Volltext Seite (XML)
vimM. - Nr. 78. 6. October 1874. Weißerih-Leitung. Amts-Akatt Mr die Oerichts-Aemter und StadträMe zu Dippoldiswalde und Arauenfiein. Vcrantworllicher Ncdacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Bleit erscheint wöchentlich zwei Mel: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. !> Pfg. Inserate, welche bei der bedeutende» Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit l Ngr. für die Spelten - Zeile berechnet. Monats-Bericht. Indem wir nach längerer, durch die vorherrschende poli tische Windstille gerechtfertigter Unterbrechung, unsere Bericht erstattung wieder aufnehmen, geschieht es, um zunächst zu constatiren, daß auch in diesem längeren Zeiträume kein Er eignis; cingetreten ist, welches geeignet gewesen wäre, den europäischen Frieden zu stören. Die Wehrkraft Deutsch lands und seine politische Uebereiustimmung mit Rußland und Oesterreich bilden ein solches Gegengewicht gegen jeden Versuch einer Friedensstörung, daß wir nach menschlichem Er messen voraussichtlich auf eine längere Friedenödauer rechnen können. Nur in dem schönen Lande „der Kastanien" wüthet der Bürgerkrieg zwischen Republikanern und Carlisten fort. Durch die erfolgte Anerkennung der Regierung Serrano's Seiten der Mehrzahl der europäischen Mächte, sowie durch die Ab sendung der deutschen Kanonenboole an die 'Nordküste «Spaniens ist, abgesehen von der, in der Anerkennung liegenden mora lischen Stütze, wenigstens soviel erreicht, daß sich die Carlisten nicht mehr ungehindert mit Waffen und Munition versorgen können. Seltsam bleibt es, daß es der carlistischen Partei bisher gelungen ist, die für ihre, nun schon länger als Jahres frist andauernde Kriegführung nöthigen enormen Geldmittel aufzutreiben. Wir sind nicht über die Vermögensverhältnisse des Prätendenten unterrichtet, allein daß eine noch so gefüllte Privatkasse nicht ausreicht, um eine Armee von angeblich 60,000 Mann ein Jahr lang auf den Beinen zu halten, scheint aus gemacht. Man kann daher nur eine sehr wirksame Unter stützung der ultramontancn Partei, welche sich mit der Sache des CarliSmus identificirt hat, voraussetzen, und nicht un denkbar ist die Version, daß jene Partei zunächst in Spanien den Hebel einsetzt, um sich der Regierung zu bemächtigen und um von da aus auch in Frankreich zur Herrschaft zu gelangen. Indessen liegt zwischen diesen Plänen, wenn sie überhaupt existiren, und ihrer Ausführung jedenfalls ein großes Stück Tuch. Wie sich die Verfassungsverhältnisse bei unseren unberechenbaren westlichen Nachbarn noch gestalten werden, ist nicht abzusehen. Vor der Hand scheint es, als litten sie an einer Krankheit, die sie am wenigsten ertragen können, — an der Langenweile, und wenn es dem Septennat nicht ge lingt, für entsprechende Unterhaltung der Franzosen zu sorgen, glauben wir demselben kein zu langes Leben prognosticiren zu können. Im deutschen Reiche haben die großen militärischen Herbstübungen die öffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch ge nommen. Ohne Zweifel fördern dieselben, neben ihrem speci- ellen Zwecke, auch das Bewußtsein der nationalen Zusammen gehörigkeit der deutschen Stämme, wie dies in so schöner Weise in dem Trmksprnchc unsers Königs Albert auf „den deutschen Reitermarschall" Prinzen Friedrich Karl, sowie in dem Trinkspruche des deutschen Kronprinzen auf den König von Würtemberg, zum Ausdrucke gekommen ist. Unsere Marine hat kürzlich wieder einen Zuwachs von dem neuen Panzerschiffe „Friedrich der Große" erhalten, welches kürzlich nach, durch den Kaiser vollzogener Taufe im Kieler Hafen glücklich vom Stapel lief. Unsere Seemacht, wenn sie sich auch mit der Englands und Frankreichs nicht messen kann, ist doch nun schon respectabel genug, um den Interessen unserer Landsleute in fernen Welttheilen einen wirksamen Schutz zu gewähren und der deutschen Flagge Achtung zu verschaffen. —r. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 5. October. Nachdem in den letzten Tagen der vorigen Woche die »leisten Beamten der Königl. Amtshauptmaiiuschaft hier eingezogen waren, traf am Sonnabend, bald nach 12 Uhr, Herr Amtshauptmann von Bosse selbst ein. Am Eingänge der Stadl an der Dresdner Straße wehten auf hohen Masten zwei Flaggen, eine deutsche und eine sächsische, dem Einziehenden ihr „Willkommen" ent gegen; und am Eingänge zur Herrengasse, sowie am Gasthofe zur „Stadt Dresden," wo derselbe wegen Nichtvollendung seiner Wohnung einstweilen sich aufhalten muß, kam ihm der selbe Gruß in recht geschmackvoll aufgebauten Ehrenpforten entgegen. — Eine besondere Begrüßung durch die städtischen Collegien fand bei der Ankunft nicht statt, da dieselbe für den Abend, bei Gelegenheit eines zu seine» Ehren veranstal tende» Fackelzugs geschehen sollte. Um 7 Uhr versammelten sich auf dem Oberthorplatze Mitglieder des Turnvereins, der Schützengesellschaft, des Gesangvereins und der freiwilligen Feuerwehr, und '/i8 Uhr setzte sich der Zug, die zur Be grüßung des Herrn Amtshauptmanns bestimmte Deputation in die Mitte nehmend, um den Oberthorplatz herum, durch die Lrauhofstraße, über den Markt und Kirchplatz nach der Herrengasse in Bewegung. Bor dem Gasthofe zur „Stadt Dresden," der illuminirt war, machte der Zug Halt. Nach dem Gesänge des Adam'schen AbendliedeS: „Abend wird es wieder" rc., durch den Männergesangverein, begab sich die Deputation, bestehend aus den Herren Bürgermeister Voigt, Rathmann Buchdruckereibesitzer Jehne, Stadtverordneten Schneidermeister Walter und Privatmann Wendler, in die Wohnung des Herrn Amtshauptmann, wo Herr Bürgermeister Voigt folgende Ansprache an denselben richtete: Verehrtester Herr Amtshauptmann! Von der hiesigen Stadt gemeinde ist uns der ehrenvolle Auftrag zu Theil geworden, Sie bei Ihrem Einzug in unsere Mauern zu begrüßen. Mit wahrer Freude haben wir diesen Auftrag übernommen und heißen Sie hier mit als künftigen Bewohner der Stadt Dippoldiswalde von ganzem