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— 475 — bezirk Dippoldiswalde ist dieselbe insofern wichtig, als mit der Ausführung dieser Straßenanlage ein Anfang zum Auf» schlusse des wilden WeißeritzthaleS gemacht würde, und die Gemeinde Höckendorf schon an dem jetzt in Frage befangenen Tract ein wesentliches Interesse hat. Der Bezirksausschuß erkannte daher auch nach längerer Debatte hierüber die Nothwendigkeit der in Anregung gebrachten Straßenanlage an. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 14. Juni (Montag). Heute Nach mittag kurz vor 2 Uhr ist in einem sehr feuergefährlichen Theile unserer Stadt, dem sog. „Tempel", auf bis jetzt noch nicht ermittelte Weise Feuer entstanden, das in kürzester Zeit 4, nur mit Schindeln und Stroh gedeckte Wohnhäuser, eine Scheune und einige Hintergebäude in Asche legte. Bei dem sehr heftigen Westwinde ist das Unglück immerhin noch mäßig zu nennen, denn bei entgegengesetzter Luftströmung wären die sämmtlichen Gebäude des dortigen Stadttheils verloren gewesen. Die Abgebrannten sind: 1) Handarbeiter Teich er; bei ihm wohnten noch 3 Familien: Bürstenmacher Güldner, Handarbeiter Hegewald und Flurläufer Teicher, der erst am 18. Mai mit abgebrannt war. 2) Handarbeiter Zimmer; bei ihm wohnten sein Vater und die Handarbeiter Müller und Franz. 3) Stuhlbauer Pretzsch; bei ihm wohnte die Wittwe Böhme und Handarb. Fischer. 4) Rosalie Schumann; bei ihr wohnte der Fabrikarb. Horn, die verw. Bellmann und Wwe. Gräfe. Letztere war erst heute in dies Haus eingezogen, und außer Anderem sind ihr leider 300 Thlr. in Papiergeld, auch Silbergeld, mit verbrannt. Es sind also wieder 15 Familien, resp. Parteien oder ledige Personen, die vbdachslos wurden, und sämmtlich sind es ganz arme! Die Hülfe mildthätiger Herzen wird hier sehr nöthig sein und wir rufen sie heute schon an! Möchten die Gaben reichlich fließen und eine etwaige Haussammlung, die hier wahrscheinlich eintreten dürfte, ein recht erkleckliches Re sultat ergeben! Dippoldiswalde, den 14. Juni. Am Freitag fand die Hauptversammlung des hiesigen Verschönerungs- Verein statt. Laut der von Hrn. Advocat Ochernal ge führten und vorgetragenen Rechnung ergab sich für die beiden vergangenen Jahre (denn voriges Jahr war eine Haupt versammlung nicht gehalten worden) eine Einnahme von 132 Thlr. 8 Ngr. 9 Pf. und eine Ausgabe von 105 Thlr., welche jedoch durch neue in diesem Jahre hinzugekommene Ausgaben auf 127 Thlr. I I Ngr. 6 Pf. gewachsen ist, so daß ein baarer Cassenbestand von 4 Thlr. 27 Ngr. 3 Pf. vorhanden ist. Zu bemerken ist hier, daß die Mitglieds beiträge für dieses Jahr noch nicht erhoben und also auch noch nicht mit berechnet sind. An Stelle der ausscheidenden Ausschußmitglieder wurden die bisherigen, Herren Carl Müller, Lotze, Voigt und Frosch, wiedergewählt. Betreffs der Verwendung der zu erwartenden Einnahmen wurde beschlossen, zunächst die in der Vorstadt begonnene Arbeit möglichst schnell zu beenden, ferner die bereits vor handenen Anlagen gehörig in Stand zu setzen, am Berreuther Berge eine steinerne Bank aufzustellen, sodann aber seine Thätigkeit dem Oberthorplatz und dem Schulgarten zuzu wenden. Letzteres Project, für welches sich besonders Herr Schuldirector Engelmann lebhaft verwendete, soll allerdings blos insoweit durch den Verschönerungs-Verein ins Auge gefaßt werden, als dies der Schulausschuß, der die Planirung des betreffenden Platzes vornehmen läßt, nicht thun wird. Ein weiterer von Herrn Lotze gestellter Antrag, den Platz zwischen dem Kirchnerschen Hause und der Schloßmauer, auf welchem sich jetzt ein kleiner, von einer offenen Schleuse durchschnittener Garten befindet, durch den Verein