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Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die kriegerischen Befürch. tungen, die wir in einem Artikel der letzten Nummer unseres Blattes mittheilten, aber auch zugleich, soweit es möglich, zu zerstreuen suchten, sind nunmehr gänzlich verschwunden. Die offiziellen und offiziösen Zeitungen fließen über von Friedensversicherungen, und so ist der Welt wieder einmal das bekannte Stück vorgeführt worden: „Biel Lärm um Nichts." Dresden. Das Ministerium des Innern macht bekannt, daß im Dorfe Küren bei Wurzen die Rinderpest aus gebrochen ist und die erforderlichen Maßregeln angeordnet worden sind. — Die königlich sächsischen Staatseisenbahnen haben im Jahre 1874 bei einer Länge von 1040 Kilometer (35 Kilometer mehr als im Vorjahre) befördert 12,242,285 Personen (1,280,705 mehr) für 4,109,333 Thaler und 153,643,485 Centner Güter (11,678,428 Centner mehr) für 10,019,703 Thaler. Die Gesammt-Einnahme von 1874 beträgt 14,382,667 Thlr. und ist um 1,055 Thlr. höher als die von 1873. Leipzig. Die Wafsercalamität ist hier noch nicht beseitigt. Die Untersuchung sämmtlicher Brunnen hat ergeben, daß 8 Brunnen der inneren Stadt und 20 Brunen der Vor städte schlechtes, zum Trinken ungenießbares Wasser liefern; 14 Brunnen der inneren Stadt und 19 der Vorstädte (darunter der Johannis- oder Bettelbrunnen) geben weniger schlechtes Wasser. Gutes Wasser liefern nur 10 Brunnen der inneren Stadt und 38 der Vorstädte, merkwürdiger Weise gerade in den niedersten Theilen und in der Nähe der Friedhöfe gelegene. — Ueber die seit einigen Tagen begonnene Klein- Messe läßt sich leider nichts Gutes berichten. Die Klagen der Verkäufer über Mangel an Nachfrage sind allgemein und in Folge dessen die Preise gedrückt. Die Messe wird schon jetzt höchstens als eine geringe Mittelmesse bezeichnet. Freiberg. Am 11. ds. Mts. sind hier von 8 jungen Bergarbeitern zwei Mädchen (von 20 und 15 Jahren) an gefallen und gemißhandelt worden. Die Mehrzahl der Burschen wurde ausfindig gemacht und verhaftet. Oschatz. Ein etwas über 2 Jahr alter Knabe des Gastwirths Krug hier fiel kürzlich in einem unbewachten Augenblicke aus dem Fenster der ersten Etage. Unten ging gerade ein Soldat vorüber, der auf seinen Armen und Schultern Bekleidungsstücke trug, auf welche das Kind fiel und dann langsam zu Boden glitt, so daß es ohne jede Verletzung davon kam. Als man den Kleinen frug, ob ihm etwas fehle, antwortete er mit kindlich rührenden Worten: „Ich habe Pautz gemacht." Berlin. Daß der Kronprinz nach Italien gereist ist, gilt als Beweis der Grundlosigkeit der Gerüchte, welche von einer, zwischen den Höfen von Deutschland und Italien bestehenden Verstimmung wissen wollen. Obgleich die Reise keinen offiziellen Charakter hat, ist eine Begegnung des Kron prinzen mit Mitgliedern der italienischen Königsfamilie keines wegs ausgeschlossen. Sogar ein späterer Besuch des Kaisers wird noch offen gelassen. — Die offiziellen Blätter erklären bestimmt, daß die in der letzten Zeit vielfach erweckten Kriegs befürchtungen in der wirklichen Lage keine Begründung finden. Beruhigend auf die allgemeine Stimmung wirkten einmal der wirkliche Antritt der Reise des Kronprinzen und dann die bevorstehende Reise des Kaisers nach Wiesbaden. Oesterreich. Ueber die Reise des Kaisers nach Dalmatien verlautet, daß derselbe besonders in Zara, der Hauptstadt, überaus festlich empfangen wurde. Die Land bevölkerung strömte massenhaft herbei, um den Kaiser zu sehen und ihre Huldigungen