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nta-v Rr. 77. 2. October 1874. Weißerih-Zeitung. Amts-Wlatt für die Kerichts-Zemter und Stadträtlje zu Dippoldiswalde und Kranenstein. Verantwortlicher Ncdacteur: Cart Jehne in Dippotdiswalde. Dieses Blail erschein! wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen dnrch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. — l NN "w '» Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, l. Oetbr. Für den, zu Ehren des Herrn Aiiitshauplmann v. Bosse am Sonnabend stattfinden den Fackelzug ist die allgemeine Versammlung der Theil- nehmer Abend 7 Uhr auf dem Oberthorplatz bestimmt worden. Die einzelnen Corporationen werden sich an den, ihnen kund gegebenen Plätzen versammeln. — In der Sitzung des Schwurgerichts zu Dresden am 28. Septbr. kam ein schwerer Diebstahl zur Verhandlung. Der Angeklagte ist aus Reichstädt, RamenS Ernst Hermann Schlegel, erst 18 »/4 Jahre alt, hat schon vor 4 Jahren seine Spitzbubenlausbahn begonnen und wegen derartiger Ver gehen mehrmalige Gefängnißstrafen verbüßt, wie ihn auch wegen Urkundenfälschung unv Betrugs 9 Monate Haft er warten. Sein jüngstes EigenthumSvergehen beging er am 14. Juli l. IS., indem er durch die nicht verschlossene Scheuer deS Nahrungsbesitzers Zönnchen in Reichstädt und durch eine Bodenöffnung daselbst sich i» die Oberkammer des angren zenden Wohnhauses begab, während die Inwohner auf der Wiese beim Heumachen beschäftigt waren, und aus dem Fache einer daselbst befindlichen Kommode ein Portemonnaie mit 15 Thaler, 4 verschiedene Uhrkelten, einen sächsischen vier« procentigen Staalsschuldschein und zwei Sparkassenbücher über zusammen circa 20 Thaler Einlage sich aneignele, dann her unter in die unverschlossene Stube des Auszüglers Rüger ging, hier mit einem daliegenden Schlüssel ein Wandschränkchen öffnete, woraus er ein Leinwandsäckchen mit 185 Thaler In halt nahm und sich hierauf mit seiner Beute auf demselben Wege wieder zurückzog. Den Geldschatz vergrub er im Walde; er halte aber keinen Nutzen davon, denn alles Gestohlene ward aufgefunden und den Eigenthümern ausgehändigt. Der Angeklagte wurde des Diebstahls im wiederholten Falle für schuldig erkannt und zu 4 Jahr Zuchthaus, Verlust der Ehrenrechte auf 3 Jahr und Erstattung von zwei Drittel der Kosten verurtheilt. — In Ober-CunnerSdorf ist am Sonntag, 27. Septbr., in der Mittagsstunde, in dem Mühlgraben der sog. Hosemühle das 1 »/i Jahr alte Töchterchen des Mühlpachters ClauSnitzer daselbst ertrunken. Dresden. Unser König und die Königin haben seit Dienstag dieser Woche das Hoflager zu Pillnitz verlassen und sich (wie es heißt, auf 8 Tage) nach dem Jagdschloß Rehe- feld bei Altenberg begeben. Landes-Lotterie erfährt mit Eintritt der 7?'chAArung mehrfache Aenderungen. Die Zahl der Loose (100,000) und das Verhältniß der Gewinne und Nieten (je die Halste) bleibt. Hinsichtlich des Preises tritt eine Erhöhung ein: das ganze LooS kostet durch alle 5 Klassen 156 Mark (52 Thlr.), und dem entsprechend sind auch die Gewinne erhöht worden. In der 5. Klasse vertheilen sich dieselben wie folgt: I. Gewinn (daS große LooS) 500,000 Mark; 2. Ge winn 3M,000 Mark; 3 Gew. 200,000; 4. Gew. 150,000; 5. Gew. 100,0M; 6. Gew. 50,000 Mark. Dann folgen 5 Gew. ü 30,000 Mark, 20 ü 15,MO, 50 ü 5000, 6M ü 3M0, 7M ü 1000, 800 ü, 5000, 19M ü 3M und 31,919 Gewinne zu 2M Mark. Die Gesammtbilanz beziffert sich in Einnahme und Ausgabe für die ganze Lotterie auf 14,507,000 Mark. Chemnitz. Am 25. Septbr. feierte hier eine WebcrS- wittwe, Frau Therese Morgenstern, ihren hundertsten Ge burtstag. Von vielen Seiten sind der Matrone, die ein so seltenes hohes Lebensaller erreicht, Beweise der Aufmerk samkeit zu Theil geworden. — In Frauenfeld in der Schweiz starb kürzlich Th. Jäckel, zuletzt Professor der Geschichte und deutschen Sprache an der Kantonschule in Frauenfeld. Er war Mitglied des sächsischen Landtages Anfang 1849, wo er der äußersten Linken angehörte, dann bei den Maiereignissen kompromittirt und darum flüchtig geworden. Jäckel war aus Chemnitz gebürtig und ist 58 Jahr alt geworden. Berlin. Der Reichstag wird vor Ende October nicht zusammentreten. An Gegenständen von Bedeutung wird man außer dem Etat nur das Bankgesetz erledigen. Allem Anscheine nach wird der Marineetat zu eingehendern Debatten führen. Die beabsichtigten Marineerweilerungen, deren Be« dürfniß doch von allen Seiten anerkannt wird, dürften sich in dem Rahmen des Etats nicht ausführen lassen, und es ist wahrscheinlich, daß man auf dem Wege der Creditforderung die nöthigen Mittel zu beschaffen suchen möchte. — Hiesige Diplomaten-Kreise wollen bestimmt wissen, Rußland sei zur Wiedereröffnung deS officiösen diplomatischen Verkehres mit Serrano's Regierung geneigt, um den Beweis zu geben, daß es die karlistischen Tendenzen nicht beschütze. Oesterreich. Kaum ist die Nordpol-Expedition heim, so erfährt man, daß eine zweite Expedition bereits ebenfalls gesichert sei. Payer wird an die Ostkäsle von Grönland gehen, um soweit thunlich nordwärts vorzudringen. Graf Wilczek, der sich an die Spitze der andern Expedition stellt, würde, an die Resultate der jüngsten Nordpolfahrt anknüpfend, festes Land im Polarmeere aufsuchen. Frankreich. Wie der „tapfere Soldat" und „große Ehrenmann," der monarchistische Präsident der französischen Republik, eine Reise nach dem Norden von Frankreich machte, um die Sympathien der Bevölkerung für sich zu gewinnen, so scheint auch die Reise des kleinen ThierS nach