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U Dresdner Journal. in er en o. ft a. >l < >, » . « 1 > Lcrautwortlicher Redacteur: I. G. Hartman». .P 8 Erscheint mit Au«nahme der Gönn, und Festtage tüglich Abend» und ist durch alle PostanstaUen ju bejiehen. 18S« Prei» für da» Vierteljahr Lhaler. Fpeimg, vtN 11. JltNUltp. Insertion«.Gebühren für den «aum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. Amtlicher Theil. ————— Verordnung Hk« Ministerium« de« Innern, den Bro-verkauf betreffend Der durch den ungünstigen Ausfall der letzten Körner- Erndte veranlaßte vrrhältnißmäßig hohe Stand der Kornpreise läßt es fortwährend nothwendig erscheinen, auf die Ergreifung solcher Maaßregelu Bedacht zu nehmen, von denen man sich eine Verminderung der Consumtion an Brodfrüchten durch die Bevölkerung selbst versprechen darf. Als ein besonder« wirksame« Mittel in dieser Hinsicht ist nun aber schon früher die thunlichste Beschränkung de« Ge nüsse« de« Roggenbrode« in anderem, al« gehörig altbackenen Zustande erkannt worden, indem nicht nur, erfahrungsgemäß, von neubackenem Brode schon de« Wohlgeschmacks wegen mehr, al« zur Sättigung nöthig, verzehrt zu werden pflegt, sondern auch nach wissenschaftlichen Untersuchungen da« neubackene Brod im Verhältniß zu dem einige Tage ältern Brode einen sehr beträchtlichen Mindergehalt an wirklichem Nahrungöstoff besitzt. In Erwägung, daß hiernach durch die bloße, naturgemäße Regulirung de« Brodgenusse« eine der Consumtion im Gan zen zu Gute gehende Ersparniß an Brodfrucht auf dem ein fachsten Wege erzielt werden kann, selbst hiervon abgesehen aber, die billige Fürsorge für den minder bemittelten Theil der Consumenten e« jedenfalls erheischt, Veranstaltung zu treffen, daß dieselben nicht in Ermangelung der Gelegenheit ihren von Tag zu Tag zu erholenden Brodbedarf im alt backenen Zustande zu erlangen, zu größeren als den zur Sät tigung und Ernährung unbedingt erforderlichen Ausgaben für diesen Zweck genöthigt werden, ist schon während der TheuerungS- periode 1846/47 durch allgemeine Anweisung der Polizei behörden dahin Anordnung erfolgt, daß der Verkauf von neubackenem Brode den Bäckern und Brodverkäufern, so lange sie nicht zugleich altbackene« Brod vorräthig und aus liegen haben, bei Strafe untersagt werde. Auch hat da« Ministerium de« Innern seitdem wiederholt, in den Jahren 1853 und 1854, auf Anlaß de« Wiedereintritt« der höheren Kornpreis,, die nämliche Maaßregel in Kraft zu setzen, sich be wogen gefunden »ntz find z« dem Ende durch dir Krei«- direclionen innerhalb ihrer Bezirke die erforderlichen Ver fügungen ergangen. Da jedoch die dieSfallsigen Anordnungen keineswegs allent halben gleichmäßig befolgt zu werden scheinen, gleichwohl aber bei der noch andauernden Theuerung der Lebensmittel da« öffentliche Interesse e« erheischt, daß diejenigen, im Bereiche der Verwaltung liegenden Mittel, von welchen nach vernünf tigen Grundsätzen der Nahrungspolizei ein wirksamer Einfluß wenigstens auf einige Linderung der durch die Theuerung namentlich für die unbemittelten Volksklaffen herbeigeführten Calamitat sich erwarten läßt, auch mit Consequenz in An wendung gebracht und mit Nachdruck gehandhabt werden, so wird, bi« auf weitere«, hiermit folgendes verordnet: 1. Den Bäckern und Brodverkäufern ist der Verkauf neu backenen Brode«, so lange sie nicht auch mindestens zwei Tage alte« Brod vorräthig und zum Verkaufe ausliegen haben, untersagt. 2. An denjenigen Orten, an welchen eine hierauf adzweckende Einrichtung nicht schon zeither stattgefunden hat und noch im Gange ist, mag den Bäckern und Brodverkäufern eine, längstens 8tägig, Frist zu Beschaffung de« erforderlichen Bor- rathS an altbackenem Brode eingeräumt werden. 