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Donnerstag. Nr. 17. 11. Febmar 1875. Weißerih^Ieiturrg. Amts-AkaLt für die HeriPts-Aemter und Stadträtye zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alte'Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 85 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für di« Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Tagesgefchiehte. Dippoldiswalde, den 10. Februar. Wie aus dem Inserat in heutiger Nummer d. Bl. hervorgeht, wird nächsten Freitag der zweite öffentliche Vortrag stattfinden, zu dessen Besuch wir auch hierdurch dringend auffordern möchten, da derselbe ein Thema behandelt, das jetzt die verschiedensten Kreise berührt: die obligatorische Fortbildungsschule. Wie bekannt, steht der freie Zutritt Jedermann offen; nur möchten wir uns den Wunsch auszusprechen erlauben, daß durch pünkt liches Erscheinen der Zuhörerschaft auch ein pünktlicher Anfang ermöglicht würde. Dresden. Am 8. Februar trat hier der Kreisaus schuß zum ersten Male zusammen. Herr Kreiöhauptmann v. Einsiedel eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache, in welcher derselbe den Zweck, die Wirksamkeit und das Arbeitsfeld beleuchtete. Der Redner gab ferner seiner Freude Ausdruck, daß sich die neuen Verwaltungsgesetze in so rascher Weise eingelebt; besonders hätten sich die Gemeindevorstände deS platten Landes mit Eifer und Intelligenz in den erweiterten Wirkungskreis gefunden. Dies wäre gewiß eine sichere Gewähr für die Lebensfähigkeit der neuen Gesetzgebung. Der erste und wichtigste LerathungSgegenstand war die Differenz zwischen Rath und Stadtverordneten Dresdens betreffs Erhöhung der Gehalte der städtischen Lehrer, deren Austrag man dem Kreisausschuß überlassen hatte. Die Stadtverordneten wollen den 271 städtischen Lehrern die Gehaltszulage bereits vom 1. Juli 1874 an gewähren, der Rath aber erst vom 1. Ja nuar 1875 an. Die Zulage beläuft sich in diesem Halbjahr zusammen auf 16,000 Thaler, die dem städtischen Reserve sond zu entnehmen sind. Der KreiSauSschuß beschloß mit allen gegen 1 Stimme, den Lehrern die Zulage vom 1. Juli 1874 an zu gewähren. ' Freiberg. Hier wird am 13., 14. und 15. Februar eine Geflügel-Ausstellung im Kaufhaussaale staltfinden. Leipzig. Der Carneval hat seit seinem Bestehen (1867) noch nicht so unter der Ungunst deS Wetters zu leiden gehabt, als diesmal; aber Leipzig zeigte, daß eS solche Feste bei jedem Wetter zu feiern verstehe. Der Corso und der Festzug am Sonntag und Montag ließen nichts zu wünschen übrig; der fallende Schnee vermochte der allge meinen Heiterkeit nicht den geringsten Abbruch zu thun. Der Zufluß von Fremden war stärker als sonst, in allen Restau rants konnte kein Apfel zur Erde. Der Festzug wies 44 Gruppen auf, die sich durch Pracht und Witz auszeichneten. Berlin. Der BundeSrath hat das Reichs-Civil« ehe-Gesetz gegen eine Minorität von 15 Stimmen ge nehmigt. Unter den Gegnern befinden sich die Regierungen von Sachsen, Mecklenburg, Oldenburg und Braunschweig. — Fürst Bismarck hat in Folge des Wetterwechsels in den letzten Tagen wieder einen Anfall seines Nervenleidens gehabt; doch ist sein Allgemeinbefinden eig gutes. — Aus Thüringen schrewt män,.' daß die Klagen über Vorkommnisse im Fürstenthum Reuß ä. L. in der tbüringen'schen Bevölkerung allgemeines Aufsehen trregm. Die Regierung deS Fürstenthum« wird beschuldigt, der An hänglichkeit an Kaiser und Reich mit allen Mitteln entgegen- zuarbeiten, sowie jeder selbstständigen Entwickelung systematisch entgegenzutreten. Ganz besonders wird hervorgehoben, daß Seiten des HofeS Kundgebungen im national-liberalen Sinne, soweit die Betheiligten für denselben lieferten oder arbeiteten, mit Entziehung der Lieferung«- resp. Arbeitsaufträge bestraft worden wären. Straßburg. Die Franzosen wenden der Befestigung Belforts eine sehr energische Thätigkeit zu. Gegenwärtig werden die Vorbereitungen zum Bau dtr Feste „Salbett" getroffen, ein Außenfort, das 674 Fuß über dem Mekre gelegen, die Aufgabe hüt, die CöMmunication nach Süddeutsch land durch daS sogenante „Belforter Loch" zu beherrschen. Dieser Waffenplatz ist und bleibt für Frankreich das natür lichste AuSfallSthor gegen Süddeutschland, und werden eS deshalb die Franzosen nicht bereuen, daß sie für seine Zurück gabe beim Friedensschlüsse eine so große Summe geopfert haben. — Beim Landvolke beginnen die Vorurtheile gegen den deutschen Militärdienst tmmsr mehr zu schwttide^ Seit die Leute durch Besuche in den Kasernen, durch Briefs ihrer Söhne zu der Ueberzeugung gebracht worden sind, daß ihre Sprößlinge beim Militär mit ihrem Schicksale zufrieden^ sind und gerade das Gegentheil der barbarischen Behandlung erfahren, mit welcher man ihnen bange gemacht hatte, geben sie unverhohlen ihrer freudigen Genugthuung darüber Aus druck und beglückwünschen sich, daß sie ihre Söhne von der Option zurückgehalten haben. Oesterreich. Ein Telegramm aus W ie n vöm 9. Febr. meldet, daß Erzherzog Johann Salvator (Bruder deS letzten regierenden Herzogs von Toskana, der bekanntlich ver trieben wurde), unter Aufhebung seiner Verwendung bei der Artillerie, zu einem Jnfanterie-Regimente versetzt worden sei. Diese Maßregel ist die Folge einer, vor 3 Wochen erschie nenen Schrift deS genannten Erzherzogs, die in allen Kreisen daS größte Aufsehen erregte. Der Verfasser schlägt mit un barmherzigen Geißelhieben auf den alten Zopf los und ver langt eine gründliche Auffrischung der fraglichen Waffen gattung. Ueber Alle« bricht er unerbittlich den Stab und ruft zuletzt die originellen Worte aus: „Wir können indeß stolz sein, daß wir einen 24pfündigen Hinterlader besitzen!',' — Dann findet er (im politischen Theil der Broschüre) einzig und allein daö Heil Oesterreichs in der Freundschaft