Volltext Seite (XML)
ganze abjzelaufene Jahr erfüllt hat, wird auch in das neue Jahr nttt hinübergenommen. Weit mehr noch als dieser Kampf wird aber in allen Volkskreisen der Druck empfanden, welcher seit „dem großen Krach" auf allen wirthschaftlichen Verhältnissen liegt. Wie in der großen Schwindelperiode die Vertrauensseligkeit zu den gewagtesten Unternehmungen verführte, so ist jetzt die Vertrauenslosigkeit die Ursache, welche den Unternehmungsgeist lähmt. Die zahlreichen schweren Verluste, von welchen viele wohlhabende Leute be troffen worden sind, wirken nachtheilig auf Handel und In dustrie. Die Einschränkung auf den nothwendigsten Bedarf wird in vielen Haushaltungen Pflicht, und diese Enthalt samkeit übt einen unvermeidlichen Rückschlag auf die Pro duktion. Doch auch in diesen mißlichen Verhältnissen maltet ein Geist des Guten; die lebende Generation empfängt wieder einmal die Lehre, daß nur Arbeit und Sparsamkeit die ein zigen haltbaren Grundlagen für Wohlbefinden und Wohl stand sind, und je allgemeiner diese alte und ewig junge Lehre Anerkennung findet, um so eher wird das Vertrauen zurückkehren und Handel und Wandel sich neu beleben. Bei diesem Excurse auf das wirthschaftliche Gebiet können wir uns nicht versagen, einem localen Neujahrwunsche Ausdruck zu geben, welchen, wir hiermit auf die Tagesord nung des neuen Jahres gesetzt haben wollen; es ist der Wunsch, daß unser Eisenbahnprojekt eine Neubelebung erfahren möge. Wir halten an dem Glauben fest, daß die Freiberg-Brüxer Bahn, welche hoffentlich im neuen Jahre ihrer Vollendung entgegengehen wird, ein mächtiger Hebel für die Förderung unseres Projektes werden soll. Zugleich hegen wir die Hoffnung, daß unsere Bezirksversammlung ebenfalls zur Förderung des Projektes in geeigneter Weise beitragen wird, damit endlich auch unser Landestheil der Wohlthat einer Eisenbahnverbindung theilhaftig werde. —r. Tagesgefehichte. Dippoldiswalde, 31. Decbr. Gestern hat Hierselbst die erste Bezirks-Versammlung, unter Leitung des Herrn Amtshauptmann v. Bosse und unter Theilnahme des Herrn KreiShauptmann v. Einsiedel aus Dresden, statkgefunden. Wie über diese Versammlung in der nächsten Nummer unsere« Blatte« ein Bericht erfolgen wird, so sollen auch fernerhin die künftigen Berathungenund Beschlüsse der Bezirks- Versammlungen sowohl,alSdiedes Bezirks-Ausschusses, eine ausführliche Besprechung in diesem Blatte erhalten. — Am Mittwoch, 30. Decbr., wurde der Handarbeiter Gärtner aus Ulberndorf wegen eines, in obigem Orte ver übten Einbruchsdiebstahls an das hiesige Gerichtsamt einge liefert, und hat sich derselbe am Nachmittag mittelst seines Halstuches an dem eisernen Ofen seiner Zelle erhängt. Derselbe wurde gerichtlicb aufgehoben und am andern Morgen an die Dresdner Anatomie abgeliefert. — Wie alljährlich, haben bei uns auch Heuer für arme Kinder Christbeschcerungen stattgefunden; so am 1. Feier tag vom „Bürger-Verein," am Sylvesterabend von ter „Harmonie," und der „Frauen-Verein" wird seinen Pfleg lingen am nächsten Sonntag, 3. Januar, eine solche bereiten. — Der große Schneefall der letzten Tage hat sich über einen großen Theil von Nord- und Mittel-Europa ver breitet. Im Erzgebirge, in Thüringen, in den Rheingegenden ist der Schnee massenhaft gefallen, desgleichen in der Elb- niederung, in Böhmen rc. In Folge dessen haben die Eisen bahnen die größte Noth und Mühe gehabt, den Verkehr überhaupt aufrecht zu erhalten. Die Schneebesen erwiesen sich als unzureichend und die Bremsen versagten auf Füll strecke» und auf den Stationen fast durchweg den Dienst. Die Züge kamen sämmtlich mit großen Verspätungen an. — In einer der nächsten Nummern werden wir eine Bekanntmachung