3. Den Bäckern und Brodverkäufern ist es zwar zur Zeit nachgelassen, auf ausdrückliches Ve rlangen ihren Kun den auch neubackene« Brod zu verabreichen; es bleibt jedoch Vorbehalten, wenn die Umstände es erheischen sollten, ein un bedingtes Verbot de« Verkaufs neubackenen BrodeS zu erlassen, 4. Zuwiderhandlungen gegen da« Verbot unter t. sind mit, im Wiederholungsfälle zu erhöhender Geldbuße von Fünf bi« zu Zwanzig Thalern oder verhältnißmäßiger Gefängmßstrafe zu ahnden. Hiernach haben sich alle diejenigen, die e« angeht, zu achten, den Polizeibehörden aber wird andurch zur besondern Pflicht gemacht, darüber, daß obiger Anordnung gebührend« Folge geleistet werde, strenge Obsicht zu führen und dem ent sprechend die ihnen untergebenen Organe mit gemessener Anweisung zu versrhen, etwaige Kontraventionen aber un nachsichtlich zu bestrafen. Gegenwärtige Verordnung ist nach §. 2l des Preßgesetzes vom 14. Mär; 1851 in allen daselbst bezeichneten Zeitschrif ten abzudrucken. Dresden, am 31. December 1855. Ministerium des Inncm. Krßer. v. Beust. Weiß. Nichtamtlicher Theil. Aebersicht. Taqetgeschichte. Telegraphische Nachrichten au« Brüssel. — Dresden: Der erste Hofball. — Wien: Graf Stackelberg mit der Antwort Rußland« auf die Frie denspropositionen erwartet. Graf Coromni nach Bukarest zurück. Zur Münzconferenz. Einnahme der Donaudampf schifffahrt. — Berlin: Da« königl. Hoflager nach Berlin verlegt. Der Prinz von Preussen erwartet. General v. Mansuroff nach Wien. TheuerungSzulagen für Lehrer. — Kassel: Die LandtagSauSschüffe wieder thätig. — Pari«: Heimkehrende Kriegsschiffe. Ball. General Bo«- quet. — Brüssel: Der angeblich, Wortlaut der vom Grafen Esterhazy nach St. Petersburg abrrbrachten Frie- denSvorschläg«. — London: Der Artikel der Morning- Post gegen Preußen. Berichtigung. Ein Kriegsdampfer nach der Ostsee abgesandt. — St. Petersburg: Viceadmiral Putjatin in den Grafenstand erhoben. — Au« der Krim: Ein neue« Vorpostrngefecht. — Von der untern Donau: Stürme im schwarzen Meere. — Konstantinopel: General Larcheh soll für die Abberu fung Omer Pascha s gestimmt haben. Die türkischen Krieg«kosten. Vermischtes. — Vom asiatischen KriejgS- schauplatze: Die Stellung der Russen nach dem Falle von Kar«. Local- und Proviuzialangelegenbeiten Dresden: Weitere Berathungen bezüglich der Gründung einer städti- v schen Bank. Schadenfeuer. — Chemnitz, Franken berg und Löbau: Statistische«. — Frauenstein: Feuer zu Nassau. Kür Misfionsfreunde. Feuilleton. Inserate. Lagetkalender. Börseunachrichten. Tage-geschichte. Telegraphische Skachrtchten. Brüssel, Donnerstag, 1«. Januar*). Die heutige Nummer des Journal- „le Nord" enthält die Rach- richt, daß die dänische Regierung eia Rundschreiben an die auswärtigen Regierungen erlassen hat, worin sie jede Solidarität mit dem von Schweden mit Frank reich und England am 2L. December v. I. abge schlossenen Bertrage ablehat und wiederholt ihren Willen erklärt, gänzlich neutral zu bleibe«. *) Singegangrn Nachmittag« Uhr. Dresden, zO. Januar. Gestern Abend hat in den Sälen der zweiten Etage de« königlichen Schlosse« der erste Hofball der diesjährigen Saison stattgefunden. Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Königlichen Hoheiten der Kron prinz und die Kronprinzessin, Prinz Georg und die Prinzes sinnen Sidonie, Anna und Augusta erschienen nach 8 Uhr und zogen Sich nach 12 Uhr in Ihre Gemächer zurück. Unter den anwesenden Fremden bemerkte man außer mehrern andern österreichischen Offizieren auch den gegenwärtig hier weilenden kaiserlichen Flügeladjutanten Obersten Grafen O'Donnel. Vor Beginn de« Balle« geruhten Ihre Majestät die Kö nigin, Allerhöchstwelche der am 1. Januar stattgehabten Neu- jahrScour durch eine Unpäßlichkeit beizuwohoen verhindert waren, in Ihren Zimmern die angemeldeten Vorstellungen zahlreicher Damen und Herren anzunehmen. ÄÜien, 8. Januar. Der „Wand." schreibt: In der letzter» Zeit hatte sich die Ansicht geltend gemacht, daß die in der Neffelrode schen Depesche entwickelten Grundsätze nicht da« letzte Wort de« russischen Cabinet« enthalten. Diese« wird nun noch mehr dadurch bestätigt, daß Graf Stackelberg, welcher am 5. d. M. St. Petersburg mit der Antwort auf die letzten Propositionen Oesterreichs verlassen, Gegenvorschläge mitbringt, welche über jene Grundsätze hinau-gehen und Cvn- cessionen enthalten, von denen man glaubt, daß sie die Alliir- ten vollkommen befriedigen werden. E« ist mir freilich nicht vergönnt gewesen, etwas Nähere« über den Inhalt derselben zu erfahren, allein die« ist die Ansicht, welche in den betref fenden und wohl unterrichteten Kreisen mit aller Bestimmt heit Verbreiter wird. Man glaubt, daß dies, Gegenvorschläge jedenfalls z« neuen KriedenSunterhaadlungen führen dürften. — Wie die neuesten Wiener Blätter melden, ist der Commandant der k. k. OccupationSttuppen in den Donau- fürstenthümern, FeldmarschallleutnantGraf». Coronini, gestern Abend mittelst Nordbahn nach Bukarest zurückgereist. — Der k. preußische Oberst und Flüqeladjutant Freiherr ». Manteuffel hatte heute Vormittag bei Sr. Maj. dem Kaiser eine zweite Audienz; gestern war derselbe zur Hoftafel geladen. — Die sämmtlichen au« Deutschland eingetroffenen Bevollmächtigten für die Münzconferenz haben sich gestern dem Herrn Finanz minister Baron v. Bruck vorgestelll und sodann den Bevoll mächtigten Oesterreich«, Herrn Mimsterialrath v. Brentano, besucht. Dieser hat den Besuch heute erwiedert und e« wer den die Sitzungen jedenfalls noch im Laufe dieser Woche ihren Anfang nehmen. Bezüglich der beabsichttgtcn Münz einigung erfährt die ,D>std- P-", daß die besten Hoffnungen für ein günstige« Resultat vorhanden sind. Die k. k. öster reichische Regierung sei geneigt, zum 21 - Guldenfuße überzu gehen. — Die Einnahmen der DonaudampfschiffsahrtSgesell- schaft beliefen sich im Jahre 1855 bi« Ende November auf 9,217,160 fl. 12 kr., gegen 6,441,255 st. 58 kr. im Jahre 1854, so daß sich eine Mehreinnahme von 2,775,904 fl. 14 kr. CM. ergiebt. (Vgl. unter den Inseraten.) Dreshev, 10. Januar. Hoft Heater. Di« gestrige dritte Wiederholung de- „Goldschmied- von Ulm" sprach durch ein ziemlich besetzte- Hau- für die milde und gute Aufnahme, welche diese« von der Direktion trefflich au-gestattetr Märchen hier gefunden hat. Die Darstellung, schon am ersten Abende rech» abgerundet und fleißig einstudirt, ist noch lebendiger und leichter geworden. Sehr loben-werth und den frischen Eindruck befördernd muß man mehrere dem Stücke in seinem musikalischen Theil zuqekommene Kürzungen finden, da sich nun der opern- anig« Charakter nicht mehr mit so einseitiger Gewalt bloser Klangwirkungen über den an sich schon sehr einfachen Stoff au-breiten kann. E- Ist dem Anschein nach vorau-zusehen, daß diese harmlose Production bei so tüchtiger Durchführung noch mehrere Male über di« Kühne gehen kann. O B. Reise in das Innere van Sumatra von Ida Pfeiffer Frau Ida Pfeiffer'« Beschreibung ihrer letzten Weltreise ist jetzt Ist Wien bei Gerold*) erschienen und bietet den Lesern reichsten Stoff für eine interessant, und belehrende Lerture. Konnte die unrernchmendr Reisend, ihr, Wanderungen nicht für umfassend, wlffenschüftliche Forschungen au«gi,blg au-b,ut,n, so giebt fie dagegen an