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— 298 — o. bei der Schulanlagencaffe: — Mark 8 Pf. pr. Steuer-Einheit vom Grundbesitz und 12 Zehntheile jedes im Tarife enthaltenen Satzes vom Einkommen, sowie ü. bei der Cinquartierungscaffe: — Mark 1 Pf. pr. Steuer-Einheit vom Grundbesitze und 1 Zehntheil jedes im Tarife enthaltenen Satzes von, Einkommen als Anlagen einzuheben und die letzteren zu u. bei der Armencasse den 3«. April ds. Js. zu b. und 8. bei der geistlichen Anlagencasse und der Einquartierungöcasse den 1. Juli ds. Js., und zu 6. bei der Schulanlagencasse den 1. September ds. Js. an die Stadtcassen-Verwaltung abzuführen. Außerdem sind den 1. Deeember ds. Js. die Beiträge zur Kämmereicasse an Geschoß, Erbzins, Laaszins, Wasserzins, Gartenzins, Bürger- und Schutz verwandtensteuern zu berichtigen. Dies wird in Gemäßheit tz 12 des Anlagen-Regulativs mit dem Bemerken, daß nach Ablauf von 4 Wochen nach einem jeden der vorgedachten Termine etwa verbliebene Neste executivisch werden eingezogen werden, andurch zur Nach achtung bekannt gemacht. Bei Erhebung der 8ub a. und ci. gedachten Anlagen werden festes Diensteinkommen, Wartegeld und Pensionen nur zu 4/s in Anschlag gebracht werden Dippoldiswalde, am 6. April 1875. Der Stadtrath. Voigt, Bürgerinstr. Die Kriegsbefürchtungen. In den letzten Tagen haben einige größere Blätter, namentlich die „Kölnische Zeitung" und die Berliner „Post," mehrere Alarmartikel veröffentlicht, welche in vielen Kreisen, besonders auch in denen der Gewerbtreibenden, Beunruhigungen hervorbringen mußten. Wir halten es für unsere Pflicht, diesen Beunruhigungen, soweit sie übertrieben sind, entgegen zutreten. Die projectlrte Reise des deutsche» Kaisers nach Italien muhte natürlich in den weitesten Kreisen eine Sensation Hervorrufen. Der Ort der Zusammenkunft (Mailand) war bestimmt; hervorragende Militärs (Moltke, Göben) und Feld herren des letzten Krieges, wahrscheinlich auch Bismarck, sollten den Kaiser begleiten. Da wurde auf Anrathen der Aerzte, welche einen schroffen Klimawechsel für den Kaiser nicht geralhen fanden, die Reise abbestellt. Statt seiner sollte der Kronprinz des deutschen Reiches dem König von Italien einen Gegenbesuch machen; — diese Reise findet nun zwar statt — sie ist am Montag Abend angetreten — aber der Kronprinz und seine Gemahlin reisen im strengsten Inkognito nach Italien, werden dort einige Zeil verweilen, aber mit Victor Emanuel nicht, mindestens nicht offiziell zusammen treffen. Das Aufgeben der Reise unseres Kaisers hat aber wohl noch andere, gewichtige Gründe, die in der allgemeinen politischen Situation zu suchen sind. Es wird immer klarer, daß Frank reich mit allen Mitteln seine Rüstung beschleunigt, um bald den Revanchekrieg beginnen zu können, und hierüber sind jeden falls durch die militärischen Bevollmächtigten Deutschlands in Paris sehr genaue Mittheilungen nach Berlin gelangt. Ferner ist bekannt, daß Frankreich im Orient stark gegen Deutschland hetzt und Verwickelungen zu erzeugen sucht. Hierbei wird es von der römischen Kurie unterstützt, und Italien hat sich in der kirchlichen Frage sehr nachgiebig gegen die Kurie gezeigt, ja es hat die klerikalen Verwickelungen Deutschlands mit einer gewissen Zufriedenheit betrachtet. Die Ultramontanen möchten eine katholische Liga zwischen Frankreich, Italien und Oesterreich gründen, — und hier kann Deutschland auch nicht ruhig zusehen. Alle diese Umstände werden die Ursache zu den, in Berlin in voriger Woche stattgehabten Ministerconferenzen, zu den Besuchen des Kronprinzen beim Fürsten Bismarck und zur Aufgabe der Kaiserreise mit abgegeben haben. Aber deshalb wird es noch lange nicht zu einem Kriege kommen; die oben genannten Zeitungen, sowie officielle Nach richten, erläutern die Sachlage bereits viel ruhiger, als in dem ersten Stadium, und zerstreuen die drohenden Wolken. Die Kriegslust Frankreichs ist uns nichts Neues; wir brauchen uns deshalb nicht mehr und nicht weniger zu beunruhigen, als zeither; ein Losbrechen Frankreichs ohne allen und jeden Bundesgenossen ist ganz unwahrscheinlich, und die von den Ultramontanen sehnlich erhoffte Allianz der beiden katholischen Mächte Oesterreich und Italien mit Frankreich ist noch in sehr weitem Felde, wenn nicht gänzlich unmöglich; denn beide Staaten haben nicht den geringsten plausibeln Grund, sich von Deutschland abzuwenden. Tagesgefehichte. Dippoldiswalde, den 13. April. Gestern halten sich auf geschehene Einladung des Hrn. Amlshauptmann v. Bosse die Vertreter der hiesigen königlichen und städtischen Behörden, sowie verschiedener Corporationen, zu einer Besprechung über eine möglichst allgemeine und würdige Feier des Geburts fest es Sr. Maj. des Königs, welches bekanntlich auf den 23. April fällt, auf hiesigem Rathskeller eingefunden, und wurde von diesen beschlossen, den erwähnten Festtag durch eine auf dem RathhauSsaale früh 10 Uhr abzuhaltende Schulfeier und durch ein Nachmittags 2 Uhr beginnendes Diner auszuzeichnen. Daß der Festtag durch eine vom Schützencorps geleitete Reveille eingeleitet werde, bedurfte keines besonderen Beschlusses, da die städtischen Behörden selbstverständlich an der bisher stets geübten Praxis festhalten werden. Wohl aber wurde allgemein der Wunsch ausgesprochen, daß unsere Mitbürger durch möglichst allgemeinen Flaggen schmuck ihre Theilnahme an dem festlichen Tag zu erkennen geben möchten. Wir zweifeln keineswegs daran, daß, ohne besondere Aufforderung, von der man abzusehen beschloß, diesem Wunsche entsprochen werden wird. Um auch in größerer Vereinigung, als sie sich bei dem Festdiner ermög lichen lassen wird, Gelegenheit zur Feier des Tages zu geben, beschloß man, Abends eine gesellige Vereinigung im Leuschner- schen Saale zu arrangiren, bei welcher, wie wir hören, Herr Sup. Opitz einen wissenschaftlichen Vortrag halten und der Männergesangverein mit patriotischen Liedern sich beteiligen wird.