de« Reichskanzler« veröffentlichen, wonach vom 1 Januar an die preußischen Zwei- und Vierpfennig stücke, die Achthellerstücke Hannovers, sowie verschiedene alt sächsische Münzen außer Cours gesetzt werden; die Einlösung erfolgt bi« Ente März. Die altsächsischen Münzen sind die vor dem Jahre 1840 ausgeprägten kurfürstlich oder könig lich sächsischen Gepräges i/m Thaler-Stücke, */«« Thaler- Stücke (Sechser), Achtpfenniger, Dreier und Einpfenniger in Silber und Dreier in Kupfer. Schmiedeberg. Die hiesige Sparkasse, welche am 22. August d. Js. eröffnet wurde, hat bis zum Schluß ds. IS. 10,500 Thlr. 19 Ngr. 5 Pfg. an Spareinlagen einge nommen und 360 Thlr. zurückgezahlt. Gewiß ein recht er freuliche« Resultat ihres Wirkens während der kurzen Zeit ihres Bestehens! Glashütte. Hiermit wollte ich Ihnen über das Ergebniß der gestern vorgenommenen Stadtverordneten wahl berichten. Es hatten die ansässigen Stadtverordneten Lindig und Zeibig 86u., sowie der unansässige Stadtver ordnete Blase, in Gemäßheit des Lokalstatnts auszuscheiden, und außerdem war bei Einführung der neuen Städteordnung es als ein Gebot der Billigkeit erachtet worden, den zwei bisherigen Vertretern der unangesessenen Bürger, da diese Klasse erheblich zugenommen hat, noch einen hinzuzufügen. Es ist erfreulich, eine bisher noch nie dagewesene Lebhaftig keit der Betheiligung bei dieser Wahl, sowie einen ziemlich ausgesprochenen Character derselben, verzeichnen zu können. Von 175 Wahlberechtigten hatten 99 von ihrem Rechte Ge brauch gemacht; es ergab sich bei der Auszählung Folgendes: Gewählt sind die ansässigen Bürger: MechanikuS Otto Lindig mit 69 Stimmen und Mützenmacher Carl Wagner mit 45 Stimmen. Zwischen den Inhabern der nächsten Stimmenzahl, 25, Julius Aßmann und Schlosser August Kadner, entschied das Loos für Ersteren als Ersatzmann. Zu unansässigen Stadtverordneten wurden gewählt: Schuhmacher Eduard Zeibig jun. mit 51 Stimmen und Uhrmacher Ferd. Gössel mit 42 Stimmen, wogegen Schneider Ernst Eichler mit 39 Stimmen Ersatzmann wurde. Möge die Mitwirkung dieser neu und bez. wiederge wählten Vertreter eine segensreiche für die Entwickelung unseres Gemeinwesens sein, und möge auch künftig die gleiche Theil nahme bei den städtischen Wahlen sich zeigen! * Glashütte. Herr Mechaniker Carl Schmidt aus Dresden, der auch, wie wir vor einiger Zeit in diesem Blatte lasen, mit Beifall im Gewerbeverein zu Dippoldis walde gesprochen hat und von Ihrer Zeitung benachbarten Vereinen empfohlen wurde, hat hier für kommenden 6. Januar zugesagt. Wünschen wir zu diesem Gewerbe-VereinS-Abende recht zahlreichen Besuch, auch au« unserer Nachbarschaft, denn die Kosten, die unser Verein hat, sind nicht unbedeutend und dürften sich für diesen Abend möglicher Weise auf 100 Mark beziffern. Diese kleine Notitz möge dazu beitragen, die Freunde unseres Gewerbe-Vereins zu zahlreichem Besuch zu veranlassen; Jeder wird Anregungen aus diesem Vortrage mit nach Hause nehmen. Herrn Schmidt geht der Ruf voran, daß er eine außerordentliche Fertigkeit und Eleganz im Ex- perimendiren zeige. Dresden. Einer weiteren Gleichmäßigkeit mit der kgl. preußischen Artillerie betreffs der Armeebekleidung wird bei der kgl. sächsischen Artillerie jetzt Folge gegeben werden. Die schwarze Kuppel, an welchem die Artillericcartouche bei den Sachsen getragen wird, kommt in Wegfall und wird eine weiße dafür eingeführt. Ob die Säbelkuppeln, bis jetzt schwarz, auch weiß werden, ist noch nicht bestimmt. Im Mantel kann man dann den Sachsen vom Preußen nur an der Regiments achselklappe unterscheiden. — Die Dresdner Bäckerinnung hat unscrm KönigS- paar zwei Riesen-Stollen überreicht, die jeder eine Länge