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— 131 — Soldaten, sowie Solcher, welche zwar nicht im .activen Militärdienste stehen, bei denen aber der Ursprung ihre« Leidens auf den activen Dienst zurückzuführen ist. Da« Hospital ist nun nicht völlig besetzt, und e« wäre gewiß für manchen wack> rn Lantwehrmann, der jn Folge der Strapazen des letzten Feldzuges an gichtischen Beschwerden leidet, Ge legenheit zur Heilung geboten gewesen, wenn rechtzeitig um Aufnahme nachgesucht worden wäre. Dies mag aber wohl meistens unterbleiben, weil den Kranken, wie den Aerzten und Gemeindebehörden, namentlich auf dem Lande, unbekannt bleibt, daß auch Landwehrleute in das Militärh.'spital Auf nahme finden können. Es ist daher gewiß nicht überflüssig, dieselben hierauf und auf das Nützliche zeitiger Einreichung der Gesuche, welche natürlich unter Beifügung eines ärztlichen Zeugnisses an das Kriegsministerium zu richte» sein würden, aufmerksam zu machen. Dresden. Im Finanzministerium ist man jetzt mit de» Vorarbeiten zur Durchführung des Einkommensteuer- Gesetzes beschäftigt. Jn letzterer Zeit sind auch die Kreis- Steuer-Räthe, sowie die sämmtlichen Amtshauptmannschaften und die Stadträthe zu Dresden, Leipzig unk Chemnitz auf- gefyrdert worden, auf Grund sofort anzustellender Erkun digungen, die in den betreffenden Bezirken und Städten wohnhaften Personen, welche zur Vertretung der Bezirks steuerinspektoren bei der voraussichtlich im II. Quartal dieses Jahres vorzunehmenden allgemeinen Einschätzung des ein- kommensteuervflichtigen Einkommens geeignet und bereit sind, namhaft zu machen. Das Finanzministerium beabsichtigt nämlich, möglichst viele Einschätzungskommissionen zu bilden, welche gleichzeitig nebeneinander dem Einschätzungsgeschäft sich widmen können, und bezweifelt nicht, daß unter den ver schiedenen Staats- und Communalbeamten, unter den Sach waltern, größeren Landwirthen und Gewerbtreibenden in allen Theilcn des Landes sich eine ausreichende Anzahl von Per sonen finden wird, welche bei ihren Mitbürgern volles Ansehen und Vertrauen genießen und soviel Hingebung für das all gemeine Interesse des Landes besitzen, daß sie bereit sind, die Vertretung von Bezirkssteuerinspekloren bei der bevorstehenden Einschätzung des steuerpflichtigen Einkommens und den Vorsitz in den Einschätzungskommissionen zu übernehmen. Berlin. Der Bundesrath beschloß, für die 10-Mark- stücke die Benennung „Krone," für die 20-Markstücke die Benennung „Doppelkrone" einzuführen. — Die Baugewerken in Berlin (und in andern größer« Städten) beabsichtigen eine Herabsetzung der jetzt bestehenden Lohnsätze. ES ist jetzt schon zu übersehen, daß die Bau periode 1875 keinen besonder« Aufschwung erfahren wird, daß kaum die Hälfte der im vorigen Jahre hier beschäftigen Maurer und Zimmerer Arbeit finden wird; somit ist eine Lohnherabsetzung sicher bevorstehend. Spanien. Die nach und nach eintreffenden Berichte üler die jüngsten Vorgänge auf dem spanischen Kriegs schauplätze sind für den AlfoniSmuS sehr traurige. Die Operationen der königlichen Heere sind für'« Erste als total mißglückt zu betrachten; die von Pampelona nach Estella vor rückenden Truppen wurden zum Stillstand gezwungen, und auch General Loma ist mit seinen Operationen total verun glückt, die er von San Sebastian aus auf Tofosa unter nommen hatte, um die Karlisten von der andern Seite zu fassen. Die Regierung hat nun. ein Dekret erlassen zur schleunigen Einziehung von 70,000 neuen Rekruten, zu welchem Zwecke die spanische Lank der Regierung 100 Mill. Realen (1 Real — 21 Pfg.) vorgestreckt hat. König Alfons ist wieder in Madrid eingetroffen. Vermischtes. Was sollen wir mit unfern Töchtern thun? Gebt ihnen eine ordentliche