in einen freien Platz verwandeln und verzieren zu lassen, wurde zur Zeit abgelehnt, da man wenigstens den Schleußenbau für eine städtische Angelegenheit ansehen zu müssen glaubte, übrigens auch die Mittel des Vereins zu so bedeutenden Ausgaben, als die Durchführung des angeregten Projekts erfordern würde, nicht ausreichen würden. Schließlich wurde die Aufstellung einiger Bänke auf der sogenannten Ziegen- leithe genehmigt. Daß die Thätigkeit dieses zum Stadtbesten wirkenden Vereins, die bisber freilich nur in bescheidenen Grenzen sich bewegen konnte, durch den Beitritt solcher Personen, die Sinn für das Allgemeine haben und derselben gern ein Opfer bringen, sich erweitere und die Mitgliederzahl immer mehr wachsen möge, ist der Zweck dieses Berichts und der Wunsch, den wir dem Verein für das neue Arbeitsjahr aussprechen wollen. Dresden. Es ist nur noch ein Tag bis zur festlichen Eröffnung der Gewerbe-Ausstellung; die Räume nehmen jetzt schon ein würdiges Ansehen an, obgleich eS noch viel zu schaffen giebk. Die Bewohnerschaft Dresdens wird hoffentlich die nöthige und wünschenswerte Feststimmung an den Tag legen durch Flaggenschmuck und Dekoration der Häuser; sie wird die Ausstellung nicht als eine Angelegenheit des Dresdner Gewerbevereins, sondern als eine solche der gesammten sächsischen Industrie betrachten. — Der KönigS- pavillon — erbaut nach dem Plane des Prof. Weißbach von vielen Ausstellern — sieht mit seinem korinthischen Portale äußerst gefällig und geschmackvoll. DaS Orangeriehaus birgt die mannichfaltigsten Erzeugnisse der Industrie; die Maschinen halle giebt ein vollständiges Bild des sächsischen Maschinen baues in den verschiedensten Zweigen; so zeigt sie die Anwen dung der Dampfkraft in den Werkstätten des Kleingewerbe«. Der große Gewerbehaus-Saal enthält die Erzeugnisse der Klempnerei, Drahtweberei, der Photographie, des Buchdruckes, der Lithographie und ähnlicher Kunstgewerbe. — Die Loose zur Lotterie gehen flott ab, denn es sind bereits drei Vier theile derselben vergriffen. — Am Mittwoch, den 30. Juni und Donnerstag, den 1. Juli wird in Dresden ein Verbandstag sächsischer Ge- werbtreibender stattfinden, wozu der Dresdner Marktverein alle Gewerbevereine, Innungen und deren verwandte Korpo rationen zur Entsendung von Delegirten einladet. DaS Pro gramm der Verhandlung ist ziemlich umfangreich und es dürfte die Berathung über eine Petitionsangelegenheit: Wandertages Auktionen und Hausirwesen betreffend, wohl zu den wichtigeren Gegenständen der Tagesordnung gehören. Die Versammlung tagt im Saale der Sozietät, Königsstraße Nr. 8. Anmeldungen haben bis zum 20. d. Mts. zu erfolgen. — In nächster Zeit hoffen die Behörden unserer Stadt der Verwirklichung des SiegeSdenkmal-Projekts wieder näher treten zu können. Das Projekt (der Henze'schen Germania) soll derart vereinfacht werden, daß man auf eine Ersparniß von etwa 30,000 Mark rechnen zu können glaubt. Berlin. Der preußische Landtag hat in letzter Zeit mit großem Eifer gearbeitet, man hofft, daß er am 15. oder 16. Juni geschlossen werde, wenn namentlich bis dahin die Provin zialordnung vom Herrenhause wird angenommen sein. Bayern. Der König hat den gegenwärtigen Landtag aufgelöst und die Neuwahlen der Abgeordneten auf den 15. Juli anberaumt. Griechenland. Die Angelegenheiten dieses Landes zeigen immer noch eine sehr ernste Physiognomie. Viele Blätter, namentlich auch russische, die über Griechenland stets gut unterrichtet sind, sprechen offen von einer bevorstehenden Abdankung de« Königs. — Außerdem geben sich jetzt im Piräus drei verschiedene Kriegsflotten ein Rendezvous. Ein russisches Geschwader von 7 Kriegsschiffen ist dorthin beordert,