Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. . -.V r -I. - Ber»«tt»»rtlicher Nkdactear: I. S. Hartman«. .VLSS 18S4 Prrt- fir da« Vierteljahr Thaler- 3»sertt»»«.Gebühre» für de« Ra»m «i»er gespalte»«» Zeile 1 Ren-resche». Erscheint mit Insnahme der Tenn« »nd Festtag« täglich Adend« »>d iß dnrch alle PeßMstaUr« z> beziehen. Amtlicher Lheil. Bekanntmachung pt Ministerium des Amern, die Aufnahme Veistet- knmker in die Heilanstalt z« Lonnenstein betr. s« ist wiederholt wahrzunehmen gewesen, baß unter Be ziehung auf die Verordnung de« Ministerium de« Innern, die Beschleunigung der Einlieferung geisteskranker Personen ja die Heilanstalt zu Sonnenstein betreffend, vom 29. No vember 1853 (Nr. 22 de« Gesetz- und Verordnung« Blatte« v»m Jahre 1853) Geisteskranke zur sofortigen Aufnahme ja die Anstalt gebracht werden auf Grund von Zeugnissen solcher Aerzte, welche nicht zugleich Bezirk«- oder GerichtS- llerjte sind. Durch derartige Nichtbeachtung der in der angezogenen Fnordnung unter 1. ». enthaltenen Vorschrift können die tranken in die Lage kommen, von der Anstalt-- Direktion M zurückgewiesen zu werden, die Angehörigen und die Tmkinden aber, vergebliche Kosten für Hin- und Rückreise wendet zu haben. öS scheint daher nöthig, zu Vermeidung derartiger, all seits nachtheiliger Weiterungen sowohl im Allgemeinen an die bestimmte Vorschrift der angezogenen Verordnung vom kß. November 1853 unter 1.». zu erinnern, al« auch ins besondere darauf aufmerksam zu machen, daß Aerzte, welche nicht zugleich Bezirk«- oder Gericht«-Aerzte sind, wenn sie dessen ungeachtet Behuf« der Unterbringung eine« Geistes kranken in die Anstalt zu Sonnenstein «in« Bescheinigung des unter 1. ». der Verordnung vom 29. November 1853 bezeichneten Inhalt« au-stellen, ohne dir Angehörigen, oder die HeimathSgemeinde von der Nothwendigkeit der bezirkü- oder gericht-ärztlichen Bescheinigung zu unterrichten, sich BerlretungSansprüchen für den Fall au-srtzen, daß der Kranke wegen Mangel« vorschriftmäßiger Bescheinigung seine« Au stau!»»« zurückgewiesen wird. Dresden, den 28. September 1854. Ministerium des Innern, II. Abteilung. vr. Sü«t«ltg. W*i-el. Dresden, 8. September. Se. König!. Majestät haben Lllergiädigst zu genehmigen geruhet, daß die erledigte Au- diteurstellt 3. Elasse auf der Festung Königstein, dem Ober- lmlnant vom 16. Infanterie-Bataillone und RechtScandida- l,n Girardrt, unter Ertheilung des Prädikat« eine« Au diteurs 2. Elasse, übertragen werde. Dresden, 14. September. Se. Majestät der König haben dem Obersten und Commandanten des Garde-Reiter- Regimenls, Grafen von Holtzendorff, dem Major von ßhrenthal, Wirthschaftschef d,S 3. Reiterregiment«, und dem Oberleutnant Freiherrn von Müller, vom 1. Rei- ler-Regimente, die erbetene Entlassung, ersteren beiden mit der gesetzlichen Pension, sämmtlich aber mit der Erlaubniß die Armee-Uniform zu tragen, Allergnädigst bewilliget. Auch haben Allerhöchstdieselben dem Obersten Grafen vonHoltzen- dorff bei seiner Entlassung das Ritterkreuz des AlbrechtS- Ordens zu verleihen geruhet. Ferner haben Se. Königl. Majestät dem Commandan- lm des 3. Reiter-Regiment-, von Radke, da« Commando des Garde-Reiter-Regiment- übertragen, den Obersten Sieg- mann, vom 3. Reiter-Regiment«, zum Commandanten de«- I selben, den Rittmeister Krug von Nidda, vom Garde- Sieiter-Regimente, zum Wirthschaft-chef de« 3. Reiter-Re hsftheatep, Sonnabend, 30. September: Julia» Casar. Trauer spiel in sechs Acten von Shakespeare nach A. W. v. Schlegel'» Uebersetzung. (Reu