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— — -- G Freitag. Rr. 3». 17. April 1874. Weißerih-Iettung. Amts-Akatt für die Herichts-Aemtcr «nd Stadträthe zu Dippoldiswatde und Araumstein. Vcrantwottlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Unser Jahrmarkt hat bei wahr haftem Sommerwetter stattgefunden — am Abend zog sogar ein Gewitter vorüber, das fruchtbaren Regen mttbrachte. Aber das Wetter war das einzige Gute an dem Jahrmärkte, denn der weitaus größte Theil der Verkäufer war mit den Geschäften nicht recht zufrieden; obgleich viele Menschen hier waren, fehlten doch die Käufer. — Der 13. April war ein Ehren- und Festtag für einen Theil unserer tapferen sächsischen Armee, und damit auch des sächsischen Volkes. Vor 25 Jahren hatten sächsische Truppen einen ruhmvollen Antheil an einem der heißesten Gefechte im damaligen Kriege Deutschlands mit Dänemark: der Erstürmung der Düppeler Schanzen. Damals bestand auch unser jetzt regierender König als noch junger Prinz in der Stellung eines Hauptmannes seine erste Waffenthat, über welche der General Graf v. Holtzendorff in seiner „Geschichte der leichten sächsischen Infanterie" Folgendes berichtet: In dieser Zeit erschien plötzlich der dem Stabe des Generals v. Prittwitz beigegebene Prinz Albert bei dem Bataillon und wurde von den Schützen mit einem dreimaligen Hoch empfangen. Hierdurch aufmerksam gemacht, wendeten sich die feindlichen Geschütze alle gegen diesen Punkt. Mitten unter den dicht einschlagenden Kugeln und ungeachtet mehrerer erhaltener Mahnungen zur Rückkehr, blieb der junge ritterliche Prinz bei seinen Sachsen so lange, bis ihn ein bestimmter Befehl des Generals v. Prittwitz zu demselben nach dem Windmühlenberge rief. Unsere wackeren Sachsensöhne haben an diesem Jubel tage unter ungünstigsten Verhältnissen ihre Schuldigkeit gethan; es ward ihnen auch die Genugthuung, daß sie, noch ehe der Jubeltag kam, neue Lorbeeren errangen unter dem Banner des, unter Einem Haupt geeinigten Deutschlands. — Zur Erinnerung an den 13. April 1849 hat denn unser König Albert ein Erinnerungskreuz gestiftet, das von allen Betheiligten getragen werden soll. (S. die betr. Bekannt machung des KriegsministeriumS.) Dresden. Au« Anlaß des 25jährigen Gedenktages der Erstürmung der Düppeler Schanzen durch die Sachsen und Baiern fand am 13. April bei Sr. Maj. dem König Albert ein Empfang der hiesigen Generalität statt. Im Namen derselben richtete der Kriegsminister v. Fabrice eine beglückwünschende Ansprache an den König, welcher darauf seinen Dank und Anerkennung für die Haltung der Armee und ihrer Führer in damaliger und späterer Zeit aussprach. Die Veteranen aus jener Zeit feierten den Jubeltag durch ein Fest. — Das neu errichtete königl. Gymnasium zu Neu stadt-Dresden wird am 27. April eröffnet werden. — Das kaiserliche General-Postamt ersucht das Publikum, bei Frankirung der Briefe die erforderlichen Frankomarken stets auf die obere rechte Ecke der Adreßseite der Briefe zu kleben. — Während der letzte» stürmischen Tage sind von Meißen bis Magdeburg über 20 Schiffe auf der Elbe zu Schaden gekommen und zum Theil gesunken. Glashütte. In unserer Uhrenindustrie ist jetzt auch „Me Zeit" eingetreten. Der Geschäftsgang ist ein flauer, hauptsächlich veranlaßt durch die kriegerischen Wirren in Spanien und auf Cuba, wohin sonst ein bedeutender Theil unsres kostbaren Fabrikates Absatz fand. Man erzählt sich, daß ein hiesiges Fabrikhaus um das Schicksal zweier Sendungen mit Uhren nach der insurgirten Insel Cuba sehr in Sorge schwebt. Pulsnitz. Mehrere hiesige Einwohner haben dem Fürsten Bismarck zu seinem Geburtstag einen riesigen Pfeffer kuchen verehrt, 1»/4 Elle lang, 1^ Elle breit und 4 Zoll dick, von feinster Qualität, mit einem Lorbeerkranz aus Citronat und Widmung aus Zuckerguß. Der Fürst hat den Absendern seinen verbindlichsten Dank aussprechen lassen. Berlin. Die Sitzungen des Reichstages am 13. und 14. April waren wegen der stattfindenden Berathungen über das Reichs-Militärgesetz äußerst erregt und zahl reich besucht; am Tische des Bundesrathes saßen 35 Bevoll mächtigte und Commissare, die Tribünen waren überfüllt. Da der Ausgang der Debatten schon im Voraus unwider ruflich besiegelt erschien, so war die Spannung bei denselben nicht die früher erwartete. Der Kriegsminister v. Kameke verlas eine Erklärung der verbündeten Regierungen, aus der hervorging, daß die 7jährige Periode der Friedensstärk des deutschen Heeres die Billigung des Bundesrathes erfahren habe. Mit der Berathung de« wichtigen 8 1 kam man am 14. zu Ende und die Abstimmung über denselben ergab, daß die Dauer des verlangten Präsenzstandes auf 7 Jahre fest gesetzt ward; der 8 ward mit 224 gegen 146 Stimmen angenommen und damit auch das ganze Gesetz im Großen und Ganzen entschieden. — Feldmarschall Graf Wrangel feierte am 13. April in voller Rüstigkeit und unter allgemeiner ehrender Lheilnahme seinen 90. Geburtstag. Der Kaiser und die Kaiserin, das kronprinzliche Paar und die Prinzen gratulirten persönlich; Stadtrath und Stadtverordnete brachten dem greisen Ehren bürger die Glückwünsche der Hauptstadt. — Am 14. April ist der Erzbischof von Posen, LedochowSky, vom königl. Gerichtshöfe für kirchliche An gelegenheiten auf Grund von 8 24 des Gesetzes vom 12. Mai 1873 zur Amtsentsetzung verurtheilt worden.