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Dienstag. Rr. «4 18. August 1874. Weißerih-Ieitung. Amts-Atatt für die KerichLs-Aemter und StadträLhe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erschein! wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit I Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Neuerdings ist wieder in Ober cunnersdorf ein der Tollwuth dringend verdächtiger Hund getödtet worden, und hat das lönigl. Gerichts-Amt und "der Stadtrath Hierselbst deshalb die bereits verfügte Hunde- sperre bis mit dem 26. October verlängert. — Wir machen die Gewerbevereins-Mitglieder auch hierdurch nochmals auf die Versammlung am Mittwoch Abend aufmerksam. — Das am gestrigen Sonntage in Glashütte ab gehaltene Gauturnfest ist ziemlich zahlreich besucht gewesen und gut verlaufen. Wir berichten in nächster Nummer unseres Blattes darüber. * Fraueitstein. Je dankbarer von dem größten Theile der hiesigen Einwohnerschaft das Bestreben der städtischen Behörden, der hiesigen ärmeren Bevölkerung einen lohnenden Industriezweig zu verschaffen, anerkannt wird, mit um so größerer Entrüstung muß die in neuerer Zeit dagegen auf tretende, von Einzelnen ausgehende, Opposition erscheinen, wie sich eine solche zu wiederholten Malen in diesem Blatte geltend gemacht hat. Als die Rabenauer Holz-Jndustrie- Aktien-Gesellschaft am hiesigen Orte versuchsweise eine Filiale errichten wollte, handelte es sich zunächst um vor läufige Beschaffung eines zu diesem Zwecke unentgeldlich zu überlassenden passenden Lokales. Dies fand sich in dem leer stehenden geräumigen städtischen Armenhause, dessen Bewohner man schon früher sämmtlich in Familien unter gebracht hatte. Mit dankenswerther Coulanz stellte denn Nun auch der hiesige Stadtrath die entbehrlichen Räume der ge dachten Gesellschaft zur Verfügung. Seitdem finden darin eine große Anzahl hiesiger Armen eine lohnende Beschäftigung; und es hätte das bisher leer stehende städtische Armenhaus wohl kaum besser und zweckmäßiger im Sinne der hiesigen Armen verwendet werden können, als dadurch, daß man ihnen in demselben eine Stätte sicherte, wo sie jederzeit bei ver- hältnißmäßig leichter Arbeit einen sicheren Verdienst finden können. Was würde man wohl gesagt haben, wenn die hiesigen städtischen Behörden die, unserer Stadt sich dar bietende günstige Gelegenheit unbenutzt gelassen hätten? Es wäre im Interesse der hiesigen Bevölkerung tief zu beklagen, wenn die Rabenauer Holz-Jndustrie-Gesellschaft sich veranlaßt sehen sollte, wegen des, um ihretwillen erhobenen Geschreies ihr Filiale von hier zu verlegen, zumal dadurch auch der städtischen Kasse ein nicht unbedeutender Einnahmeposten an kommunlichen Abgaben verloren gehen würde. Wahrlich, das geringe Opfer, welches unsere Stadt im wohlverstandenen Interesse seiner Bewohner und namentlich seiner Armen bringt, trägt so unverkennbar gute Früchte, daß nur der graffeste Egoismus oder die unverständigste Oppositionssucht sich dagegen erheben kann. Frauenstein, 15. August. Die am gestrigen Abende stattgefundene außerordentliche Versammlung des hiesigen Gewerbevereins, in welcher ein Abgeordneter zu dem, den 23. und 24. August in Riesa abzuhaltenden Kongreß der Gewerbe- und Handwerkervereine in der Person des Vereinsvorstandes, Hrn. Kantor Haupt, gewählt wurde, gewann noch dadurch ganz besonders an Interesse, daß der gerade hier anwesende und am 13. August von seiner Reise nach der Schweiz zurückgekehrte Oberlehrer an der Kreuz schule in Dresden, Hr. vr. Uhle, einen höchst anziehenden und lehrreichen Bericht über seine Reise zu geben die Güte hatte, dem alle Anwesenden mit dem größten Interesse folgten und wofür ihm der aufrichtigste Dank gezollt ward. Dresden. Unser König ist am Sonnabend von Ostende abgereist und Montag Mittag auf dem Leipzig-Dresdner Bahnhofe hier eingetroffen. Derselbe begiebt sich nach Pillnitz. Die Königin wird am 19. von Marienbad abreisen und sich zunächst zu einer Nachkur nach dem Jagdschloß Rehefeld bei Altenberg begeben. — Die Dampfschifffahrts-Gesellschaft hat in der Woche vom 2. bis 10. August 760 Dampfschifffahrten, darunter 504 Extrafahrten, von und nach der „Vogelwiese" abgehen lassen und dorthin gegen 124,000 Personen befördert. — Im hiesigen Krankenhause ist ein, vor mehreren Wochen von einem tollen Hunde gebissener 12jähriger Knabe unter entsetzlichen Qualen an der Hundwuth gestorben. Leipzig. Vom 15.—17. August hat hier der, aus 62 Vereinen mit 3335 Mitgliedern bestehende allgemeine deutsche Stenographenbund (Gabelsberger Schule) einen Congreß gehalten, verbunden mit einer Ausstellung stenographischer Lehrmittel und Erzeugnisse. — Am 2. Septbr., dem Tage von Sedan, wird im hiesigen «-chützenhause fein großes allgemeines Fest veranstaltet werden, zum Besten des Albertszweigvereins zu Möckern, sowie dessen Krankenstalion. Berlin. Die Anerkennung der spanischen Re gierung ist nunmehr erfolgt. Die Vertreter von Deutsch land, Belgien, Holland, Italien, England und Amerika haben dem spanischen Minister bereits ihre Glückwünsche dargebracht; Rußland und Oesterreich werden baldigst folgen. Der spanische Minister hat auch bereits dem deutschen Kaiser den Dank der Madrider Regierung dafür aussprechen lassen, daß die deutsche Regierung in der Anerkennungsfrage die Initiative ergriffen habe. Es hielt schwer, England und Frankreich dazu zu bewegen. Somit ist der KarliSmus jetzt in die Acht erklärt, die Lebensader ist ihm unterbunden, und wenn nament-