Schulbildung. Lehrt sie ein nahrhaftes Essen kochen. Lehrt sie waschen, bügeln, Strümpfe stopfen, Knöpfe an nähen, ihre eigenen Kleider machen und ein ordentliches Hemd. Lehrt sie Brod backen und daß eine gute Küche viel an der Apotheke spart. Lehrt ihnen, daß eine Mark hundert Pfennige werth ist, und daß nur Derjenige spart, der weniger auSgiebt, als er einnimmt, und daß Alle, die mehr ausgeben, verarmen müssen. Lehrt ihnen, daß ein bezahltes Kattunkleid besser kleidet, als ein seidenes, wenn man Schulde» hat. Lehrt ihnen, daß ein rundes, volles Gesicht mehr werth ist, als fünfzig schwindsüchtige Schönheiten. Lehrt sie gute starke Schuhe tragen. Lehrt sie Einkäufe machen und nach rechnen, ob die Rechnung auch stimmt. Lehrt ihnen, daß sie Gottes Ebenbild mit starkem Schnüren blos verderben können. Lehrt ihnen einfachen, gesunden Menschenverstand, Selbstvertrauen, Selbsthilfe und Arbeitsamkeit. Lehrt ihnen, daß ein rechtschaffener Handwerker in Hemdärmeln und der Schürze, selbst ohne einen Pfennig Ver mögen, mehr werth ist, als ein Dutzend reich gekleideter und vor nehmer Tagediebe. Lehrt ihnen Gartenarbeit und die Freuden der freien Natur. Lehrt ihnen, notnbsnö wenn Ihr Geld dazu habt, auch Musik, Malerei und alle Künste, bedenkt aber immer, daß es Nebensachen sind. Lehrt ihnen, daß Spaziergänge besser sind,, als Spazierfahrten, und daß die wilden Blumen gar schön sind für Den, der sie aufmerksam betrachtet. Lehrt sie allen bloßen Schein ver achten, und daß, wenn man Nein oder Ja sagt, man es auch wirklich so meinen soll. Lehrt ihnen, daß das Glück in der Ehe weder von dem äußeren Anstand, noch von dem Gelds des Mannes abhängt, sondern allein von seinem Charakter. Habt ihr ihnen Das beigebracht und sie haben's verstanden, dann laßt sie, wenn die Zeit gekommen ist, getrost heirathen; sie werden ihren Weg dann schon allein finden. Aus Traunstein vom 8. Febr. wird berichtet: „Seit drei Tagen währt im Gebirge ein Schneefall, wie sich die Leute in einem Jahrzehnt eines solchen nicht erinnern können. Am tiefsten verweht ist die bekannte Sommerfrischstation Reut im Winkel, wo täglich ein paar hundert Menschen beschäftigt sind, um nur die nothwendigste Communication noch zu ermöglichen. Der herrliche Fußweg über die Kapelle Sanct-Pankraz am Eck ist zu einer Schnee schlucht eingeengt, über deren Wände dem erwachsenen Manne kaum die Nase herausschaut. Daß von einem Hause zum andern Gassen ausgeschauselt werden müssen, kommt anderwärts in Gebirgsorten auch vor. Daß aber, wie es neulich einem Bauern begegnete, Hirsche neben seinem Schlitten wie Bettelbuben herliefen und sich kaum vom Gleise vertreiben ließen, das mag schon zu den seltenen Vorkommnissen gezählt werden. Schade, daß für Wildsütterungen nicht ausgiebig gesorgt wird. Der schöne Jagdstand des Jahres 1874 wird kaum in zehn Jahren wieder emporgebracht werden, der tiefe Schnee ist wohl das sichere Grab des letzten Rudels — die Erschöpfung des Wildes durch Hunger ist allgemein." Aus dem innern Bairischen Walde schreibt man der Donau-Zeitung, daß in Leopoldsreut die ganze Fahrbahn klasterhoch und höher über dem verschneiten Slraßenkörper liege und daß sich über die jetzige Fahrbahn noch Schneewehen in einer Höhe von 10 — 15 Fuß erheben, sodaß manche Häuser gänzlich verschneit wurden und man in denselben Tage lang Licht brennen mußte, bis man sich wieder dnrchschaufeln und Licht und Lust bekommen konnte. Im Walde liegt der Schnee 1 >/s Meter ties. Dazu liegt der Schnee shon ununterbrochen seit 11. Nov. v. I. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpeditions-Tag: Sonntag, den 21. Februar, Nachmit tags 3—5 llhr. Kirchliche Nachrichten. Altenberg. Freitag, den 19. Februar, Fastcngottesdieust.