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— 570 — Voigt, Bürgermstr. Was npn die in den Nachmittagsstunden bis gegen 7 Uhr dauernden Berathungen anlangt, so bezogen sich die selben auf verschiedene für weitere Kreise weniger interessante Gegenstände au« der Schulpraxis, unter denen namentlich die Frage wegen Abstempelung der Schulzeugnisse durch den Localschnlinspector eine lebhafte Debatte hervorrief. Ein von Herrn Schuldirektor Engelmann—Dippoldiswalde gehaltener Vortrag über das „Lesebuch" hatte den Zweck, i» den Schulen des Bezirks eine größere Einheit bezüglich dieses überaus wichtigen Unterrichtsmittels vorzubereiten. Die Leitung der Verhandlungen durch den Herrn Be- zirksschulinspector, der Ton der Debatte, sowie der in der ganzen Versammlung sich kundgebende Ton zeigten, daß Alle von der Bedeutung der ihnen gestellten Aufgabe durchdrungen und mit Lust und Liebe zur Sache erfüllt waren; es ließ sich nicht verkennen, daß die neuen Gesetze auch auf dem Gebiete ter Schule schon festen Boden und freudige Theilnahme ge funden, daß namentlich auch die an der Spitze stehenden Persönlichkeiten es verstanden haben, das Alte mit dem Neuen erfolgreich zu versöhnen und für sich selbst lebhafte Sympa- thieen zu erwecken. Dippoldiswalde, 19. Juli. Der jetzt im Seebade Misdroy weilende Herr vr. Stephan, General-Director ter Posten und Eisenbahnen, hat antwortlich der am 16. Juli, dem Tage der Eröffnung der hiesigen Telegraphen-Station, vom hiesigen Slatlrathe ihm gesandten Begrüßung und dankende Anerkennung ein vom nämlichen Tage datirteS Schreiben an Herrn Bürgermeister Voigt gelangen lassen, in welchem er „den verbindlichsten Dank ausspricht und gleichzeitig den Wunsch hinzufügt: daß der Telegraph den Bewohnern von Dippolviswalte und Umgegend immer gute Dienste leisten möge." Dresden. Das Gesangsfest des sächsischen Elb« gau-Sängerbundes am 18.Juli hat sich schön und groß artig gestaltet. Während man auf 300 Theilnehmer rechnete, betrug die Zahl derselben 969. Am Sonnabend Abend wurden die Sänger auf 3 Dampfschiffen nach dem Waldschlößchen befördert; von hier aus zog man nach dem Lincke'schen Bade, wo der Empfang stattfand, bei dem Gesänge, Tableaux, Anreden, Hoch's, Toaste, Depeschen rc. zum Vortrage kamen. Es folgten dann Einzelvorträge vieler Vereine und geselliges Beisammensein. Ueber den Hauptfesttag (Sonntag) berichten wir in nächster Nummer. — In Dresden sind bis jetzt ca. 80,000 zahlende Besucher in der Ausstellung gewesen und somit ist alle Aussicht vorhanden, daß der Kostenaufwand für das ganze Unternehmen reichliche Deckung findet. — Am 5. August verfallen die Zehn-Thaler-Noten der Weimarischen Bank. Berlin. Kaiser Wilhelm ist, wie zu erwarten war, vom Kaiser Franz Joseph und seiner Gemahlin in Ischl auf das Herzlichste empfangen worden; er verweilte dort einen Tag und setzte dann die Reise nach Gastein fort, der Stätte, die sich ihm schon öfter segenspendend erwiesen hat. Er wird hier die nöthige Ruhe finden, die z. B. in EmS er nicht fand, wohin ihm tausend Arbeiten in Gestalt von Audienzen und Besuchen aller Art gefolgt waren. Möge Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 19. Juli. Freitag, den 16. Juli, fand hier die erste Hauptversammlung der Lehrer des VIII. Schulaufsichtsbezirks statt. Derselben ging von früh 9—10 Uhr eine von 42 Mitgliedern des Bezirkslehrervereins Dippoldiswalde besuchte Bezirksversammlung voraus, in welcher trotz