Volltext Seite (XML)
— 734 — anwesenden Spritzen wegen gänzlichem Wassermangel nicht in Thätigkeit gesetzt werden konnten. Bezüglich der Entstehungs ursache ist zur Zeit etwa« Positives noch- picht festgestellt, wiewohl man mit Bestimmtheit Brandstiftung vermuthet. — Am Mittwoch Nachmittag ist der, bei dem Umbaue des Leuschner'schen Saales Hierselbst beschäftigte Maurer Gärtner aus Malter dadurch schwer beschädigt worden, daß ein Balken, der aufgezogen ward, in Folge Reißens eines Seiles herunter und ihm auf den Kopf stürzte. Der Be schädigte wurde in das städtische Krankenhaus gebracht und ist am Donnerstag Morgen gestorben. Er hinterläßt eine Wittwe und 6 Kinder. — Auf die in der vor. Nr. der Weißeritz-Zeilung an gezeigte General-Versammlung des Kreisvereins für innere Mission für Dippoldiswalde und Umgegend wird hierdurch nochmals mit dem Bemerken aufmerksam gemacht, daß die selbe Sonntag, den I. November d. Js., Nachmittags 3 Uhr, im hiesigen Rathhaussaale abgehalten wird und daß der Zu tritt zu ihr Jedermann frei steht. — Die allgemeine Klage über zu hohe Preise der Lebensmittel findet in folgender Auslassung des „8. T." ihre gerechtfertigte Begründung, indem dasselbe sagt: „Der Lebensunterhalt für ganze Massen von Familien wird immer schwieriger. Ganz allgemein ist die Ansicht verbreitet, daß diese hohen Preise durch die wirklichen Verhältnisse nicht ge rechtfertigt sind, sondern daß wir sie in der Hauptsache den Zwischenhändlern verdanken, welche allmälig den direkten Ver kehr zwischen den Producenten und Consumenten fast ganz verdrängt haben. Nicht allein die Preise des Fleisches und der Bäckwaaren sind ungerechtfertigt hohe, sondern auch die fast »aller Feld- und Gartenfrüchte. Fast jedes Gemüse und namentlich das Obst ist vortrefflich gerathen, und dennoch die hohen Preise! Woher kommt das? — Es kann wohl keine andere Antwort geben als die: die Waare ist, wenn die Mehrzahl der Consumenten auf den Markt kommt, um einzukaufen, längst in den Händen der Händler, und diese bestimmen den Preis!" Höckendorf. Im hiesigen Erbstolln „Unverhofft Glück" ist neuerdings ein ziemlich reicher Silbererz- An bruch gemacht worden, was der Gewerkschaft große Freude bereiten wird. Ueber 400 Meter unter Tage hat die (4 Mann betragende) Mannschaft nach I I jährigem Fleiße in harter Gesteinarbeit neue Erze gefunden. Es bestätigt sich somit immer aus's Neue, daß die reichen unterirdischen Silber schätze der Höckendorfer Umgegend, wo einst die Ritter Theler so reichen Silberbergbau trieben, noch lange nicht erschöpft sind. Dresden, 29. October. Am heutigen Todestage des hochseligen Königs Johann ist in der katholischen Hofkirche ein feierliches Requiem abgehalten worden. Die Hoftheater sind geschlossen. — Vor mehreren Tagen ist hier ein Landes-Obst bau-Verein gegründet worden, dessen Zwecke dahin gehen, den Obstbau im Königreiche Sachsen in wirksamer Weise zu fördern und insbesondere die landwirthschaftliche Bedeutung desselben mehr zu heben. Der Verein wird seinen Zweck durch Errichtung von Obstmustergärten, einer Bibliothek, durch Absendung von Wanderlehrern, sowie durch Abhaltung von Baumwärtercursen zu erreichen suchen. Vorsitzender ist Frhr. v. Friesen, Geschäftsführer Baumschulenbesitzer Lämmer hirt in Obergorbitz; Anmeldungen sind an denselben zu richten, und der jährl. Beitrag ist 2 Thlr. Pirna. Am Montag, 26. Octbr., hat hier die feierliche Grundsteinlegung zum Semiuargebäude