darzubringen. ES fanden Paraden der Garnison statt, Fahrten nach einigen Inseln, Besichtigung deS Domes, der Schulen rc. Spanien. Der König Alfons und seine Negierung scheinen eö darauf anzulegen, die liberalen Sympathieen deS Auslandes sich zu verscherzen. Eist ist die Lehrfreiheit unter drückt worden, und jetzt ist den „Brüdern vom heil. Vincent" das NiederlasjungSrecht in Spanien wieder gewährt worden, das ihnen seit Jahren verboten wa>'. Vermischtes. Heute am 17. April ist der 100jährige Geburts- tag eines Mannes, dessen Verdienste um Wissenschaft und EM? geistige Bildung unbestreitbar sind: Friedrich König, der Erfinder der Buchdrucker-Schnellpresse, wurde am 17. April 1775 in Eisleben geboren, in der Stadt, wo der große Reformator Luther das Licht der Welt erblickte. 1790 trat er bei Breitkopf und Härtel in Leipzig in die Lehre. Seit 1801 beschäftigte er sich mit der Erfindung einer Maschine, welche die Arbeiten nnd Mühen der Menschenhand beim Drucken von Büchern ersehen sollte. Doch fehlte ihm das Geld, und er mußte sich nach London wenden, wo er Leute für seine Idee und einen Mechaniker aus Stuttgart fand, Namens Bauer, mit dem er 1811 die erste Schnellpresse herstellte. Beide gingen später nach Baiern, wo ihnen König Ludwig das Kloster Oberzell überließ, in dem noch heute das blühende Ge schäft besteht. Mehrere tausend Schnellpressen von sehr verbesserter Constructiou, wahrhaft staunenerregend, gingen aus dem Etablissement hervor. König starb schon 1833, im 58. Lebensjahre. Ans seinem Grabmal stehen die Worte: Vorwärts dränget der Geist, Und die Presse hat zehnfaches Tagwerk. Daß sie genüge »cm Dienst, Hast Du ihr Flügel gesonnt. (Auch in der Druckerei der „Weißeritz-Zeitung" ist eine Schnell presse von König und Bauer seit 19 Jahren in Thätigkeit.) Das kaiserliche statistische Amt hat in der von ihm heraus gegebenen Vierteljahrsschrist die Ergebnisse der Viehzählung vom 10. Januar 1873 im deutschen Reiche zusammengestellt. An dem genannten Zählungstage waren vorhanden: in Deutschland im Kgr. Sachsen Pferde überhaupt. . . . . 3,352,231 115,792 davon über 3 Jahr alt. . . 2,903,829 109,887 Maulthiere und Maulesel . . 1,626 26 Esel . . 11,689 86 Rindvieh überhaupt . . . . 15,776,702 647,972 davon über 2 Jahr alt . . 10,641,156 471,137 Schafe . . 24,999,406 206,833 Schweine (incl. Ferkel) . . . 7,124,088 301,369 Ziegen und Ziegenböcke . . . 2,320,002 105,487 Bienenstöcke .... . . 2,333,484 64,367 Aus der uns vorliegenden Geschäftsübersicht des landwirth- schaftlichen Credit-Vereins im Königreiche Sachsen ist ersichtlich, welche günstigen Fortschritte derselbe in den letzten Jahren gemacht hat. 1866 unter den schwierigsten Verhältnissen begründet, sind bis Ende 1870 1,148,454 Darlehne gegen hypothekarische Sicherheit auf landwirthschastlichen Grundbesitz und 30,900 Thlr. an Landgemeinden gegen Obligation gegeben worden, wogegen bis Ende 1874 für erstere 4,309,275 Thlr. und für letztere 966,700 Thlr. gewährt worden sind. Dies war nur möglich durch den großen Geldzufluß, denn während der Verein 1870 nur 172,263 Thlr. Spareinlagen erhielt, flössen demselben 1874 1,753,320 Thlr. zu. Bis 1870 hatten die Mitglieder 401,603 Thlr. zu ihrem Stammantheil und bis Ende 1874 1,316,000 Thlr. eingezahlt. Auch wurden in den letzten Jahren zur Anlegung von Mündelgeld und sicherer Capitalanlage größere Summen Pfandbriefe verkauft. 6500 landwirthschaftliche Grundbesitzer und 300 Stadt- und Land gemeinden sind dem Vereine jetzt schon als Mitglieder beigetreten.