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Sonnabend. * * Nr. N. 23. Januar 1875. Weißerrh-Aeitung. Amts-Matt Mr die Herichts-Aernter und Stadträtpe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Bia« erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalteu und die Agenturen. — Preis Vierteljährlich 1 Mark 85 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. für die Spaltcn-Zeile, oder deren Raum, berechnet. ÄmWerTheit. Bekanntmachung. Wegen des in Nr. 74, Seile 641, der vorjährigen Weißeritz-Zeitung ersichtlichen, an Frau verw. Th. adresstrten und mit E. R. unterzeichneten Inserates ist der Schlossergeselle Emil Gottlieb Reichel und der Copist Otto Hugo Dittrich allhier, und zwar Ersterer wegen Ehrenverletzung zu 15 Mark, Letzterer wegen durch Abfassung des Inserats geleisteter Beihülfe zu 3 Mark Geldbuße rechtskräftig verurtheilt worden, was auf Antrag der Privatanklägerin hierdurch bekannt gemacht wird. Dippoldiswalde, am 19. Januar 1875. Königliches Gerichtsamt. Klimmer. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 21. Januar. Gestern wurde die erste Sitzung des Bezirks-Ausschusses in dem Sitzungs zimmer der hiesigen königlichen Amtshauptmannschafl abge halten. Sämmtliche Herren Bezirks-Ausschuß-Mitglieder, mit Ausnahme des durch Krankheit behinderten Hrn. Oeconomie- rath Bering, waren erschienen. Der Vorsitzende, Hr. Amts hauptmann v. Bosse, eröffnete die Sitzung mit einer Ansprache folgenden Inhalts: Meine Herren! Der Schwerpunkt der neuen Verwaltungs- Organisation liegt in der Theilnahme des Laienelements an den Geschäften der Staatsverwaltung. Wie auf dem Gebiete der Justiz in dem Institute der Geschwornen und Schöffen die Mitwirkung der Laien bei der Justizpflege Ausdruck gefunden hat, so sind es auch auf dem Gebiete der Verwaltung die Bezirks- und Kreisausschüsse, durch welche den Nichtjuristen bei den wichtigsten behördlichen Ent schließungen eine bedeutungsvolle Rolle eingeräumt wird. Ich habe die feste Zuversicht, daß der Gesetzgeber, indem er namentlich den Bezirks-Ausschuß mit weitgehenden Befugnissen ausstattete, einen Schritt vorwärts gethan hat, den er nie zu bereuen haben wird; ebenso fest bin ich aber auch überzeugt, daß gerade der Bezirks ausschuß, welchen ich so glücklich bin, mir beigeordnet zu sehen, das Vertrauen, welches man der Amtshauptmannschafl an sich schon entgegengebracht hat, immer festere Wurzeln schlagen lasten werde. Meine Herren! Lassen Sie uns bei allen unser» Entschließungen immer das Wohl und Interesse unsers Bezirks vor Augen haben, lassen Sie unsere Entschließungen vom Geiste wahrer Humanität getragen sein, lassen Sie uns aber auch, wenn es gilt, etwaigen Ausschreitungen mit Strenge entgegentreten! Hierauf wurde zu der reichhaltigen Tagesordnung (an 20 Nummern) übergegangen. Den hauptsächlichsten Gegen stand bildeten zahlreiche Gesuche von Gemeinden um Ge währung von Staatsbeihülfen zu communlichen Slraßenbauten. Ferner wurden die Anlagen-Regu- lative für Altenberg, Geising und Glashütte ge nehmigt, einem von Herrn AmlShauptmann v. Bosse ent worfenen, das Tanzwesen für den ganzen Verwaltungs- Bezirk einheitlich ordnenden Regulative zugestimmt, und bezüglich der Wahl eines Amtsblattes für den ganzen Verwaltungs-Bezirk sprach sich der Bezirks-Ausschuß einstimmig dahin aus, daß hierzu die „Weißeritz-Zeitung" bestimmt werden möchte. Mit großer Freude und ergebenem Danke berichten wir über diesen Beschluß und versichern gleichzeitig, auch ferner durch unser Blatt, wie dem Allge meinen, so den Interessen des AmtShauptmannschaftS-Bezirks insbesondere, in jeder Weise förderlich sein und dienen zu wollen. Die Wahl des Amtsblattes unterliegt nun noch der Zustimmung des königl. Ministeriums des Innern. Die Sitzung, welche Vormittags 10 Uhr eröffnet wurde, endete erst Nachmittags 3 Uhr. Dippoldiswalde, den 22. Januar. Der gestrige Abend, wo bei uns das Concert des Herrn Kapellmeister MannS- feldt aus Dresden stattfand, war für Dippoldiswalde ein Ereigniß. Wie uns versichert wurde, hat Herr Director Mannsfeldt seit wenigstens 4 Jahren, außer Dresden, in sächsischen Orten mit seinem Corps nicht concertirt. Dippol diswalde hat ihn endlich zu einem Abgehen von seinem Prinzip bewogen! Wir wußten die uns wiederfahrene Auszeichnung zu schätzen. Der Saal mit seinen Nebenräumen war, trotz des bei uns bisher nicht üblichen Eintrittsgeldes von 1 Mark, bereits vor 6 Uhr vollständig gefüllt; nach den ausgegebenen Pro gramms müssen mindestens 700 Zuhörer gegenwärtig gewesen sein. Selbstverständlich war die Umgebung DippoldiSwalda's stark vertreten. Es wäre überflüssig, zum Lobe des in und außer Deutschland bestrenommirten Corps nur das Mindeste sagen zu wollen; alle Piecen wurden mit bekannter Vollendung auSgesührt. Der Beifall nach jedem einzelnen Stücke und der am Schluß laut gewordene Ruf: Wiederkommen! dürften