Volltext Seite (XML)
— 487 — aller Mühe kein Wörtlein erhaschen konnte und nichts anderes glaubte, als daß der Vater dem Gott hold ihren Ausspruch sagen lasse, daß nun Alles für immer zu Ende sei. Toni weinte sich die Augen roth, ohne den Schmerz vom Herzen herunter weinen zu können, aber ihr Entschluß wurde nicht wankend; dem alten Schwarz ging sie absichtlich aus dem Wege. Dieser schien noch auf dem Flur nicht zu begreifen, was ihm da drinnen Unerhörtes, Unmögliches ge sagt worden war ; mit strahlenden Mienen, fast laut sprechend vor innerer Erregung, ging er hinaus und stieß sich in der Mühle an allen Ecken, so wenig beachtete er den Weg. In seinem Zimmer pfiff der Müller eine lustige Melodie; zum ersten Male wieder, seit ihm der Schlaganfall das Augen licht geraubt hatte. „Jetzt will ich einmal aus Liebe den eigenen Wunsch vergessen," murmelte er, „und schon die Vor freude schmeckt so schön! „Wie wird mich der Pater Clemens anlachen, der vertracte alte, prächtige Schwarzrock, der immer den Beiden das Wort redete! — na, lass' ihn lachen; ich bin so froh wie ein König und das ist die Hauptsache! „Mein Kind, meine herzige Toni, wie will ich mich deines Glückes freuen! Du hasl'S reichlich verdient mit deinem frommen Sinn, der sogar des Vaters Eigenwillen für die Stimme der Heiligen nehmen und aus Liebe zu ihm entsagen wollte. Wer mir in vergangenen Tagen meine erste Toni, mein Weib, hätte rauben, mir die Sache auseinander bringen wollen, ich glaube, dem wäre es nimmer gut gegangen, Gott vergab mir die Sünde, ich hätte wohl alle zehn Gebote auf einmal vergessen, ehe er seinen Willen durchgesetzt. „Und was hab' ich von dem harten Kopfe gehabt? — viele, viele Thränen hat meine begrabene Toni um mich ge weint, viele die lebende Toni und ich selbst hab' mich alle wege nur geärgert. „Curios, daß Einer seine Augen einbüßen muß, ehe er sehen lernt! — wie konnte ich mir nur um die verwünschte Bahn so viel Gift im Herzen ansammeln, daß eS schier keinen Raum besaß für all' den bitteren Kram ? Nun ist's vergessen, sie mag laufen, wo es ihr gefällig ist, und doch glaubte ich sterben zu müssen, wenn'« mir nicht gelänge, den Plan zu Hintertreiben; ja sterben vor Groll! „Das ist eine harte Schule, so im Finstern tappen, bi» an da« Grab hin! — aber man lernt doch Allerlei darin; das Blut wird kühler und man denkt mehr nach! Nur Toni im Brautschmuck nicht sehen zu sollen, da« ist sehr bitter! „Freilich habe ich meine Augen verschworen, daß ich'» nicht leiden wollte, so lange sie offen ständen, darum sind sie wohl jetzt mit sieben Siegeln verschlossen! „Und ich meinte es doch nur gut, hätte ihr gern einen reichen Burschen zum Manne gegeben; Einen, der eben so viel besaß, als sie! Es muß nicht ausreichen, wenn der Mensch aufrichtig das Beste will; er soll auch nachgeben, sich dem Wunsche Anderer anschmiegen können, und das ist so schwer! Der Pater Clemens kannte doch den Herrgott besser, als ich! — nun wird er aber auch erfahren, daß der Conrad Steffen kein Geizhals, kein Nimmersatt ist; er soll sich wundern, der alte, zähe Sittenprediger, — hä, hä, hä!" (Fortsetzung folgt.) Wer sich für eine gute Dresch-Maschine interessirt, den machen wir auf die im Jnseratentheil enthaltene Annonce der Firma PH. Mayfarth L Comp. in Frankfurt a. M. aufmerksam, da die Maschinen dieser Firma von allen Seiten al« ganz vorzüglich geschildert werden. Kirchliche Nachrichten. Altenberg. Am 4. Sonnt, n. Trin. öffentliche Comniunion u. Beichte (8 Uhr). Vormittagspredigt über Apostelg. 5, 16 bis 2l. Dippoldiswalde. Am 4. Sonntage nach Trinitatis (20. Juni) predigt Herr Diac. Gersdorf. Vorher Comniunion Herr Sup. Opitz. Nachmittags Bibelstunde. Allgemeiner Anzeiger. Holz-Auction. In der Lehnmühle bei Hartmannsdorf sollen Mittwoch, den 23. Juni, von Vormittags S Uhr an, folgende im Reichstädter Forstreviere in den Reoierorten: Hirschbornwand und Mühlholz aufbereiteten Hölzer, al«: 18 Raumkubikmeter harte Scheite, 9 - - Klöppel, 5 - weiche dergl., 27 - - Scheite, 7,»s Wellenhundert hartes Reißig, 50 - weiches dergl., bedingungsweise an die Meistbietenden versteigert werden. Forstverwaltung Reichstädt, am 15. Juni 1875. Pohlisch, Revierförster. Titlet Sc Paschke in Freiberg empfehlen sich zur Lieferung von Dampfmaschinen und Kessel für alle technischen Gewerbe, namentlich für Mahl- und Schneidemühlen. Cisen- und Mesfinggustwaaren, Säulen, Träger, Eisenbahnschienen rc. werden in kurzer Zeit geliefert, sowie Reparaturen von Maschinen und Dampfkesseln prompt besorgt. (83310bd.)