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Dienstag. Rr. ««. " 25. August 1874. Weißerch-Ieitung. Amts-Akatt für die Kerichts-Aemter und Stadträtye - zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. Tattesgefchichte. Dippoldiswalde. Das zur Nationalfest-Feier des 2. September zusammengetretene Counts wird in diesen Tagen das Programm aufstellen, das wir in nächster Nr. unseres Blattes veröffentlichen werden. — Der am letzten Freitag hier abgehaltene Vieh markt war wohl einer der schwächsten, die je hier statthatten; er war mit wenigem Vieh beschickt und gering besucht. — Das diesjährige Erntefest wird in hiesiger Parochie am nächsten Sonntage, 30. August, gehalten werden. — Die Verabschiedung des, auch bei uns wohlbe kannten und beliebten Musikdirektors beim Schützenregiment, Herrn Hans Girod, macht großes Aufsehen. Sie ist übrigens, nach einer von ihm erlassenen Bekanntmachung, eine ehrenhafte, und der tüchtige Künstler, der sich gute Ver dienste um das Chor erworben (auch in Amerika), hat dies Schicksal einem Malheur zu danken. Trotz der rühmenden Dienstzeugnisse, scheint man an betreffender Stelle zu dieser Entscheidung gekommen zu sein, weil Hr. Girod am 3. Juli in Berlin zur Feier der Schlacht bei Königgrätz (als sächsi scher Militär) mitgewirkt hatte. Dies ist freilich wahr; aber Hr. Girod kam am 2. Juli in Berlin an, hatte von dem Programm zu jener Schlachtfeier gar nichts gewußt, sonst hätte er nicht mit gespielt. Auch soll der Bericht über den Empfang des Chores bei Bismarck hier Mißbehagen erregt haben. In jedem Fall ist es bedauerlich, daß ein tüchtiger Künstler, um solcher zufälliger Dinge willen, dem sächsischen Militär-Musikwesen verloren geht. (In einigen Blättern befindliche Angaben anderer Gründe zur Entlassung Girod's sind durchaus nicht wahr; auch daß Musikdirector Trenkler seinen Abschied nehmen müsse, bestätigt sich nicht.) /V Glashütte, 23. August. Ein neues Schadenfeuer, an Ausdehnung fast dem vom 12. Novbr. vor. Js. gleich, hat unfern Ort betroffen. Es war kurz nach 3 Uhr Nach mittags am 22. August, als der Feuerruf ertönte, und fast gleichzeitig sah man eine mächtige Feuersäule sich erheben, gerade wo die Häuser des Braumeister Friedrich und des Stadtraths Mende zusammenstoßen. Bei der durchaus höl zernen Dachung und Bauart beider Häuser griff das Feuer blitzschnell um sich, und cs dürfte selbst Denen, die beim Ausbruch in unmittelbarer Nähe waren, schwer fallen, sich mit Bestimmtheit darüber zu erklären, in welchem der beiden Häuser das Feuer ausgekommen ist. Ebenso wenig hat man natürlich Anhalt zu Vermuthungen über die Entstehungs ursache. Bei der ungeheueren Gluth und dem empfindlichen Wassermangel in der Priesnitzbach, ließ es sich nicht hindern, daß auch die gegenüberliegende» Häuser vom Fleischer Friedr. Fischer, Mechaniker Lehmann, Schlosser Ferdinand Kadner, Böttcher Morgenstern und Schuhmacher Oelschlägel sehr bald in Flammen standen. So sind denn I Häuser, theil- weise bis auf das Erdgeschoß, niedergebrannt und 20 Familien mit 88 Köpfen obdachlos geworden, von denen einige erheb liche Verluste an beweglichem Eigenthum erlitten und nur zwei versichert haben. Die stark gefährdete Schule und Apotheke sind jedoch durch thatkräftiges Eingreifen gerettet und die weitere Ausbreitung des Feuers nach dem niederen Städtchen verhindert worden. Heute Morgen war bereits der Hr. Amtshauptmann v. Koppenfels hier, und Nachmittags ist der Hr. Gerichtsamtmann Suppe eingetroffen. In Ihrer nächsten Nr. werde ich ausführlicher über die einzelnen Vorgänge bei diesem Feuer berichten. Schmiedeberg. Am vergangenen Donnerstag Nach mittag hat sich bei dem Neubau des Büttner'schen Hauses ein schwerer Unfall ereignet. Fünf Arbeiter, vier Maurer und ein Handlanger, sind damit beschäftigt, eine mehrere Centner schwere Treppenstufe in die Höhe zu schaffen und bringen dieselbe auch glücklich bis auf das Gerüst; allein auf einmal brechen die Bretter und Schußriegel desselben, und die Arbeiter stürzen mit genannter Last und noch anderer Beschwerung des Gerüstes herab. Zwei derselben haben Beinbrüche erlitten, während die übrigen mit theils leichteren, theils schwereren Kopf- und Gliederverletzungen davon ge kommen sind. Ob diese Bektagenswerthen auch innerliche Beschädigungen davon getragen haben, wird deren Unter suchung ärztlicherseits ergeben. Schmiedeberg. Im verflossenen Jahre wurde der 2. September, der Tag von Sedan, in einer Weise be gangen, die allseitigen Anklang fand. Auch in diesem Jahre beabsichtigt man eine ähnliche Feier dieses Tages. Es hat sich zu diesem Zwecke in voriger Woche ein aus Mitgliedern der hiesigen drei Vereine bestehendes Comite gebildet, welches in seiner Sitzung folgendes Programm beschlossen hat. Dienstag Abend (1. Sept.) Einläuten des Festtages. Mitt woch früh Reveille und dabei Bekränzung des im Jahre 1872 aufgerichteten Denksteins. Mittags zwischen 12 und 1 Uhr Versammlung der am Kirchenzug Theilnehmenden im Gasthofe. Es werden sich an diesem Zuge der Militär-, Gesang- und Schützen-Verein, sowie die Knappschaft, der Gemeinderath, Kirchenvorstand, Jünglinge und Jungfrauen und die erste hiesige Schulklasse betheiligen. Alle Diejenigen, welche einer der genannten Genossenschaften nicht angehören, dem Gottesdienst aber beizuwohnen gedenken, Hiesige wie Auswärtige, schließen sich dem Zuge an. Gegen 4 Uhr Nachmittags findet ein allgemeines Vogel- und Sternschießen statt, während dessen die hiesige Kapelle concertirt. Ein Kinderfest fällt in diesem Jahre weg; doch wird den Kindern Gelegenheit gegeben sein, sich auf dem Festplatze verschiedenartig zu erheitern. Den