einstudirt.) So sehr die Eröffnung der Wlntersaison mit diesem Werke bhaletpeare'S, in welchem der Dichter die Erzählung de« Amnch mit getreuester Benutzung zu einer freien, großartigen kraMschrn Dichtung so kunstvoll und doch scheinbar kunstlo« mti/ktt, willkommen zu heißen, so ist doch zu bedauern, daß bei allem sichtbaren Fleiß der Darsteller und der Znsrenirung eine dm Mitteln vollkommen entsprechende Aufführung nicht erzielt werbe. Herrn Winzer'« Bestrebungen al« „Brutu»" find nur mit k«b zu erwähnen, aber dir Darstellung diese« tiefen Charakter«, reffen mächtige Gefühl«bewegungen fich unter heroischer Willens kraft bergen, liegt außer dem Naturell diese« Schauspieler». Der harte Kampf sittlicher und politischer Pflichten, welche letztere den vrutn« au« seiner Bahn herau« und zu dem Zrrthume leiten, bem möglichen Urbermaße der Herrschsucht Cäsar'« durch Mord zuvorkommen zu müssen ; da« geistige Hervorragen de« ebeln Manne« über sein« Mitverschwornea; seine innere Zer rüttung bei dem Übeln Au«gange seine« Beginnen«, da« fich in bni Folgen seinen Absichten und seiner Kraft entzieht — diese Momente kamen in ihrer mannichfachen Entwickelung nicht zu riuer nöthigrn vollkommenen Anschauung: ein gutmüthig biedere«, inständige« Wesen ohne poetischen Schwung, ohne entschieden hzeistigte« Ausscheiden au« de« prosaisch bürgerlichen Niveau kann nicht genügen, einen Brutu« zu zeichnen, und wacht die willigste Illusion erlahmen. In der berühmtrn Streitstene mit giment«, und den Oberleutnant von Radke, vom 2. Rei- ter-Regimente, zum Adjutanten diese« Regiment« ernannt, sowie dir Leutnant« Schneider, va» 1., vonFabrice, vom Garde- und von Bodenhausen, vom 3. Reiter- Regimente, zu Oberleutnant« Allergnädigst befördert. Dresden, 20. September- Se. Königl. Majestät ha ben dir Leutnant« Senfft von Pilsach, vom 3. Reiter- Regimente, Brüske, vom Fuß»Artillerie-Regimeute und Lehmann, vom 3. Jäger - Bataillone, zu Oberleutnant« Allergnädigst zu befördern geruhet. Nichtamtlicher LH eil. Neberslcht. Tagesgeschichte. TelegraphischeDepeschen au-Wien. — Dresden: Truppenübungen vor Sr. Königl. Majestät. — Löbau: Anwesenheit Sr. Majestät de« König«. — Leipzig: Meßbericht. — Wien: Nachrichten au« den Donaufürstenthümern. Der neue amerikanische Gesandte sein Beglaubigung«schretben überreicht. Erzherzog Albrecht angekommen. Vermischte«. — Mailand: Der König der Belgier erwartet. Die Nachricht von der Verhaftung Mazzini'S bestätigt sich nicht. — Berlin: Graf Thun Mitte Oktober zurückerwartet. Oie Bervollständigumg de« TelegraphennetzeS in Rutzland. Vermischte«. — Bres lau. Aur Anwesenheit de« König«. — Stuttgart: Festlichkeiten. — Pari«: Eindruck der neuesten öster reichischen Circulardepesche. Besorgniß wegen Griechen land«. Die Haltung Persien«. Hofnachrichten. Ver mischte«. — Haag: Ermäßigung der Einfuhrzölle auf Lebensmittel. — Ostsee: Französische Kriegsschiffe auf der Heimkehr. — Athen: Athen von französischen Trup pen beseht. — Konstantinopel: Vermischte«. — An den Donaufürstenthümern: Der österreichisch« Ci- vilcommissar in Bukarest angekommen. Dke türkischen Truppen ziehen nach der Meeresküste. Handelsverkehr. — Au« der Krim. Die Schlacht «n Atnesstuffr. Ueber den Kall Sebastopol« fehlen sdch" bestätigende Berichte. Aur Landung der ErpeditionStrupprn. Local- und Provinzialaugelegenheiteu. Dresden: Generalversammlung de« HauSdrsitzerverein« für Gruben räumung. Ehejubiläum. Brodpreise. Einquartierung. Eisenbahnunfäll». — Schandau: Stromverkehr. — Dübeln und Kirchberg: Feuer. Feuilleton. Anzeigen. Börsennachrichtev. Tage-gefchichte. Telegraphische Depesche. Wien, Sonnabend, 80. September Naehniit» tags*). SV«00 Russen wurden am L0. an der Alma nach zweistündiger Schlacht zurückgeworfen, wobei 3000 Engländer und Franzosen getSdtet und *) Wiederholt; bereit« am I. Oktober Vormittag« durch eia Extrablatt mitgetheilt. D. Red. Feuilleton. dem Casfiu«, einer großen Aufgabe für bedeutende Schauspieler, wirkte die zu große Ruhe de« Brutu« unwahr , bei aller Beherr schung desselben dem heftigen aber ihm geistig sich beugenden Casfiu« gegenüber, muß doch sein« innere Gemüthsqual und Reizbarkeit deutlich werden: „Al» ich Da« sprach, halt' ich auch böse« Blut". Dir gewöhnlich al« Hauptcharakterrolle — in der engern Bühnenbedeulung — geltende Rolle de« Casfiu«, de» politisch überlegenen Revolution«mannr«, mißlang Herrn Bürde durch aus, so sehr auch der Fleiß diese« Künstler« sichtbar ist, seine In tentionen zur Gestaltung zu bringen. Die letztere ^greift Herr Bürde mit einem Aufwand von Kraft und pathetischer Heftigkeit an, der vom guten Geschmack abweicht, und jene ringen fich noch nicht zur Reife unv Klarheit durch: für den Casfiu« fehlte namentlich ganz die antike Anschauung. Herr Bürde hat be sonder« mit seinem Organ zu kämpfen; er hebt den Ton stet« au« voller Brust mit einer pressenden Anstrengung empor, die sowohl seinen Ausdruck unnatürlich beunruhigt al« dem Ohre der Hörer weh thut. E« müßte eine Aufgabe seine« Studium« sein, fich eine leichte, natürliche Ansprache der Stimme anzueignen. Al« Marc Anton leistete Herr Dawison in den beiden glänzenden Hauptskenen, die zugleich die dankbarsten de« Drama« find, weil fie dir volle Sympathie de« Publikum« für sich haben, höchst kunstvoll BewunderungSwerthe«. Die Wahrheit seine» Schmerze», di« bittere Heuchelei gegen die Verschwornen, die arg listige Kunst seiner Beredtsamkelt, die einschmeichelnd und schleichend da» Ohr de» Volke» und endlich beherrschend Sinn . und That desselben gefangen nimmt, kamen in der feinsten Durch- verwundet worden find. Mach ander» noch «wer« bürgten Nachrichten wär« einige Tage später infolge eine» gleichzeitigen Angriffs z« Land« »nd zur Es« auch Sebastopol bereits gefalle». Wien, Sonntag, 1. October Nachmittags. Di« Nachricht vom Kall Sebastopol- bericht auf keiner ander« al- einer von Omer Pascha an- Bukarest anher gemachte» Mttthetlnug, die sich auf die Aus sage eines SchtffscapttänS stützt **), »nd bedarf so mit einer noch nicht etngetroffene« Bestätigung. Auch über die Schlacht a» der Alina am 20 Sep tember fehle» »och anfklärende Details. **) Bergt, unten die Nachrichten au« der Krim. D. Red. Dresden, 2. Oktober. Da« 3. Jägerbataillon, unter Führung seine« dermaligen Bataillon-commandaaten Major- Prinzen Georg Königl. Hoheit, exercirte heutigen Vormit tag im großen Gehege vor Sr. Majestät dem Könige, und geruhten Allerhöchstdieselben hierbei Ihre Zufriedenheit mit den Leistungen de« Bataillon« zu erkennen zu geben. Ihre Majestät die Königin nebst den Prinzessinnen Sidonie und Anna Königl. Hoheiten, geruhten der Uebung beizuwohnen. tztz Läba«, 30. September. Heute Vormittag ^9 Uhr verkündete da- Geläute aller Glocken die Ankunft Sr. Ma jestät unser« allergnädigsten König«. Allerhöchstderselb« wurde am Bahnhöfe von den königlichen und städtischen Behörden, von dem geistlichen Ministerium, sowie von der in Parade aufgestellten Communalgarde ehrfurchtsvoll em pfangen und fuhr von da au« durch die festlich geschmückte Stadt, — begleitet von einer zahllosen