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Dresdner Journal. verantwortlicher Redaetenr: I. S Hartmann. V11 Erscheint mit Aufnahme »er Gönn« «nd Festtage täglich Abend« und ist durch alle Postanstalten j» dejtehrn. Sonntag, den 13 Januar. - - — Preis fitr da« Vierteljahr 1^ Thaler. Insertion«.Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Reugroschen. 185« Amtlicher Theil. Dresden, 8. Januar. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruhet, den Rittmeister von Gab lenz, Wirth- schastschef de« 2. Reiter-Regiment«, zum Major, den Ritt meister Freiherrn von Friesen, vom 2. Reiter-Regimente, zum aggregirten Major, die Oberleutnant« Freiherrn von Lützerode, vom 1. Retter-Regiment«, von Carlo witz, vom Generalstabe, von Aezschwitz, vom Garde - Reiter- Regimente, zu aggregirten Rittmeister«, den Leutnant von Schreiber-Hosen, vom 2. Reiter-Regimente, zum Ober leutnant und den Leutnant von Reihenstein, vom 3. Reiter-Regimente, zum aggregirten Oberleutnant; ferner den Oberleutnant de« 4. Jäger-Bataillon« Preil, zum Adju tanten diese« Bataillons, und die Leutnant« Walther, vom 9. und von Cerrini di Monte Varchi, vom 2. Infan terie-Bataillon, zu Oberleutnant« zu befördern. Nichtamtlicher Theil. Neberficht. Tagr-geschichte. Leipzig: Meßberichl. — Wien. Graf Stackelberg'« Ankunft mit Spannung erwartet. Zur Mis sion de« Grafen Esterhazy. Herr v. Könnerih. Die Münz- conferenz. — Prag: Klagen über städtische Zustände. Aufblühen der Industrie. Dampfschiffangeleg,»Heiken. — Berlin: Prinz und Prinzessin von Preußen eingetroffen. Vom Landtage. Zum Budget. — Frankfurt: Tages bericht. — Pari«: Moniteurnachrichten. Eingangszoll auf Häute rc. Berathungen im Finanzministerium. Ver haftungen. — Madrid: Bankangekegenhett. Fortdauernd« Ruhe. — Konstantinopel: Berathungen bezüglich der Kriegsoperationen in Asien. Lord Redcliffe. Hinrichtun gen. Ein Christ erschossen. — Vom asiatischen Kriegsschauplatz«: Die Operationen Omer Pascha'«, sein Rückzug nach Redut-Kaleh und der Zustand seiner Armee. Local- und Provinzialanstelegeicheltei» Dre-den: Der Verein für ArbeitSnachweisunq. Schadenfeuer. — Freiberg: Armenwesen. Stattstische«. — Oederan: Armenwesen. — Werdau: Dienstjubiläum. Gasbeleuch tung beabsichtigt. — Großenhain: Feuersbrunst. — Stattstische Mittheilungen au« Zwickau, Pirna, Tha- rand und Parochie Döhlen. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börseunachrichten» Vermischtes. Lagetgeschichte. ft Leipzig, 11. Januar. Meßbericht. Da diesmal sehr viel Einkäufer aus der Moldau, Griechenland, der Türkei und Polen hier sind, so hat sich der Meßvnckehr in wollener und gemischter Manufaktur, wie auch Seidenwaaren, trotz der fehlenden deutschen Kundschaft, noch ziemlich lebhaft ge staltet und e« war unter den sächsischen Manufarturwaaren besonder« der Artikel Poil de chövre, daran in guten Quali täten wirklich Mangel war. Infolge de« lebhaften Geschäft« im Orient werden jene Einkäufer noch längere Zeit hier ver weilen, um die von Hau« eingehenden Aufträge auszuführen, und e« ist darum noch ein fortgesetzter Verkehr mit jenen Ländern zu erwarten. Im Tuchhandel ist e« seit unserm vorigen Bericht noch recht leidlich gegangen und viele Fabrik orte, wie z. B. Kirchberg, LeiSnig, Bischofswerda, Großen hain, Roßwein und Crimmitzschau, letztere« in Buckskin«, wie auch die preußischen Orte Forste, Guben, Spremberg, Finsterwalde, KottbuS rc. waren mit dem Absatz zufrieden. Die Preise blieben zwar gegen die MichaeliSmesie gedrückt, gingen aber auch nicht niedriger al« zu Anfang der Messe. Der meiste Begehr zeigte sich für gute H Tuche, davon nicht nur Alle« verkauft, sondern zum Erport auch noch zahlreiche Aufträge zurückgelassen wurden. Im Wollgeschäft, davon die Zufuhr au« circa 2000 bis 3500 Centner