realistischen Beobachtungen und Schilder ungen, di« au- natürlicher und gesunder Anschauung flleßrn, de- Reuen und Bereichernden viel. Die merkwürdige Frau hat sich nicht einmal dir Zeit genommen, ihre Erlebnisse und Erfahrungen *) Dresden, Lrn«td'sch« Buchhandlung. Feuilleton. in einer auSqearbeiteten und umfänglichen Darstellung zu geben, zwei kleine Bändchen enthalten die tagebuchartig nirdergeschrieben, und nur in einzelnen Abschnitten au-gefühttere Beschreibung ihrer großen Reisen, auf denen sie mehrfach in Gegenden und zu wilden Bölkerstämmen vordrang, von denen bi-her jeder euro- päische Fuß fern geblieben war. Auf diesen abenteuerlichen, aber glücklich auSgeführten Zügen erscheint fie wie ein kühner Tirail- leur der Länder» und Völkerkunde, der durch seine Nachrichten später« Reisenden den Weg ebn«. Und in dieser Hinsicht ist e« namentlich die au« ihren Aufzeichnungen hervortretend, unge schminkte Wahrheit, welch« man Frau Ida Pfeiffer dankend nachrühmen muß, — nächstdem aber auch die einnehmende Bescheidenheit, welch« sich in ihrer Reisedarstellung au-spricht und in einer liebenswürdigen Weise manchem eiieln „Ich" gegen übersteht, welche- sich in kleinen europäischen Eisenbahntouren mit unermüdlichen Worten breit macht. Wir »heilen hier, indem wir auf die Lecture de- ganzen Wer ke- angelegentlich verweisrn, ttnen Reiseabschnltt mit, welcher die gefahrvoll, Tour der Frau Pfeiffer in da- Innere von Sumatra enthält, eine- den Europäern noch völlig unbekannten Terrain-. Frau Ida Pfeiffer hatte schon, bevor sie in Padang, dem Hauptorte auf Sumatra, anlangte, den Entschluß gefaßt, da- so genannte Oberland von Sumatra zu besuchen und bi- zu den freien, wilden Battakern unter di, Kannibalrn zu geben. Man suchte sie zu bereden, diesen Plan «ufzugeben, und sagt, ihr, da-, seit dem Jahre lML zwei Missionär« von den Battakern aetövtet und auch gefressen worden seien, sich kein Europäer ohne Militär- beglckung unttr st« wag«. Allein gerade d«r Wunsch, »nwr di. Battaker zu gehen, diese von den Europäern so wenig gekannten Völker zu besuchen, war e-, wa« die kühne Frau zu dieser Reis, anspornte. Auch meinte sie, daß vielleicht die Schwäche ihre« Geschlechts ihr Schutz sein könnte. Sie gab den Warnungen kein Gehör und »rat am 19. Juli 18LH unter trübem, wölken- bedecktem Himmel die Reis, zu Pferde an. Wir übergehen den übrigen- sehr interessanten ersten Abschnitt der Resse durch Di- stricte, die noch zu den holländischen Besitzungen gehören, und wo die Reisende von den holländischen Beamten überall die zuvor kommendste Unterstützung fand. In Muara-Eipongit, wo Frau Ida Pfeiffer von Herrn Eontrolor Schogger« auf« Freundlichste empfangen wurde, be fand fie sich schon mitten unter den Battakern. Jedoch könnte man dieft di, „gezähmten" nennen, da fie seit zehn Jahren unter der holländischen Regierung stehen und daher natürlich ihrer Be- gierde nach Menschenfleisch entsagen müssen. Wir lassen die Reisende nun selbst sprechen: „Herr Schoqqer- hatte die Güte, Nachmittag- mehrere bgttakisch, Rajah- von den umliegenden Dörfern zusammen zu berufttt, um mit ihnen über meint Reise zu sprechen. Er selbst hielt die Reise in da« unabhängige Battaker-Land für höchst ge fährlich und führt« da- gräßliche Schicksal der beiden Missionäre an ; doch fügte er hinzu, da- dieser Mord zu« Theil au- Miß^ verständniß geschehen sei. Einige geil vor den Missionären harten nämlich mohamedanisch« Priester mit Krieg-gefokß, einen Einfall in da« Bairaker-Land gemacht und dir Leut, auf die grausamste Weift mit Feuer und Schwert (gleich unfern edekn Vorfahren in Mcrico und Per«) zur Annahme thrrr Religio» gezwungen Al-