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Dimstag. Rr. 37. 6. April 1875. Weißerih-Aeitung. Amts-Matt für die Kerichts-Aemter und StadträtHe zu Dippoldiswalde und Ilrauenfiein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippotdiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags »nd Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitnng finden, werden niit 10 Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Wir sind veranlaßt worden, die Richtigstellung des, in voriger Nummer d. Bl. mitgelheilten Urtheilsspruches des königl. Bezirksgerichtes zu Freiberg zu bewirken und thun dies hiermit. Das Urtheil gegen die An geklagten Dörner und Liebscher lautete nach der Angabe in voriger Nr. auf „Freisprechung"; es soll aber heißen: sie wurden „klagfrei" gesprochen. Dippoldiswalde, den 5. April. Hoffentlich hat nun der Winter seine nachgerade sehr unangenehme, aufdringliche Neckerei satt und überläßt dem Frühling das mit seltener Zähigkeit behauptete Scepter. Seit gestern wehen bereits laue Lüfte, wie ja Staare und Schwalben bereits vor mehreren Tagen ihren Einzug gehalten haben. Bald werden wir diese Lenzesboten in voller Thätigkeit sehen, sich neue Nester zu bauen oder bereits fertige, zins- und steuerfreie Quartiere zu beziehen. Darin sind sie allerdings besser daran, als ihre zweibeinigen menschlichen Geschwister, die trotz Gedanken-, Preß-, Gewerbe- und anderer Freiheit es zur Zins- und Steuerfreiheit noch nicht gebracht haben. Trotzdem erwacht beim nahenden Frühling die Baulust, und bald werden mehrere Neubauten die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Besonders dürfte dies der Fall sein mit der neuen Bezirks-Arbeits-Anstalt, zu welcher nächste Mittwoch der erste Spatenstich geschehen soll, Der von Herrn Baumeister Schmidt jun. entworfene und zu leitende Bau wird Dippoldiswalde jedenfalls zur Zierde gereichen. Erblicken wir darin eine, durch die neue Verwaltungs- Einrichtung uns zu Theil gewordene, wohlzuschätzende Ver günstigung. — Ein längere Zeit leer gestandenes größeres Gebäude wird nun bald wieder die Stätte reger Thätigkeit werden. Es ist dies dieehemalsJungc'scheFlachsspinnerei, in welcher Hr. Eduard Mende u. Co. eine Fabrik land- wirthschastlicher und gewerblicher Maschinen er richtet haben. Bei der Bedeutung, welche die Maschine für Gewerbe und Landwirthschaft in neuerer Zeit erlangt hat, ist es jedenfalls für Dippoldiswalde und Umgegend sehr er wünscht ein Etablissement in der Nähe zu haben, aus dem ohne größere Transportkosten der nothwendige Bedarf ent nommen werden kann. Herr Mende, bisher Reisender für die Fabrik landwirthschastlicher Maschinen von Reinsch in Dresden, ist mit seiner Branche so wohl vertraut, daß durch sein Etablissement den Anforderungen, die man an ein solches jetzt zu stellen berechtigt ist, gewiß vollständig genügt werden wird. Wünschen wir dem Unternehmen glücklichen Erfolg! Schmiedeberg. In dieser Woche wird unser neuer Pfarrer, Herr Eugen Ponickau, bisher zweiter Geistlicher in Hohenstein, hier eintreffen und am nächsten Sonntag, den 11. April, durch Hrn. Sup. Opitz aus Dippoldiswalde in sein Amt eingewiesen werden. Dresden. Der Redacteur des „Dresd. Journ.," Hofrath Hartmann, stattet in genanntem Blatte seinen Gönnern, College« und Freunden für die ihm bei seinem 25jährigen Jubiläum als Redacteur des Journals bewiesene Theilnahme seinen Dank ab. Die Anzahl der ihm per Post und Draht zugegangenen Glückwünsche zählen nach Hunderten. Berlin. Dem preußischen Landtage wird außer einem Gesetzentwurf wegen Einverleibung des Herzogtums Lauen burg noch ein solcher, betreffend die Aufhebung der Beschlag nahme des Vermögens des verstorbenen Kurfürsten von Hessen vorgelegt werden. Nach Lage der Verhältnisse wird ein Theil des in Sequestration befindlichen kurfürstlichen Vermögens dem preußischen Staate, ein anderer Theil dem Landgrafen Friedrich zufallen. — Dem Fürsten Bismarck sind zu seinem Geburts tage vom Kaiser, dem Kronprinzen, der kaiserl. Familie, von andern Königen und gekrönten Häuptern, aber auch aus dem ganzen deutschen Reiche, von Städten, Deputationen rc. Glück wünsche und Adressen in größter Zahl zugegangen. — Ueber die Reise des deutschen Kaisers nach Italien verlautet, daß sie zwar bestimmt stattfindet, der Zeitpunkt jedoch noch nicht festgesetzt ist. Wahrscheinlich wird sie erst nach dem Besuche des Königs von Schweden und deS Kaisers von Rußland, die im Mai bevorstehen, angetreten werden. — In Fulda waren wieder die preußischen Bischöfe versammelt, um über ihr Verhalten dem Staate gegenüber zu berathen. Der Papst schickte seinen Segen und ermahnte sie zum Ausharren im Kampfe. Der Segen kann aber nicht sehr kräftig gewesen sein, denn der Fürstbischof von Breslau, der auch mit dort war, ist wegen Veröffentlichung der letzten päpstlichen Bulle aufgefordert worden, sein bischöfliches Amt niederzulegen. Dies ist nun der dritte preußische Bischof, dem die Verwaltung der Diöcese vom Staate abgenommen wird. Oesterreich. Der Kaiser ist am 1. April von Wien abgereist, um dem König Victor Emanuel in Venedig einen Besuch abzustatten. Die Wiener Blätter begleiten den Monarchen mit den besten Wünschen, ihn, der Alles thue und große Opfer bringe, um sein Reich zu beglücken; sie sagen, daß diese Zusammenkunft beider Monarchen ihren politischen Charakter in der Kräftigung des Drei-Kaiser-Bünd- nisses finden werde, dem Italien nicht ferne stehe und an das es nur näher herantreten werde. In Venedig sind Feste von großer Pracht vorbereitet. Die weitere Reise des Kaisers geht nach Dalmatien, das er kennen lernen und die Maßregeln in Augenschein nehmen will, die in den letzten Jahren von der Regierung getroffen wurden, um das Land materiell zu heben.