bestand, ging der Verkauf sehr langsam von statten und ,S mögen von Tuch- und Kammwollen kaum 700 bis 800 Ctnr. Abnehmer gefunden haben. Dagegen blieben Gerberwollen Stücken und Locken gefragt, und wa« davon am Platze war, wurde bald geräumt. WaS den Rauchwaar,nhandel betrifft, so werden in der Neujahrmesse darin keine Geschäfte gemacht, daS Kürschnergeschäft aber war, besonder« vor Weihnachten, den Umständen nach, recht gut. Ob nun gleich im Kleinhandel hin und wieder geklagt wird, so war doch für den Großhandel die Messe, al« Neujahrmesse betrachtet, vollkommen befriedigend. Wien, 10. Januar. Der „Allg. A." wird telegraphirt: Nach Privatberichten aus Sl. Petersburg vom 6. Januar wird General v. Stackelberg Rußland« Gegenvorschläge mit neuen Instructionen für Fürst Gortschakoff ehesten« hierher bringen. Leider aber ist die Aussicht auf Wiederherstellung de« Friedens eine schwache. — Dagegen schreibt die„Ostd. P." von demselben Tage: Der russische Militärbevollmächtigte, Graf Stackelberg, wird näch sten Montag, 14. d. M., von St. Petersburg hier zurück erwartet. Allgemein herrscht die Meinung, der Graf werde die Antwort de« russischen CabmeK auf dir österreichischen Propositionen mitbringen. Die« scheint ütt« unrichtig. Nach diplomatischem Brauch und Herkommen mußte eine solch« Antwort direkt dem österreichischen Gesandten in St. Peters burg übergeben werden. Richtiger scheint un« die Version, welche behauptet, Graf Stackelberg sei der Ueberbringer eine« eigenhändigen Schreiben« seine« Souverän« an Se. Majestät den Kaiser. In dieser Fassung hat die Nachricht «inen Sinn, da von Souverän an Souverän der Briefwechsel durch spe- cielle Missionen bekanntlich ein sehr gebräuchlicher ist. Die Ankunft de« russischen Militärbevollmächtigten wird jedenfall« über die Gesinnungen de« russischen Hofe« Aufschluß bringen, der bi« zur Stunde selbst in diplomatischen Kreisen noch fehlt. — Von vielen Seiten wird die Behauptung stark be zweifelt, daß von dem eben so gewandten al« pflichtgetreuen Vertreter Oesterreich« in St. Petersburg bi« jetzt noch keine Nachricht über die Aufnahme, welche die von ihm überreichten Anträge dort fanden, eingelaufen sei. Wir halten diese Zwei fel für gerechtfertigt. Da« Eine aber scheint un« gewiß: wenn die Meldungen, welche Graf Esterhazy, sei e« auch nur lückenhaft, durch den Telegraphen nach Wien gesendet, eine Aussicht auf eine günstige Gestaltung der Dinge eröffnen würden, so wäre bei dem großen Interesse, da« wir Alle an der Herstellung eine« dauernden Frieden« haben, der Schleier, der jetzt undurchdringlich ist, in etwa« gelüftet worden. E« wird Niemand behaupten, daß e« bei der betreffenden Stelle in dieser Beziehung an Wohlwollen mangelt*). — (W Bl.) Der von Dresden gestern zurückgekehrte königl. sächsische Gesandte, Herr v. Könnerih, hatte bald nach seiner Ankunft eine längere Besprechung mit dem Herrn Minister de« Aeußern Grafen v. Buol. — Die Bevollmäch tigten zur Münzconferenz halten morgen unter Vorsitz des Herr» Ministerialrath« v. Brentano ihre erste ordentliche Sitzung. Gestern hatten die Herren Bevollmächtigten die erste Besprechung. bl Prag, 11. Januar. Mitten im fröhlichen Fasching muß ich wieder ein Klagelied über unsre kommunalen Zu stände anstimmen, deren Schattenseiten gerade der sonst freude spendende Prinz-Carneval erst recht hervorhebt. Seit beinahe einer ganzen Woche wandern wir hier in einem unabsehbaren Kothmeere, da« vielleicht in einem Marktflecken der ungarischen Putzten, aber schwerlich in einer andern Großstadt de« Con- tinent« seine« Gleichen finden dürfte. Dazu Haden wir de« Morgens ungewöhnlich dichte Nebel, die ein Vermeiden dec zahllosen Pfützen und Lachen fast unmöglich machen, und deS Abends, nun de« Abends brennt daS vielbelobte Prager GaS, dem