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— 386 — Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die, auch unser Eisenbahnproject mit berührende Generalversammlung der Prag-Duxer Bahn wird, wie dem „DreSd. Börsen- u. Handelsbl." aus Prag geschrieben wird, in diesen Tagen ausgeschrieben werden und in der ersten Hälfte des Monats Juni stattfinden. Die Ver zögerung in der Einberufung der Versammlung liegt darin, daß die Verwaltung auf Entscheidung der Regierung in Be treff der Concessionsabtretung von Brüx-Mulda an die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie wartete, um vor die Aktionäre mit einer diesbezügliche» vollendeten Thatsache treten zu können. Da indeß die staatliche Entschei dung noch auöbleibt, so wird der Generalversammlung nichts Positives mitgetheilt werden können. Soviel sich aber nach dem bisherigen Verlauf der Dinge urtheilen läßt, wird die österreichische Regierung ohne irgend welches Bedenken die projectirte Theilfusion mit der Leipzig-Dresdner bewilligen, ungeachtet des Beschlusses des Eisenbahn-Ausschusses, der anempfahl, daß sich eine heimische Bahn nur wieder mit einer inländischen fusioniren möge. Dresden. Zu den Pfingstfeiertagen finden Extra fahrten zwischen Dresden und Leipzig statt, zum halben Preise und mit Gültigkeit der Billets bis Freitag, 21. Mai. (Vollständige Fahrpläne sind in der Exped. d. Bl. eiuzuseheu.) Berlin. Der Kaiser von Rußland ist am Montag Mittag hier eingctroffen, empfangen vom Kaiser Wilhelm und sämmtlichen Prinzen, dem Großherzog von Mecklenburg rc. Die Kaiserin empfing den hohen Gast im kaiserl. Palais. Es fanden Familiendiners statt, Besuch des Theaters, Parade rc. Auch dem Fürsten Bismarck machte der Kaiser einen Besuch. Die Abreise des Kaisers nach Ems erfolgt am Donnerstag. — DaS Projekt wegen Bildung einer besondern Pro vinz Berlin ist als gescheitert zu betrachten. Hamburg. Weitere telegraphische Nachrichten über den Untergang de« bei den Scilly-Jnseln (an der Südwest spitze Englands) gestrandeten Dampfers „Schiller" melden, daß auf der Insel Tresko 27 Personen in zwei Boten des „Schiller" gelandet wurden; ferner wurden 13 Personen durch Boote der Inselbewohner in Sicherheit gebracht. Passa giere hatte das Schiff 259 und eine Mannschaft von 100 Personen. Der Verlust des Schiffes und so vieler Menschen leben ist durch einen dreitägigen, alle Beobachtungen hinvern- den Nebel veranlaßt worden. Oesterreich. Der Kaiser setzt seine Reise in Dal matien fort; er war in Drajalh, Castelnuooo und Lissa, wo alle Podesta's ihm nochmals zum Abschiede ihre Huldigungen darbrachten. — In Graz ist auf Befehl des Kaisers dem Don Alfonso eine ständige Wache von 20 Mann gegeben worden und das Wachlocal vor seiner Villa eingerichtet worden. — In der Hauptverhandlung gegen die, wegen der Straßenexcesse Angeklagten sind 14 Arbeiter zu Kerker und Arrest von vier Wochen bis herab zu acht Tagen verurtheilt worden. FrnhlirrgSseligkeit. Daß ich jetzt so froh, so munter, Kann's euch wundern? Sprecht, o sprecht, Wird die Flur nicht täglich bunter, Dichter nicht das Laubgeflecht? Bin ich kaum hinausgcgangcn, Spricht der Baum, von Bluthen voll, Spricht der grünen Blätter Prangen, Daß ich hoffen, hofscn soll. „Pflück der Freude lichte Rose!" Mahnt der Lerchen Lieder Schwall Zn der Liebe Lustgekose bockt so süß die Nachtigall. Tausend Augen mvcht' ich haben, Aller Blumen Prachl zu schau'»; Ja, den Lenz, den lust'gen Knabe», Grüßen ringsum Wald und Au'n. Wie die golduc Frühliugssoune Mvcht' ick. Alles, Alles sehn. O in diesem Meer von Wonne Mvcht' ich trunken untergchn! Vermischtes. Um einen Blumenstrauß im Glase lange frisch zu erhalten, empfiehlt man folgendes Verfahren, welches wir im Interesse von Blumenfreunden an dieser Steile gern mittheilen: Als erste Regel gilt, nicht zu viel Blumen in ein Glas zu stellen, daS Wasser jeden Morgen zu wechseln und jedes verwelkte Blatt, sobald ein solches sichtbar wird, zu entfernen, indem man es sogleich mit dem ganzen Blattstiel abschneidet. Alsdann sei rathsam, salpetersaures Natron (Würselsalpeter) in das Wasser zu thun. Wenn man von demselben so viel, wie man bequem zwischen dem Zeigefinger und Daumen fassen kann, bei dem jedesmaligen Wechsel des Wassers in das Glas wirft, so wird man abgeschnittene Blumen in ihrer vollen Schön heit vierzehn Tage erhalten können. Frommer Blödsinn. In Leipzig bei Heßseld ist soeben eine Sammlung christlicher Gesänge, „Neueste Liederkrone" betitelt, erschienen, der wir als Probe Nr. 87 entnehmen: „Herr, ich will ja gerne bleiben, Wie ich bin, dein armer Hund, Will auch anders nicht beschreiben Mich nach meines Herzens Grund, Denn ich fühle was ich sei, Alles Böse wohnt mir bei. Ich bin aller Schuld ergeben, Unrein ist mein ganzes Leben, Hündi ch i t mein Zorn und Eifer, Hündi ch i t mein Neid und Haß, Hündi ch i t mein Zank und Geifer, Hündisch ist mein Raub und Fraß. Ja, wenn ich mich recht genan, Als ich billig soll, beschau, Halt ich mich in solchen Sachen Aerger als die Hnnd' es machen." Das beste Mittel gegen eine solche Hundeseelenkrankheit ist wohl eine kräftige Hundepeitsche. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpeditions-Tag: Sonntag, den 16. Mai, Nachmittags 3—ü Uhr. Allgemeiner Anzeiger. MM Bekanntmachung. Das Königliche hohe Finanzministerium hat nachberigmile Herren zu stellvertretenden Vorsitzenden in den Einschätzungs- Commissionen des Steuerbezirks Freiberg ernannt, und zwar: Herrn Gemeindevorstand Sohr in Pretzschendorf für den 18., Herrn Bürgermeister Grohmann in Fraucnstein für den 39, Herrn Ortsrichter Braun in Nassau für den 40. und Herrn Gemeindevorstand Zimmermann in Hartmannsdorf für den 42. Einschätzungs-Distrikt, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Der Königliche Bezirks-Stener-Änsvector. Freiberg, am 10. Mai 1875. ' Wagner.