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Dienstag. Rr. 29. 14. April 1874. Weißerih-Ieitmrg. Amts-Matt für die Kerichts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Arauenstein. Verantwortlicher Ncdacteur: Carl Ichnc in Mppoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zn beziehe» durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bcdcntcnden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Taftesgeschichte. Dippoldiswalde. Die für den 4. und 5. Juli pro- jectirte Landwirthschafts- und Gewerbe-Ausstellung hierselbst wird bereits acht Tage früher, also am 27. und 28. Juni, abgehalten werden. Es findet nämlich vom 2. bis 5. Juli in Leipzig eine allgemeine Versammlung sächsischer Landwirthe statt, welche von Mitgliedern des hiesigen und umliegender Vereine, der Kreisvereinsvorstände rc. besucht werden wird, woraus unserer Ausstellung sonach wesentlicher Abbruch geschehen würde. — Das Programm zu letzterer wird in nächster Zeit durch eine Beilage dieser Zeitung ver öffentlicht werden. Reichstädt. Ani 10. dss. fand hier an der Stelle der vormaligen sog. Kahlehöhenkirche eine einfache Feier zur Einweihung eines Denkmals statt, das die hiesige Kirchengcmeinde zum Gedächtnis; an die abgetragene Kirche und, damit der Ort, darauf sie stand, fort und fort eine „heilige Stätte" bleibe, errichtet hat. Der Feier wohnten nicht nur Glieder der hiesigen Gemeinde, sondern auch solche aus den umliegenden Ortschaften bei, aus denen seiner Zeit zu den in der Kahlehöhenkirche abgehaltenen Gottesdiensten Andächtige in großer Zahl und gern gekommen waren. Der Pfarrer vr. Richter weihte nach dem Gesang eines Lieder- verfes und nach einer kurzen Ansprache, der das Wort zu Grunde gelegt war: „wie heilig ist diese Stätte!" das ein fache, aber würdig hergestellte Denkmal. Der Gesang einiger Liederverse beschloß dann die Feier. — Das Denkmal selbst, ohne Sockel und Aufsatz ca. 1 Meter hoch und 20 Zoll im Quadrat, ist aus Sandstein (vom Bildhauer Büttig in Döbra) gefertigt und hat auf der Vorderseite die Inschrift: Zum Gedächtnis; an das hier Jahrhunderte lang gestandene und im Jahre 1872 abgebrochene Kahlehöhenkirchlein zu de» vierzehn Nothhelfern errichtete dieses Denkmal im Jahre 1874 die Kirchengemeinde zu Reichstädt. Auf der Rückseite dagegen findet sich folgender Vers: „Hier, wo Jnhrlmndertc das Gottcswort erklungen, Hier, wo manch Hallelujah Gotte ward gesungen; Hier, wo der Friede Gottes Tausende umwehte, Wo manches Herz zu Gott im Himmel flehte: Hier sprich auch Du: wie heilig ist doch diese Stätte! Und dast der Friede Gottes Dir auch werde, bete!" Aufgestellt ist das Denkmal auf einem an der Stelle der vormaligen Kirche aufgeworfenen und planirten und genau den Umfang derselben einhalte,rden Erdhügel. Werden nun noch Bäume unmittelbar um das Denkmal und an den Seiten des erwähnten Erdhügels gepflanzt sein, was in den nächsten Tagen geschehen sein soll, so wird die Stätte der vormaligen Kahlehöhenkirche einen ebenso freundlichen als würdigen Eindruck machen und Zeugniß dafür ablegen, daß die hiesige Kirchengemeinde mit großer Pietät an dem Kirchlein gehangen und diese Pietät auch jetzt, da es vom Erdboden verschwunden ist, treulich bewahren will. Es sind seiner Zeit wegen der Verwendung, die das aus dem Abbruch der Kirche gewonnene Material gefunden hat, sehr verschiedene und zu einem guten Theil sehr miß liebige Urtheile über die hiesige Kirchengemeinde gefällt worden. Ein Blick auf den nunmehrigen Zustand des Platzes, auf dem die Kirche stand, wird jetzt diese Urtheile am besten berichtigen oder widerlegen. Man hat auch hierorts in der Angelegenheit keine Worte machen, sondern lieber Thateu reden lassen wollen. Nur soviel sei, nun die Angelegenheit zu dem erwünschten Abschluß gekommen ist, noch ausdrücklich bemerkt, daß der Abbruch der Kirche schon längst, auch feiten der hiesigen Gemeindevertretung, beschlossene Sache war, ja daß der Commissar, den die Königl. Kreisdirection seiner Zeit zur Begutachtung über die Kirche hierher entsandt, den Abbruch auf das Bestimmteste empfohlen hatte; daß aber dann, als die Gemeinde das Verfügungsrecht über die Kirche abgetreten hatte und in Folge davon am Ende das be treffende Baumaterial in einer Weise verwendet wurde, die Vielen befremdlich erschien, es nicht in der Macht der Ge meinde stand, daran etwas zu ändern. Die Vertretung derselben hat aber wenigstens, freilich vergebens, gethan, was sie thun konnte, uni eine solche Aenderung herbeizuführen. Dresden. Wenn der jetzt vertagte sächsische Land tag wieder zusammentreten wird, ist noch nicht bestimmt; es wird sich dies nach dem Fortgänge der Reichstagsarbeiten richten, und hofft man, daß es möglich sein wird, in den letzten Tagen des April den Landtag wieder zusammentreten zu lassen. — Im königl. sächs. Justizministerial-Blatte erläßt das Justizministerium eine Verordnung an die Gerichtsämter, die aus Anlaß der bevorstehenden Trennung der Justiz von der Verwaltung erforderlichen Vorbereitungen betreffend, wornach in erster Linie die Ausscheidung und Ordnung der, in Ver waltungssachen ergangenen Akten behufs ihrer künftigen Ab gabe an die neu zu bildenden Amtshauptmannschaften gehört. — Der Dresdener Gewerbeverein veranstaltet vom Juni bis September nächsten Jahres eine Ausstellung für ge werbliche und industrielle Erzeugnisse aus Hem Königreich Sachsen. (Die betreffende vorläufige Anzeige veröffentlichen wir in nächster Nummer unseres Blattes. D. Red.) Berlin. Der am 9. April wieder zusammengetretene Reichstag wird sich in nächster Zeit mit vielen wichtigen