schon im vorigen Winter von der erzeugenden Compagnie ein Stockschnupfen angemuthet wurde, wegen dessen es nicht hell leuchten könne. Der Sommer ist gekommen und vor- überg,gangen, ohne eine günstige Aenderung herbeizuführen und unsre Gaslaternen schauen jetzt düsterer denn je in die Welt, gerade wie ein langjähriger Hypochonder, der an jeder Cur verzweifelt. — Erfreulichere Daten kann ich Ihnen über da« Aufblühen unsrer heimischen Industrie liefern. In unsrer großen Vorstadt Karolinenthal, die täglich sich immer blühen der entfaltet, ist in jüngster Zeit ein neues, großartiges Ge bäude vollendet worden. Es ist da« Wagenbau-Etablissement de- Herrn I. Pack, daS an äußerm Umfange an 3000 Qua drat-Klaftern einnimmt und im Innern mit allen für den Betrieb nöthigen Hilfswerkstätten, nach den bewährtesten Me thoden eingerichtet, auSgestattet ist. Obwohl erst am 5. Jan. feierlich eingeweiht, hat dies Etablissement bereits vorgestern fünf complet angefertigte Lastwagen für die Staalseisenbahn- gesellschaft geliefert, von der es, nach dem hiesigen „Tages boten" noch fernere bedeutende Bestellungen, wie vom Aerar einen Auftrag zur Lieferung von 1300 Militärtransport wagen, übernommen hat. — Die Prager Elbschifffahrtsgesell« schäft hat die Anschaffung von Remorqueuren und Schlepp booten in Eisenconftructton beschlossen. Diese Fahrzeuge größerer Tragfähigkeit werden auch die Moldau auftvärt« bi« Kralup gehen, von wo ihre Fracht per Eisenbahn weiter ver führt werden soll. Doch wird die R»a.lisirnng dieses Projekts jedenfalls noch längere Zeit auf sich warten lassen. *) Zu vorstehendem beachtenswcrthrn Artikel der ,^Ostd. Post haben wir nur zweierlei zu bemerken. Die Richtigkeit der Version, daß di« Uebrrmittrlung der russischen Antwort durch den Grafen Esterhazy erfolgen werde, scheint denn doch bezweifelt werden zu dürfe«. Rach „diplomatischem Brauch und Herkommen" pflegt bei derartigen Missionen Reciprorität beobachtet zu werden, und da die österreichischen Präpositionen nicht durch den russischen Gesandten in Wien, sondern durch einen österreichischen Abgesandten nach St. Pe tersburg übermittelt worden find, so scheint es uns wahrscheinlicher, da- nun auch die Antwort des russischen Sabine« durch eine russische Hand nach Wien gebracht werden dürfte, so daß die Annahme Graf Stackelberg werde der Ueberbringer derselben sein, manches für sich hat. Da- durch den Grafen Esterhazy über den Inhalt der russischen Antwort bereits Rottzen nach Dien gelangt sein werden, glauben wir ebenfalls; dagegen dürfte eS jedenfalls zu weit gegangen sein, wenn man aus dem Umstande, da- der „undurchdringliche Schleier" noch nicht gelüftet worden ist, den Schluß ziehen wollte, daß alle und jede Aussicht auf eine Verständigung abgeschnitten sei. D. R. Reife i« das Innere von Sumatra von Ida Pfeiffer. (Fortsetzung au« Rr. 10.) Trotz aller Warnungen blieb ich bei meinem Entschluss« stehen. Ich wollte durch da« große Thal Silindong bi« an den Landsee Eier-Ta« (große« Wasser) Vordringen, welchen noch kein Euro päer gesehen hat und von dessen Vorhandensein man blo« durch di« Erzählungen der Eingebornen unterrichtet ist. Don seiner Lage, Größe, von den an seinen Ufern wohnenden Stämmen hat man nur ganz unvollständige Begriffe. Ich konnte dem zufolge keinen Plan dieser Reise machen und mußt« Alle« dem Schicksale und meinem bisher stet« »reuen Glück überlassen. Herr Hammer« war so gütig, mich mit Briefen für einige Rajah«, di« mit den Holländern im Verkehr standen, sowie mit einem Führer zu versehen. Ich ordnete eikige Papiere, di« ich im Falle de« Nichtwiederkehren« für «ei», Familie znrückließ, und nahm recht herzlichen Abschied von den Europäern. Sir konnten vielleicht di, letzten sein, die mir auf dies« Welt z» Gesicht kamen. Am b. August