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optiren, sich verleiten ließen, französische Militärdienste zu nehmen. Es laufen zahlreiche Gesuche solcher Art um diplomatische Verwendung seitens des Reichskanzlers ein, deren Refrain gewöhnlich etwa der ist: „Durch leichtsinnige Kameraden ließ ich mich in einer schwachen Stunde verführen, was ich sehr bereue." In allen den Fällen, in welchen die betreffenden Gesuchsteller Reichsbürger und weder Deserteure noch Refraclaire sind, wird den Gesuchen auch bereitwillig entsprochen. Oesterreich. Das hinterlassene Vermögen des Kaisers Ferdinand beträgt 150 Millionen, die liegenden Güter mit einbegriffen. 5 Millionen spendete der selige Kaiser bei Lebzeiten dem unglücklichen Erzherzog Max, als er sich, trotz seiner Warnung, nach Mexiko begab. — In Böhmen zieht man jetzt die Möglichkeit einer Krönung Franz Joseph's als böhmischer König wieder in Betracht; man fürchtet Seiten der Altczechen nur, daß der böhmische Hochadel, so lange das jetzige Ministerium seinen Abschied nicht erhallen, deni Arte nicht so wie früher zujubeln werde. (Kaiser Ferdinand war der letzte gekrönte König von Böhmen.) — Ueber die Stimmung in Böhmen sind übrigens in der letzten Zeit sehr bedenkliche Gerüchte eingelaufen. — In Brünn dauert der Strike noch fort. In einigen Fabriken sind zwar Arbeiter wieder eingelreten, in anderen aber verringert sich die Arbeiterzahl wieder. Spanien. Am 6. Juli haben 1500 Karlisten mit Artillerie die Stadt Junquera in der Provinz Gerona ange griffen. Ankere karlistische Streitkräfte unter General Dorre- garah haben die Eisenbahn zwischen HunSca und Lerida über schritten und sich gegen Barbastro gewendet, da sie in dem regierungsfreundlichen Lande ohne Cavallerie sich nicht sicher fühlten. — Aus San Sebastian wird gemeldet, daß am 5. Juli der Vater des Prätendenten Don Carlos, Jnfant Johann, auf dem Bahnhofe von Hendahe verhaftet und nach Bayonne abgeführt worden ist. Vermischtes. Der sog. Zapfenstreich rührt aus der Zeit des 30jährigen Krieges her und wurde von Wallenstein eingesührt, uni den nächt lichen Zechgelagen der Soldaten zu steuern. Zu einer bestimmten Stunde mußten auf ein gegebenes Signal die Marketender ihre Schanksässer verspunden und dursten keine Getränke mehr verabreichen. Das Zuschlägen (Streichen) der Zapsen in den Fäßern gab der Äietraite den Namen. Bei besonderen Gelegenheiten wurde „der Zapsen nicht gestrichen", d. h. war Freihnacht, wo sich das Lager nach Belieben toll und voll trinken durfte. Eine moderne Pianistin. Gar ungalant schildert der amerikanische Schriftsteller Wendel! Holmes eine moderne Pianistin wie folgt: „Es war eine junge Dame mit so viel weißen Volants rings um sich, daß sie aussah wie der Planet Saturn mit seinen Ringen. Sie gab dem runden Musikstuhl eine oder zwei Umdrehungen, und flaumte darauf nieder wie ein mit Seifenschaum gefülltes Lavoir. Dann stülpte sie ihre Manschetten auf, als ob sie daran ginge, den Preis in einem Ringkampfe zu gewinnen. Dann bearbeitete sie ihre Handgelenke und Finger, um sie geschmeidig zu machen, wie ich denke, und breitete endlich ihre Finger aus, bis sie aussahen, als ob sie die ganze Klaviatur von dem brummenden bis zu dem quieken den Ende umspannen wollte. Dann machten die beiden Hände einen Sprung über die Tasten, als ob ein paar Tiger über eine Heerde weißer und schwarzer Schafe herstürzten, uud das Piano ließ ein Geheul vernehmen, als ob ihm Jemand auf den Schwanz getreten hätte. Plötzlich Todtenstille — man konnte das Haar auf dem Kopfe wachsen hören. Dann ein stärkeres Geheul, als ob das Piano zwei Schwänze hätte und man ihm auf beide zugleich getreten hätte, und dann ein großes Geklapper, Gequieke und eine Reihe von Sprün gen auf und ab, rückwärts und vorwärts, eine Hand über die andere, mehr wie eine allgemeine Flucht von Ratten und Mäusen, als das — was ich Musik nenne." Naiv. „Papa, weißt Du noch, wie Du mich tüchtig ge prügelt hast, weil ich den kleinen Tommy gebissen hatte?" — „Ja, ich erinnere mich, Du hattest ihm sehr wehe gethan!" — „Nun, dann mußt Tu Louisens Musiklehrer auch einmal tüchtig durchprügeln, Papa; der hat sie gestern in den Mund gebissen, und cs muß ihr arg wehe gethan haben, denn sie schlug die Arme um seinen Hals und wollte ihn todtdrücken!" Sonderbare Gala-Uniform. Ein sehr interessantes Schauspiel müssen die Karlsruher dieser Tage gehabt haben, wenn man der „Karlsruher Zeitung" wörtlich glauben darf. Dieselbe bringt nämlich in einer ihrer letzten Nummern folgende merkwürdige Nachricht: „Karlsruhe, 28. Juni. Zu Ehren der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Sachsen erscheint heute die hiesige Garnison nur im Helm in der Straße." Kaltwaffer - Bade - Anstalt. Wasserwärme im Bassin am 25. Juni, Mittags: 15 Grad. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am 7. Sonnt, nach Trinit. (II. Juli) predigt Herr Sup. Opitz. Vorher Communion Herr Diac. Gersdorf. . Allgemeiner Anzeiger. (Dank.) Bei dem, am 2. Juli durch Blitzschlag mich betroffenen Brandunglück ist mir von Seilen der Ge meinden und Spritzenmannschaften zu Hartmannsdorf, Röthen bach, Pretzschendorf, FriederSborf, Kleinbobritzsch und Burkers dorf, sowie der Feuerwehr zu Frauenstein, so schnelle, thätige und andauernde Hülfe zu Theil geworden, daß ich dafür, sowie für die Unterstützung mit Lebensmitteln und Anderem, auch hierdurch Allen den herzlichsten Dank auszusprechen mich verpflichtet fühle. Hartmannsdorf, den 7. Juli 1875. Carl Samuel Richter, Erbrichter Vkeissbier in klärchen, H 18 Pfg. (excl. Flasche), ist zu haben im Rathökeller. Dippoldiswalde. H. ^Wieder. Sonntag, den 11. Juli, Nachmittags 4 Uhr, soll auf dem Flscher'fchen Gute in Kipsdorf der Gras wuchs der Hinteren Parzellen meistbietend versteigert werden. Zusammenkunft an der Pöbelstraße. Die Besitzer. Gras-Auetion. -Dienstag, den 13. Juli, soll die Grasnutzung in Lowenharn auf dem Boden'schen Gute von früh 9 Uhr an Parcellenweise gegen baare Zahlung verauctionirt werden. Zusammenkunft beim WirthschaftS-Gebäude. Die Besitzer.