stattgefunden. Marienberg. Hier hat sich am 24. Octbr. ein trau riger Unglücksfall ereignet. Ein zum Forstschutz commandirter Jäger, Oscar Klöden, ging in die hiesige Apotheke, um sich Gewehröl zu kaufen. Der allein in derselben anwesende Lehrling Krafft aus,Elterlein forderte hierbei, nachdem Klöden um recht viel Oel gebeten, damit er besser schießen könne, in scherzender Weise den Letzteren auf, gleich einmal auf ihn zu schießen. Der Jäger legte nun wirklich sein ge ladenes und gestochenes Gewehr auf Krafft an, der Schuß ging unversehens los und verwundete den Lehrling so schwer am linken Lungenflügel, daß nach ärztlichem Gutachten daran gezweifelt werden muß, den Unglücklichen am Leben zu erhalten. Nach geschehenem Vorfall machte der Jäger beim hiesigen Landwehrbezirkscommando persönlich Anzeige, wo er sich bis jetzt auch in Gewahrsam befindet. Berlin. Die Thronrede, mit welcher der Kaiser am 29. Octbr. den Reichstag eröffnen wird, soll die Noth- wendigkeit des Ausbaues der militärischen Institutionen be tonen, dabei aber die Friedensbestrebungen hervorheben. — Fürst Bismarck wird bei der Eröffnung anwesend sein. — Graf Arnim ist am 28. October wegen Krankheit aus der Charit^ nach seiner Wohnung entlassen worden. — Die Löhnung der Gefreiten und Gemeinen soll von Neujahr au um 18 Mark jährlich erhöht werden, da der gesunkene Werth des Geldes eine solche Aufbesserung nöthig und gerechtfertigt erscheinen läßt. Im Ganzen macht die be treffende Position im Etat 5,560,000 Mark aus. — Der ehemalige König Georg von Hannover, der sich während der letzten Zeit in Biarritz aufhielt, soll sehr leidend sein, und man will bezweifeln, daß er in die Nähe von Wien, wo ihm das Klima nicht zusagen soll, zurückkehren werde. Spanien. Aus Madrid kommt das Gerücht von einem neuen Cabinetswechsel. Zu einer ungelegeneren Stunde könnte ein solcher kaum inscenirt werden, denn der KarliSmuS, welcher jetzt im Verladern begriffen ist, würde fast aus jeder neuen Constellalion und vor allen Dingen aus dem dabei schwer zu vermeidenden Parteihader in Madrid neue Nahrung ziehen können. Der Deichbauer. Criminal - Novelle aus dem Volksleben von Friedrich Friedrich. (12. Fortsetzung.) Dörfel schritt auf dem schmalen Waldpfade voran. Er sagte kein Wort und auch Franz sagte nichts. Un bekümmert pfiff er leise ein Lied vor sich hin. Plötzlich blieb der Waldhüter stehen und wandte sich um. „Ich habe einiges mit Dir zu sprechen, Franz," sagte er. Er wollte ruhig erscheinen, und doch zitterte seine Stimme leise. „Mit mir?" sagte Franz. „WaS habt Ihr denn?" Er kannte keine Furcht; dennoch ergriff ihn ein unheimliches Gefühl, als er die funkelnden Augen des Mannes erblickte. „Aergert Euch der Verlust im Spiel?" fügte er einlenkend hinzu; „nun — mein Herz hängt nicht an den paar Thalern!" „Auch meines nicht!" unterbrach ihn Dörfel. „Davon ist jetzt nicht die Rede. Seit Jahren hast Du eine Liebschaft mit meinem Mädchen; ich habe nichts dagegen gehabt, weil ich glaubte. Du meintest es ehrlich. Weshalb kommst Du jetzt nicht mehr zu ihr?" „Ich meine eS auch noch ehrlich," erwiderte Franz. „Nur ruhig!" entgegnete der Waldhüter. „Ich will es Dir nicht verhehlen. Sieh, seit Georg erstochen ist, trägst Du den Kopf gewaltig hoch; Du denkst, der Deichhof wird Dir einst zufallen, und um Deichbäuerin zu werden, dazu ist Dir mein Mädchen zu gering. Sie ist aber zu gut, daß Du nur eine Liebschaft mit ihr unterhältst."