der Kürze der Zeit die nothwendigsten An gelegenheiten erledigt werden konnten. Der Vorstand, bestehend aus den Herren Engelmann—Dippoldiswalde, Schaarschmidt —Glashütte, Förster —Altenberg, Hellriegel und Stein — Dippoldiswalde, wurde wieder gewählt. Nach 10 Uhr begann die von Herrn Bezirksschulinspector Mushacke nach 8 64 der Ausführungs-Verordnung zum Schulgesetze einberufene Hauptconferenz, an welcher, wenn wir nicht irren, 75 Lehrer theilnahmen, also über 83°/» sämmtlicher Lehrer des Bezirks. Herr Bezirksschulinspector Mushacke eröffnete die Ver sammlung mit einer Ansprache, in welcher er als die Be dingung für den Erfolg der Lehrerwirksamkeit hinstellte, daß der Lehrer wahrhaft intellektuell gebildet, ein sittlicher Character und für alles Schöne und Edle begeistert sein müsse. Hierauf begannen die Verhandlungen, welche zunächst die Feststellung des Lehrplans der 2 und 3klassigen Schule betrafen und bei welcher die von den einzelnen Specialconfe- renzen vorberathenen Lehrpläne zu Grunde gelegt wurden. Einer aus den verschiedenen Specialconferenzen gewählten Commission wurde sodann die Redaction des Ganzen über tragen, damit in einer noch im Laufe dieses Jahres zu be rufenden 2. Hauptversammlung der Lehrplan endgültig fest gestellt werden kann. Die gegen 1 Uhr eintretende Pause wurde von den Theilnehmern besonders zur Besichtigung der im Nebenzimmer de« Versammlungssaales von Herrn Buchhändler Schlimpert in Meißen veranstaltete Lehrmittel-Ausstellung, an welcher sich auch Herr Lehrer Lucas in Reinholdshain mit physikalischen Apparaten betheiligt hatte, benutzt, bis die Vor bereitungen zu dem gemeinschaftlichen Mittagsessen beendigt waren, das um 2 Uhr begann und an welchem 63 Collegen theilnahmen. Das erste Hoch brachte Herr BezirkSschul- inspeckor Mushacke Sr. Excellenz dem Herrn Cultusminister vr. v. Gerber, beantragte auch, als dasselbe begeisterte Auf nahme gefunden, den Herrn Minister telegraphisch zu begrüßen, was sofort ausgeführt wurde. Gegen 4 Uhr langte bereits die Rückantwort mit dem Danke des Herrn Minister« an. Die folgenden Trinksprüche galten mehrfach dem Herrn Be zirksschulinspector, der „alten und jungen Garde," bcr ganzen „Compagnie," den Frauen und Kindern, der Schuljugend. Ein von Herrn Rector Köhler in Frauenstein der königlichen Schulinspection geweihtes Hoch veranlaßte Herrn Bezirks schulinspector Mushacke, Herrn Amtshauptmann von Bosse al« den Mann zu feiern, der ein so warme« Herz für die Inter essen des Bezirks, insbesondere des Lehrerstandes habe. Später, als r/i4 Uhr die Verhandlungen auf's Neue be gannen, erschien der Genannte in der Versammlung, wurde von derselben mit Freuden begrüßt und wohnte nicht nur den Berathungen bis zum Schlüsse bei, sondern schenkte auch später der geselligen Vereinigung der Collegen in Gesellschaft des Herrn Bezirksschulinspector« die Ehre seiner Gegenwart. Bekanntmachung. Nach 8 367 sub 7 des Reichsstrafgesetzhuches ist mit Geldstrafe bis zu ISO Mark oder mit Haft Derjenige zu bestrafen, welcher verfälschte oder verdorbene Getränke oder Eßwaaren, insbesondere trichinenhaltiges Fleisch, feilhält oder verkauft. Ist nun in neuerer Zeit vielfach gegen diese Bestimmungen gefehlt worden, so machen wir hiermit auf dieselben aufmerksam und bemerken, daß die Organe der hiesigen Polizei angewiesen worden sind, strenge Aufsicht zu führen und jede Zuwiderhandlung zur Anzeige zu bringen. Dippoldiswalde, am 19. Juli 1875.