trat ich diese gefahrvolle Uns« an. Ich ging bi« T'Pirol, » Paal. Alle« war Wald »ad Alang-Alang. Bon einer kleinen Hügelkette, über welch« der Weg führt«, über sah ich rin« der größten Thäler Sumatra«, da« wellenförmige Iawa«»Thal. Ich war nun schon d»rch einen großen Theil Sumatra« ge kommen. Ich fand dies« Insel, tva« Naturschönheiten anbelangt, eben so reizend, wo nicht reizender, al« Java. Weich' httwltche« sand könnte nicht daran« werden! Bi« jetzt ist e« Verhältnis- mäßig menschenleer und, die wenigen Pflanzungen »»«genommen. Feuilleton. unculttvirt. Wild» Thier» (Elephanten, Rhinoceroffe) bewohnen die mächtigen Waldungen de« Innern, blutdürstige Tiger durch streichen da« »»«gedehnte Alang-Alang. Man sollte glauben, daß rin Theil von Sumatra ein günstige« Land für europäisch« Auswanderer wäre. Auf den großen Hoch ebenen, deren e« viel» giebt, bleibt da« Klima, obwohl der Aequo- tor so nahe ist, sehr gemäßigt, di» dichten, üppigen Wälder, da« hohe Alang-Alang zeigen von der Fruchtbarkeit de« Boden«. Gewiß würde hier, wo die Natur so reich ist, mit Nachhilfe der Kultur Großartige« zu schaffen sei«. Allein die holländisch« Regierung begünstigt die Ansiedelung von Europäern, selbst von ihren eigenen Unterlhanen, durchau« nicht. Sie giebt vor (mit allem Rechte), daß die Lingebornen durch da- Beispiel der Weißen nur verdorben würden. Ich möchte noch einen zweiten Grund dahinter suchen, und zwar — die Furcht, daß d» Weißen mit der Zeit dem kleinen Vaterland« gegenüber zu mächtig würden und, mit den Eingebornen vereint, sich unabhängig erkläre« könnten. Siplrok liegt in einem kleinen, regelmäßige« Thal«. Hier steht da« letzt» Kaffremagazin, unter der Aufsicht eine« eingebornen Schreiber«. Ich kdm gerade an, al« rin« groß« Lieferung statt fand, wa« mir Gelegenheit gab, viel Volk (meist Battaker) zu sehe«. Der Anblick war eben nicht reizend. Derselbe Geflcht«- »hpu« wie bei den Malaien, n»r noch häßlicher, da« weibliche Geschlecht auffallend klein. I« der Kunst, di« Zähne zu feilen, schwarz zu färben, mit einem Sorte, sich so häßlich al« möglich zu mache», gebührt ihnen dir Palme. Sie waren sehr wenig, höchst dürftig und Lberau« schmnzig beeidet. Alle hatten di» Backen mit Siri vollgestopft und spieen recht- und link- neben den au«gebreitetrn Kaffee. Zum Zeitvertreib suchten fle da- Un geziefer von Kopf und Kleidung und Kinder voll ekelhafter Haut- au«schläge warfen sich mit Kaffeebohnen. Nachdem der Kaffee besichtigt, in Säcke gefüllt, in da- Magazin abgeliefert war und die Leute da- Geld empfangen hatten, verwandelte sich der Platz in einen Bazar. An- dem Gemache de« Schreiber« wurden allerlei Maaren herauSgeschafft, Krämer, die schon stundenlang auf die Wegschaffunq deS Kaff eS gelauert hatten, packten neue Stoffe, Glasperlen, Messlngreifen, Eßwaaren u. dgl. au«. Mit gierigen Blicken sahen die glück lichen Geldbesitzer auf alle die Gegenstände; die Armen wußien nicht, woran sie sich halten sollten, — e« gab der verführerischen Ding« gar zu viele, de« Gelde« gar zu wenig. Rach einer Stunde war der Bazar zu Ende, d. h. die Pflanzer waren ihr Geld los. Zu Sipirok hörte da« Reisen zu Pferd« auf; ich mußte mich wieder, wie in Borneo, aller Bequemlichkeiten de« Leben« auf einige Zeit »««schlagen und meine Fußwanderungen beginnen. ll. August. Dana», 14 Paal. Der Weg führte durch lauter Waldungen über steile Berge und Hügel auf schlüpfrigen, schrecklichen Pfaden. Zn Dana« angekommen, wie« man mich in eine halb ver- fallen« Hütte, die zwei Schlafstellen enthielt. Ich war von nun an in jede« Utta (dir Battaker nennen so Ihre Dörfer) von Menschen umringt. Schon zu Muara-Sipongie hatte dies, Be gierde, mich zu sehen, begonnen, da noch kein« Europäerin bi« dahin gtkommen war. Hier war e« noch ärger und dir Hütte