einer aufgestellten Berechnung über die Rentabilität der Strecke ein Ueberschuß von circa 19,600 Gulden sich ergebe. Geschehe nichts, dann müsse man des Konkurses gewärtig sein. vr. Lederer betonte, daß die Bahn am Rande einer Katastrophe stehe. Es sei nichts unversucht geblieben, eine bessere Situation herbeizuführen, alle Wege waren aber vergeblich. Nach Besprechung mit dem Verwal- tungsrathe sei man zu dem Entschluß gekommen, an die Priorilätenbesitzer zu appelliren der Art, daß diese die Ein tragung einer schwebenden Schuld im Betrage von 1 Million Gulden vor der ihnen gewährten ersten Hypothek gestatten. Mit diesen Mitteln sei die Strecke Brüx-Klostergrab herzu stellen und man stehe dann nicht so unfertig da, als jetzt. In der hierauf eröffneten Debatte sprachen die meisten Redner sich gegen jenen Vorschlag aus, sie wollten unter allen Um ständen das Pfandrecht gewahrt wissen, Gegenvorschläge wurden indeß nicht gemacht. Schließlich gelangte man zur Abstim mung über den obigen von vr. Lederer eingebrachten Antrag, der mit 18061 gegen 6433 Stimmen abgelehnt wurde. .In eine weitere Debatte einzutreten, verlohnte sich da nicht mehr, und wurde die- Versammlung resultatlos geschlossen. — Das Preisgericht der Sächsischen Gewerbe- nnd Industrie-Ausstellung beginnt in diesen Tagen seine Thätigkeit, welche bis Ende August abgeschlossen sein muß. Vöm königl. Ministerium des Innern sind 100 silberne und 200 bronzene Preismedaillen zur Verfügung gestellt worden, so daß etwa 25"/» der Aussteller prämiirt werden können. UeberdieS wird das Ministerium als dritten Preis noch eine Anzahl Anerkennungsdiplome ausfertigen lassen. Die Bekannt gabe der Prämien erfolgt erst am Schluffe der Ausstellung (15. September) und sind bis dahin alle hierauf bezüglichen Beschlüsse der Preisrichter geheim zu halten. Tharandt. Auch die hiesigen schönen Waldungen sind von den verheerenden Verwüstungen des Borkenkäfers nicht verschont geblieben, und hat sich die königl. Forstver waltung veranlaßt gesehen, in der Nähe von Heinrichseck ein ziemliches Stück Wald fällen lassen zu müssen. Die ge fällten Stämme werden abgeschält und die Rinden, in deren Bastschicbt sich die Larven jener Käfer befinden, an Ort und Stelle verbrannt. Freiberg. In der hiesigen Vorstadt ist unter den, von böhmischen Borstenviehhändleriz. eingestellten Schweinen die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. — Das hiesige kgl. Bezirksgericht verurtheilte am 30. Juli den, bisher wegen Diebstahl's noch nicht bestraften Maurer gesellen A. B. Holfert aus Ruppendorf, auf Grund seiner unumwundenen Geständnisse, wegen der Mitthäter- schaft an drei, in der Nacht zum 6. Juni in SeiferSdorf verübten Einbruchsdiebstählen bei den Gutsbesitzern Hauswald, Menzer und Grumbt, zu einjähriger Gefängnißstrafe. Holfert's Mitgenosse an diesen 3 Diebstählen war noch nicht zu erlangen, und ist daher Holfert allein zur Rechenschaft gezogen worden. Meißen. Das hiesige Tageblatt theill mit, daß an einem Weingelände in der Stadt bereits am 29. Juli lauterer Wein gefunden worden ist. Berggießhübel. Am 26. Juli hat hier unter leb hafter Belheiligung der Gemeinde und der jetzt anwesenden Badegäste die Grundsteinlegung zum Wiederaufban der im vorigen Jahre gänzlich niedergebrannten Kirche unter entsprechender Feierlichkeit stattgefunden. Radeberg. In voriger Woche ist in der Actien- Papierfabrik hierselbst ein gräßliches Unglück passirt. Die beiden Mitbesitzer dieser Fabrik, die Herren Glasfabri kanten Wilhelm Rönsch und dessen Sohn Hugo Rönsch, führten eben mehrere zum Besuch anwesende Personen durch die Fabrik, als plötzlich in dem kleineren der zwei aufge stellten Dampfkessel die Siederohre zersprangen. Da die beiden Herren Rönsch gerade noch in dem Kesselhause verweilten, so wurden sie sammt einem Arbeiter durch die ausströmenden Dämpfe auf das schrecklichste verbrannt. Hr. Rönsch jun. welcher eben erst von einer langen Krankheit genesen war, ist am andern Tage nach entsetzlichen Qualen verstorben, und leider ist auch Hr. Rönsch sen. den schrecklichen Brand wunden am 30. Juli erlegen. Der Arbeiter scheint nicht so sehr verbrannt zu sein, Die Familie Rönsch gehört zu den begütertsten in Radeberg und der Vater, Wilhelm Rönsch, ist der eigentliche Begründer der dortigen Glasindustrie. Er kam 1850 nach Radeberg. Außer dem obigen Unglück haben die ausströmenden Dämpfe auch noch Verheerungen im Kessel hause selbst angerichtet, indem sie die sämmtlichen Fenster und eine ganze Wand zerirümmerten.