Mensch,nmenge — ohne weitern Aufenthalt nach dem Haupt,xercirplatz der in hiesiger Gegend cantonnirenden Truppen bei Ober-Ottenhaia. Rach abgenommener Revue Haden Se. Maj. der König und Se. Königl. Hoheit der Kronprinz nebst hohem Gefolge zu G«ß den Löbauer Berg und den auf selbigem erbauten „König Friedrich-August-Thurm" bestiegen, von dessen Bauwerke nebst UmAedmtgea Allerhöchstdieselben sichtbar überrascht waren mW dom Erbauer desselben wiederholte Ausdrücke Ihrer-nstetebenhM zn erkenne» gaben. Nach länger« Ver weilen dafetbst WaMu die hohen Herrschaften edenfaü» zu Fuß den Rückweg nach der Stadt über den „Hoaigdrunnm" an, besichtigten die dasige nruerbaute Restauration und be stiegen erst am Fuße de« Berge« den bereit stehenden Wagen, welcher Dieselben bi« an die Klosterpromrnadr führte, wo selbst Sie den Wagen verließen und die dort im Bau be griffenen Unternehmungen des Schulgebäude« und Brau keller«, späterhin auch die unweit davon gelegenen Mineral quellen in Augenschein nahmen. Von hier au« beehrten Se. Maj. der König in Begleitung de« Kronprinzen da« königl. Landgericht und begaben Sich dann über di« Ritter gasse, Kirchgasse und den Marktplatz nach dem Gasthof zum „schwarzen Lamm" zur Mittagstafel, wozu außer den höher« Militärchargen die Spitzen de« königl. Landgericht«, de« Stadtrathe«, de« geistlichen Ministerium«, der Commandant der Communalgarde und der Erbauer de« „Friedrich-August- ThurmeS" ringeladen waren. Nach aufgehobener Tafel haben Se. Königl. Majestät zu Wagen durch die Stadt nach dem Bahnhofe Sich begeben und sind von da gegen halb 6 Uhr Abends in Begleitung Sr. Königl. Hoheit de» Kronprinzen unter den herzlichsten Glückwünschen und Lebe hoch« der zahllos am Bahnhöfe versammelten Menschen menge mittelst Erlrazuge» in AllerhöchstihreÄesidenz zurück gekehrt. iildung künstlerischer Redt und zugleich mit einer Musterhaften Natürlichkeit und Sinnklarheit zur Wirksamkeit. E» waren dies« Seen,n die vorzüglichsten der Aufführung, welche die Phantasie mitten in dir Gebilde de« Dichter« hinübersiährten. Sehr gehoben wurden dir Redescenrn durch präcise« und gut angeordnete« Ein greifen der Aeußerungen de« souveränen Volke«, obwohl dasselbe noch täuschung-voller in Betracht seiner Menge gruppirt werden könnte. Shakespeare'« Cäsar erhält da« Piedestal seiner Größe mehr durch die Vorstellungen und Bezeichnungen seiner Umgebung; durch fie wird seinem Erscheinen ein großer welthistorischer Hinter grund aufgebaut, während er persönlich die zunehmende mensch liche Schwächt der Grüße, die vorahnenv seinen Fall begleitet, enthüllt. Der zu erhobene Patho«, den Herr Ouanter seine« Redeton in beiden ersten Scenen gab, wirkt hierbei im Gegensatz zum Inhalt verkleinernd und hat für die häuSlichr Scene gar kein Motiv. Natürlichkeit de» Redeton» mit gemessener Würde ver einigt wäre hier da» nöthigst« und auch schwerste Erforderniß. Wa» den emphatisch unnatürlichen Vortrag der Jamben betrifft, so ließe sich, wenn man die Mehrzahl der Partien, die kleinern miteingerechnet, in» Auge faßt, überhaupt eine löblich« Reform denken, die dann auch da» Tempo belebte und un» da» Spiegel- bild der Wahrheit in der Dichtung von der Bühne herab um ein gut Theil näher brächte. Za eine« raschern Tempo di« Tragödie zu recitiren, ist freilich viel schwieriger, wie schon Tieck bei seine« Tadel de» modernen unnatürlichen Parho» bemerkt, den« da» Un bedeutend«, die Nüchternheit liegen da ganz nahe, und die Auf gabe, Majestät, große Gesinnung, Leidenschaft auf natürliche