Volltext Seite (XML)
Dienstag. Rr. 4«. 16. Juni 1874. Weißerih-Aeitung. Amts-Matt für die Herichts-Aemter und Stadträtl-e zu DippoL'diswal'de und Krauenstein. Verantwortlicher Redactcur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch aste Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Der in Nr. 44 d. Bl. erwähnte Unglücksfall, der dem jungen hoffnungsvollen Her klotz aus Reinholdshain einen jähen Tod in den Fluthen brachte, regt die Frage: Wie kommt es, daß so wenig junge Leute schwim men können? um so lebhafter an, als es nach Versicherung Derjenigen, die mit genanntem Herklotz zugleich im Bade waren, für einen, des Schwimmens einigermaßen Kundigen gar nicht schwer gewesen sein würde, den unmittelbar neben seinem Nachbar Hinabsinkeuden zu retten. — Bei den vielen derartigen Unglücksfällen, die man in den Zeitungen liest, bleibt man aber bei gedachter Frage nicht stehen, sondern geht zu Vorschlägen über, durch welche solches Unglück ver hütet werden kann. Wir in Dippoldiswalde sind so glücklich, eine Badeanstalt zu haben, die gleichzeitig für den Schwimm unterricht eingerichtet ist; aber es fehltunsein Schwimm lehrer, und so muß man sehen, wie die meisten Knaben, die sich im Badcbecken herumtummeln, das sogenannte Hunde schwimmen üben, das ihnen niemals von Nutzen sein wird. Also uns fehlt ein Schwimmmeister. Wie wäre es denn, wenn unsere städtische Behörde eö versuchen wollte, bei dem hohen Kriegsministerium um gefällige Ablassung eines solchen auf etwa zwei Monate zu bitten? Es dürfte um so mehr eine Gewährung der Bitte zu erwarten sein, als es in dem eigenen Interesse des Kriegsministeriums liegen muß, junge Leute als Soldaten zu bekommen, die körperlich gut ausge bildet sind. Für den Fall der Genehmigung müßte dann freilich der Ort und die gesammte Umgegend recht lebhaften Gebrauch von unserer Schwimm- und Bade-Anstalt machen. Das würde für uns gelten. Andere Städte haben die Verpflichtung — und fast allerwärts ist das nöthige Wasser vorhanden — Schwimmanstalten zu errichten, wie es außer Dippoldiswalde in neuester Zeit Löbau und Zittau gethan haben. Ja, wir glauben nicht zu weit zu gehen, wenn wir eö als eine Aufgabe des Staates halten, in jedem Distrikte deö Landes von einem gewissen Umfange dafür zu sorgen, daß Schwimmanstalten eingerichtet werden müssen. Eigent lich gehört das Schwimmen zum Turnen. Begünstigt nun der Staat das Letztere auf mannichfache Weise, so wird er es beim Schwimmen eben so bereitwillig thun. (Geschäfts-Uebersicht des Borschußvereins für Dippoldiswalde und Umgegend auf Monat Mai 1874.) Einnahme: 23 — W Stammeinlagen. 7 - — - — - Eintrittsgelder. 6774 - 5 - 1 - Spareinlagen. 3571 - 10 - — - verkaufte Staatspapiere. 5b - 22 - — - Zinsen hierauf. 4905 - — - — - zurückgezahlte Vorschüsse. 77 9 ./A,: 3 N Provision. 227 - 11 - 6 - Zinsen. 15640 28 — W Sa. der Einnahme. Ausgabe: 7545 AN- — — N gegebene Vorschüsse. 5984 - — - — - Darlehne (gek. Staatspapiere.) 5509 - 17 - 3 > zurückgezahlte Spareinlagen. 103 - 9 - 9 - Zinsen. 52 - 12 - — - zurückgezahlte Stammeinlagen. 19194 9 2 N Sa. der Ausgabe. Frauenstein. Die von dem hiesigen Gewerb'everein zum 24. Juni beabsichtigte Exkursion nach Chemnitz wird, da sich eine gehörige Anzahl Theilnehmer gemeldet hat, nun be stimmt stattfinden. Voraussichtlich soll eine Maschinenfabrik, eine Spinnerei und eine Weberei besucht werden. Anmel dungen werden noch bis zum 17. Juni von den Herren Amts richter Käsemodel und Strumpfwirkermstr. Mühl ent gegengenommen; gleichzeitig sind dabei 20 Ngr. für,.Fort kommen bis Freiberg zu erlegen. Die Abfahrt erfolgt von hier aus Punkt >/s4 Uhr früh und die Weiterfahrt nach Chemnitz mit dem 7 Uhr 35 Min. von Freiberg abgehenden Zuge; die Rückfahrt Abends 7 Uhr 40 Min. Der Hand werkerverein in Chemnitz hat sich in zuvorkommendster Weise bereit gezeigt, die nöthigen Anmeldungen rc. zu besorgen und dem hiesigen Gewerbeveretne bei seinem dortigen Aufenthalte brüderlich zur Seite zu stehen. In den Nachmittagsstunden wird ein geselliges Beisammensein in der Schloßrestauration oder, bei ungünstigem Wetter, im Gasthof „zur Linde," wo selbst auch ein gemeinschaftliches Mittagsmahl eingenommen werden soll, stattfinden. Möge ein heiteres Wetter die Exkursion begünstigen! Dresden. Für den 18. Juni (Donnerstag) ist von den in UvanMliois beauftragten Staatsministern eine außer ordentliche evangelisch-lutherische Landes-Shnode berufen worden, „zur Erfüllung der, im Shnodalabschiede vom 7. Juni 1871 ertheilten Zusage, und zur Erledigung einiger anderen dringlichen Gegenstände." — Man hört, daS Kirchenregiment werde der Shnode keine Vorlage bezüglich der Civilehe machen; wohl aber stehe zu erwarten, daß diese Frage von der Shnode selbst aus in Anregung gebracht und so dem Ministerium Gelegenheit gegeben werde, sich über seine eventuelle Haltung zu derselben auszusprechen. — Im Landtage beschäftigte sich die 2. Kammer mit Petitionen um Herstellung von Eisenbahnanlagen auf Staatskosten. Die für eine dritte Bahn von Dresden nach Leipzig (über Wilsdruff) gerichtete Petition ließ man „auf sich beruhen." — In der 1. Kammer wurde u. A. Bericht erstattet über verschiedene Aenderungen in der Einrichtung